TTiemann stellvertretende Landrätin - FWG irritiert mit Vergangenheitsbewältigung

Gratulation und Blumen: Landrat Kai Seefried (CDU) beglückwünscht Petra Tiemann (SPD) zur Wahl als neue zweite stellvertretende Landrätin. Foto: Wisser
Eigentlich ist die Wahl der zweiten stellvertretenden Landrätin eine Formsache. Im Kreistag sorgte die FWG bei diesem Tagesordnungspunkt aber für Stirnrunzeln - weil sie einen zwölf Jahre alten Fall zum Thema machte.
Landkreis. Der Landkreis Stade hat eine neue zweite stellvertretende Landrätin. Der Kreistag wählte die SPD-Abgeordnete Petra Tiemann (67) ins Amt. Die langjährige Landtagsabgeordnete folgt ihrem Parteifreund Michael Ospalski aus Harsefeld. Der hatte den Job acht Jahre lang gemacht. Den Wechsel hatte die SPD bereits zum Start der laufenden Legislaturperiode verabredet. Erste stellvertretende Landrätin bleibt die CDU-Landtagsabgeordnete Birgit Butter.
Routineabstimmung plötzlich geheim
Überraschend beantragte die Freie Wählergemeinschaft (FWG) eine geheime Wahl für diese Position. Da die Besetzung in der Regel unstrittig ist, sind geheime Wahlen eher die Ausnahme. Die erste Stellvertretung stellt immer die stärkste Fraktion, die zweite die zweitstärkste Fraktion.
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Völlig überraschend fiel dann die Begründung für die geheime Wahl aus. Mitglieder seiner Fraktion hätten das gefordert, so der FWG-Fraktionsvorsitzende Uwe Arndt. Sie hätten dies damit begründet, dass sie mit Aussagen von Petra Tiemann zum Fall der Abschiebung einer Familie aus Fredenbeck nicht einverstanden gewesen seien. Aber: Dieser Fall hat sich 2012 abgespielt.
Rechnung wird nach zwölf Jahren beglichen
Das ist jetzt zwölf Jahre her. Damals sorgte die nächtliche Abschiebung der Familie in den Kosovo besonders aufgrund der kleinen Kinder für eine breite Diskussion und große Empörung. Übrigens: Die Familie lebt inzwischen, gut integriert, schon lange wieder in Fredenbeck. In der geheimen Abstimmung bekam Tiemann 32 Ja-Stimmen. Neun Kreistagsabgeordnete stimmten mit Nein, acht enthielten sich.
Petra Tiemann nahm es gelassen. Die geheime Abstimmung sei demokratisches Recht und völlig in Ordnung. Aber: „Wenn ich vor zwölf Jahren etwas gesagt habe, was heute noch nachwirkt, hätte ich mir den Mut gewünscht, dass derjenige damals das Gespräch gesucht hätte.“
Stefan Schimkatis übernimmt den Ausschuss
Petra Tiemann, die dem Kreistag seit 2011 angehört, war bereits von 2011 bis 2016 zweite stellvertretende Landrätin. Weil die stellvertretende Landrätin auch Mitglied im Kreisausschuss sein muss, rückt sie ins Gremium nach. Außerdem gibt sie den Vorsitz des Ausschusses für Gesundheit, Soziales und Sport an ihren Parteikollegen Stefan Schimkatis ab.
Die stellvertretenden Landrätinnen agieren ehrenamtlich und unterstützen den Landrat bei repräsentativen Aufgaben. Vertreter des Landrates in seiner Funktion als Leiter der Kreisverwaltung ist der Erste Kreisrat Thorsten Heinze.