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Prozess

TTodesschüsse von Scheeßel: Soldat betrachtet entsetzliche Leichen-Bilder genau

In der Nacht zum 1. März soll den Ermittlern zufolge ein 32 Jahre alter Bundeswehrsoldat vier Menschen in den Gemeinden Westervesede und Brockel erschossen haben.

In der Nacht zum 1. März soll den Ermittlern zufolge ein 32 Jahre alter Bundeswehrsoldat vier Menschen in den Gemeinden Westervesede und Brockel erschossen haben. Foto: Sina Schuldt/dpa

Auch am dritten Verhandlungstag wurden grausame Details zum Vierfach-Mord öffentlich, diesmal aus Westervesede. Florian G. soll vier Menschen aus Hass und Rache erschossen haben.

Von Wiebke Bruns Dienstag, 10.09.2024, 16:09 Uhr

Scheeßel/Verden. Diese Woche hätte die in der Nacht zum 1. März 2024 in Westervesede erschossene Frau ihren 56. Geburtstag feiern können. Doch stattdessen wurden am Dienstag im Schwurgerichtssaal des Verdener Landgerichts Fotos ihres Leichnams am Tatort gezeigt.

Und Florian G., der sich in dem Prozess für die Morde an vier Menschen, darunter ein dreijähriges Kind, verantworten muss, verzog wieder keine Miene. Der 33-Jährige hörte aufmerksam zu und schaute auch bei diesen entsetzlichen Bildern genau hin.

Der dritte Verhandlungstag war wieder nur ein Kurztermin. Eine halbe Stunde voller grausamer Fakten, denn es ging um die Leichenfundortbesichtigung durch Rechtsmediziner am ersten Tatort Westervesede.

Dort soll der Soldat aus Rache und Hass erst die 55-Jährige in ihrem Bett erschossen haben, dann ihren 30 Jahre alten Sohn, der damals eine Einliegerwohnung im Obergeschoss bewohnte. In anderen Räumen des Hauses sollen sich zum Tatzeitpunkt Sohn und Vater des 30-Jährigen aufgehalten haben. Körperlich blieben sie unverletzt.

Rechtsmediziner aus Hamburg kommen ins Dorf

Zur äußeren Leichenschau und für eine erste Einschätzung der Todeszeiten waren am selben Tag Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf in die kleine Ortschaft im Kreis Rotenburg gekommen. Wenige Stunden nach der Tat konnte die Polizei die Mediziner über erste Erkenntnisse informieren.

Der nun angeklagte Soldat hatte sich bereits gestellt. Laut Anklage hat er nach den beiden Morden in Westervesede nur wenige Kilometer weiter in Brockel die beste Freundin seiner damaligen Ehefrau und die dreijährige Tochter der Freundin erschossen.

Nach Zerschlagen von Glas in der Haustür des Einfamilienhauses in Westervesede habe der Täter die Tür öffnen und sich so Zutritt verschaffen können. Dann habe er zunächst die 55-Jährige erschossen. Die Auffindesituation ihres Leichnams spricht dafür, dass sie im Schlaf getötet worden ist. Um 3.28 Uhr seien der Polizei „schussverdächtige Geräusche“ gemeldet worden.

30-Jähriger durch mehrere Schüsse getötet

Die Polizei vermutete damals schon, dass der 30-jährige Sohn oben im Haus von den Schüssen alarmiert gewesen sei. Auf dem Weg ins Obergeschoss seien von der Treppe zwei Schüsse auf die Wohnungstür abgefeuert worden.

Zwischen Wohn- und Essbereich wurde der 30-Jährige mit mehreren Schüssen getötet. Ein „extensives Verletzungsmuster an der Körpervorderseite“ stellten die Rechtsmediziner fest, aber keinerlei Abwehrverletzungen.

Soldat soll mehrere Molotowcocktails hergestellt haben

Auf der Terrasse des Hauses habe sich ein Molotowcocktail befunden. Insgesamt vier dieser Benzinbomben soll Florian G. laut Anklage vor den Taten hergestellt haben. Gesichert werden konnten außerdem mindestens eine Patronenhülse und ein Projektil. „Tief in die Betonwand reichende Schusslöcher“ wurden laut dem am Dienstag verlesenen Bericht festgestellt.

Eine Flasche steht in der Tür eines Autos in der Nähe der Rotenburger Kaserne.

Eine Flasche steht in der Tür eines Autos in der Nähe der Rotenburger Kaserne. Foto: Schuldt

Drei Wochen wird der Prozess nun urlaubsbedingt pausieren. Weitergehen soll es am Dienstag, 1. Oktober, um 13 Uhr.

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