Zähl Pixel
Vierfach-Mord

TPatronenhülsen im Kinderbett: Angeklagter Soldat schaut sich Tatort-Fotos genau an

Die Festnahme erfolgte in der Nähe der Rotenburger Kaserne.

Die Festnahme erfolgte in der Nähe der Rotenburger Kaserne. Foto: Sina Schuldt

Florian G. soll aus Hass und Rache geschossen haben. Im Prozess um den Vierfach-Mord von Scheeßel kommen immer mehr Details zur Mordnacht ans Licht.

Von Wiebke Bruns Freitag, 29.11.2024, 18:55 Uhr

Verden. Ein vor dem Doppelhaus in Brockel aufgefundener Metallstift mit einem Ring, wie er zur Sicherung einer Granate passen würde, rief nach dem Mord an einer 33 Jahre alten Frau und ihrer dreijährigen Tochter, Delaborierer auf den Plan. Es galt abzuklären, ob der Täter unter dem Auto der Frau möglicherweise eine Sprengvorrichtung angebracht haben könnte.

Dies kam am Freitag erstmalig in dem Mordprozess gegen den Soldaten Florian G. durch Verlesen eines Spurensicherungsberichtes zur Sprache. Gefunden hatten Polizeikräfte aus dem Heidekreis außerdem eine Abdeckplatte, die zu einer Handgranate hätte passen können, und einen „ausgebrannten Nebeltopf“, der unter dem Auto gelegen habe. Der Verdacht auf Granaten bestätigte sich diesem Bericht zufolge nicht.

Gefunden wurde draußen zudem der Hammer, mit dem augenscheinlich das Badezimmerfenster eingeschlagen worden war. Gesicherte Schuhspuren führten zu dem Fenster und draußen lagen fünf Patronenhülsen. Passend zu den Einschüssen in die Badezimmertür mit einem Sturmgewehr.

Der wegen einer Mordserie Angeklagte betritt den Gerichtssaal des Landgerichts Verden. Der angeklagte Bundeswehrsoldat soll vier Menschen getötet haben.

Der wegen einer Mordserie Angeklagte betritt den Gerichtssaal des Landgerichts Verden. Der angeklagte Bundeswehrsoldat soll vier Menschen getötet haben. Foto: Schuldt

Fotos aus dem Haus zeigten weitere Hülsen im Zimmer der dort in den Armen ihrer Mutter erschossenen Dreijährigen. Hülsen im Kinderbett, neben einem Kuscheltier, neben einer Puppe. Und auf dem Bett und an der Wand die Spuren des Verbrechens.

Soldat schaut sich die Bilder der Mordnacht genau an

Florian G., der sich immer noch nicht zu den Morden an Mutter und Kind sowie an dem neuen Freund seiner Ehefrau und an dessen Mutter in Westervesede geäußert hat, schaute sich auch diese Bilder der Mordnacht zum 1. März 2024 genau an. Wieder wurde er für eine nur knapp 45-minütige Verhandlung aus der Justizvollzugsanstalt Bremervörde morgens nach Verden gefahren und nach Sitzungsende wieder zurück.

Es war der zwölfte Verhandlungstag und in diesem sogenannten „Sprungtermin“, der zur Fristwahrung dienen sollte, wurden nur Berichte verlesen, beziehungsweise die darin befindlichen Fotos gezeigt. Hintergrund ist, dass Akteninhalte in den Prozess eingeführt werden müssen, um diese später bei der Urteilsfindung berücksichtigen zu können. Wenn es sehr viele Unterlagen sind, werden oft „Selbstleseverfahren“ angeordnet. Dann erhalten alle Verfahrensbeteiligten die Unterlagen in Kopie und müssen diese bis zu einem vorher festgelegten Termin lesen.

Ehemalige Schwägerin des Angeklagten soll aussagen

Zu dem nächsten Verhandlungstag am Mittwoch, 4. Dezember, ab 9 Uhr, ist die ehemalige Schwägerin des Angeklagten geladen, teilte am Ende der Sitzung der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk mit. Dann werde es unter anderem um das Hausverbot gehen, das der Angeklagte dem später erschossenen neuen Freund seiner Frau kurz vor den Taten ausgehändigt habe.

Wegen dabei ausgesprochener Beleidigungen sollen der 30 Jahre alte Westerveseder und die damalige Ehefrau des Angeklagten den heute 33-Jährigen angezeigt haben. Nach einer Gefährderansprache durch die Polizei war es zu den Taten gekommen.

Weitere Artikel