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TTod nach Dooring-Unfall: 7 wichtige Fakten zur Gefahr für Fahrradfahrer

Alptraum Dooring-Unfall: Solche brenzligen Situationen haben schon viele Radfahrer erlebt. In Bremerhaven endete einer sogar tödlich.

Alptraum Dooring-Unfall: Solche brenzligen Situationen haben schon viele Radfahrer erlebt. In Bremerhaven endete einer sogar tödlich. Foto: Marijan Murat

Ein 63-jähriger Mann fährt mit dem Pedelec auf der Straße. Ein Autofahrer öffnet seine Tür - es kommt zur tödlichen Kollision. Wie gefährlich ist das „Dooring“ - und wie kann man es verhindern?

Von Maike Wessolowski Freitag, 28.02.2025, 05:50 Uhr

Bremerhaven. In mühevoller Kleinarbeit hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Bremerhaven die anonymisierten Unfallberichte der Polizei mit Blick auf Radfahrer ausgewertet. Der Blick geht zurück ins Jahr 2023: Die Zahl der Unfälle hat gegenüber 2022 leicht abgenommen, aber nicht die Zahl der Verletzten.

Eine Unfallart wird zum Problem: Dooring. Darunter fallen Unfälle, bei denen der Radler von der geöffneten Tür eines Kraftfahrzeugs erfasst wird. Die Daten ermittelt der ADFC, nachdem die Polizei Bremerhaven dem Verein die anonymisierten Unfallberichte übermittelt hat. Deshalb stammen die jüngsten Zahlen aus 2023.

1. Zahl und Schwere der Fahrradunfälle

228 gemeldete Radunfälle gab es. Danach waren 199 Erwachsene und 31 Minderjährige betroffen. 18 Kraftfahrende, 9 Radler und 1 Fußgänger begingen Unfallflucht, so dass deren Daten nicht analysiert werden können.

Bei den erwachsenen Radfahrenden gab es 145 Verletzte (126 leicht, 18 schwer, einer tödlich). Bei Minderjährigen traten 14 Mal leichte und einmal schwere Verletzungen auf. Zu den insgesamt 160 verletzten Radfahrern kamen noch zwei leicht verletzte Fußgänger.

2. Die häufigsten Unfallursachen

Die Unfallursachen haben sich im Vergleich zu 2020 und 2022 nicht wesentlich verändert. Es gab weniger Fälle, in denen das Fahren bei „Rot“ von Autos zum Unfall führte.

Die meisten Fahrradunfälle geschahen als Alleinunfälle, gefolgt von Unfällen beim Abbiegen und weil Autofahrer beim Losfahren unaufmerksam sind.

Unfälle durch Stürze und Unaufmerksamkeit spielten unverändert eine bedeutsame Rolle. Eine deutliche Zunahme gibt es bei den „Dooring“-Unfällen, sie sind auch für Schwerverletzte und den benannten Todesfall im Mai 2023 verantwortlich.

Der Mann fuhr auf seinem Elektrofahrrad auf der Wurster Straße. Als er an einem geparkten Pritschenwagen vorbeifuhr, öffnete dessen Fahrer plötzlich die Tür.

Der Radfahrer konnte nicht mehr ausweichen, prallte gegen die Tür und stürzte auf die Fahrbahn. An den schweren Kopfverletzungen verstarb er einige Wochen später.

3. Unfälle nach Rad und Geschlecht

Wichtige Erkenntnisse: Männer sind deutlich häufiger in Radunfälle verwickelt (139 Männer, 58 Frauen) und verursachen diese auch häufiger als Frauen. Die Zahl involvierter Pedelec-Fahrender ist in etwa gleich geblieben. Besonders erlitten ältere Menschen schwere Verletzungen.

4. Die Unfallschwerpunkte in Bremerhaven

Vier örtliche Unfallschwerpunkte wurden aus den Zahlen aller vergangenen Erhebungen seit 2016 herausgearbeitet. Am meisten Unfälle passierten in der Lange Straße, Am Nordhafen (Bahnschienen), an Parkplatzausfahrten der Märkte Elbestraße und im Kreisel Rickmers-/Pestalozzistraße.

Allerdings hat sich 2023 in der Elbestraße kein Unfall ereignet. Der ADFC führt das auf bessere Pflege der Sicht-behindernden Büsche zurück. Die Unfallschwerpunkte Columbusstraße/Borriesstraße (+2), Rickmers-Kreisel (+1), Lange Straße (+2) und Am Nordhafen (+3) haben sich bestätigt. „Für den Kreisel in der Rickmersstraße wünschen wir uns eine rote Fahrbahnmarkierung“, erklärt Hans Schmeck-Lindenau, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bremerhaven.

5. Was der ADFC fordert – von Stadt, Polizei und Bürgern

Was Schmeck-Lindenau aus den Zahlen liest: „Die Stadt muss die Infrastruktur ausbauen, so dass mehr attraktive und gefahrenärmere Radwege entstehen.“

Gute Beispiele seien „FahrGrad 8“ oder die in Ausbau befindliche Nordtrasse (Leher Friedhof). Das erfordere Geld und Planungskapazitäten in den Ämtern.

„Es fehlt noch der Spirit in der Stadt, durch den der Radverkehr als etwas Positives dargestellt werden sollte“, wünscht sich Schmeck-Lindenau. Anderswo gäbe es Rücksichtkampagnen und Fahrradmarketing.

Leider werde zu wenig gegen Radwegblockaden vorgegangen – die Polizei wertet diese als ruhenden Verkehr, für den sie nicht zuständig sei.

Auch Radfahrer können mehr für ihre Sicherheit tun: Bei Älteren führe eine ungesunde Kombination zu besonders schweren und tödlichen Unfällen: Fahrer über 65 Jahre ohne Helm auf dem Pedelec. Zudem gebe es zu viele Menschen, die die Verkehrsregeln nicht kennen. Daher sei Verkehrserziehung wichtig.

6. Radfahrer: Problemmelder des ADFC füttern

Jeder, der im Radverkehr Probleme hat, kann einen Hinweis an office.bremerhaven@adfc-bremen.de senden. Die Auswertung führe oft dazu, dass gefährliche Ecken entschärft werden.

7. Gefahr der Tür und was man tun kann

Als neuer Schwerpunkt hat sich die nördliche Hafenstraße gezeigt. Dort ist der Radfahrstreifen sehr schmal und es gab die benannten Tür-Unfälle.

Was kann man dagegen tun? Schmeck-Lindenau wünscht sich eine Aufkleber-Aktion, die Autofahrer beim Türöffnen an Radfahrer erinnert. Auch müsse der „holländische Handgriff“ bei Autofahrern bekannter werden (siehe Video). Radfahrer sollten einen Meter Abstand zu längs parkenden Autos halten.

Dieser Handgriff kann Radfahrern das Leben retten

Sogenannte Dooringunfälle sind keine Seltenheit im Straßenverkehr. Immer wieder werden Radfahrer verletzt. Mit nur einem Handgriff können diese Unfälle verhindert werden: dem Holländischen Handgriff.

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