TTöpferboom: Keramikmeisterin eröffnet Werkstatt in Ahrenswohlde

Mit Gefühl und sanfter Kraft: Keramikmeisterin Jorina Strelow lässt sich an der Töpferdrehscheibe gerne über die Schulter schauen. Foto: Laudien
In den 1960er Jahren war das Keramik-Handwerk vom Aussterben bedroht. Jetzt liegen Töpferkurse wieder voll im Trend. Was ein junges Paar aus Bayern in Ahrenswohlde plant.
Ahrenswohlde. Keramik-Videos im Netz und hippe Studios, die Töpferkurse mit Yoga verbinden - Töpfern ist das neue Pilates, meldete vor einiger Zeit die „New York Times“ zu dem neuen Trend. Auch in Ahrenswohlde macht diese Bewegung jetzt Schule. Jorina Strelow (33) und Johannes Gutsche (41) lassen in einem ehemaligen Hofladen die jahrtausendealte Töpfer-Technik aufleben.

Einst Bioladen, jetzt Töpferwerkstatt für Keramik und Töpfer-Kurse. Foto: Laudien
Das Paar hat das Handwerk von der Pike auf gelernt, bietet vielfältige Keramik-Gegenstände und startet mit Töpferkursen durch. Anfänger beginnen meistens mit Ton-Platten oder -Wulsten. Dank dieser Methoden können durchaus schöne Werke gefertigt werden. Etwas mehr Übung bedarf es hingegen beim Töpfern an der Drehscheibe - wie sich beim TAGEBLATT-Besuch zeigte.

Eine getöpferte Kanne, die garantiert nicht tropft, das beweisen die beiden Keramiker Jorina Strelow und Johannes Gutsche in ihrer Werkstatt in Ahrenswohlde. Foto: Laudien
Es ist faszinierend, einem Profi wie Jorina Strelow über die Schulter zu schauen und zu beobachten, wie die junge Keramikmeisterin und -designerin scheinbar mühelos mit ihren Händen einen Tonklumpen in einen wohlgeformten Krug verwandelt. Als Einsteiger wird einem jedoch beim ersten eigenen Versuch schnell klar, dass es sich beim Drehen an der Töpferscheibe um eine hohe Kunst handelt, die nicht nur Geduld, sondern vor allem auch Übung erfordert.
Anfänger tut sich schwer an der Töpferscheibe
„Das lernt man nicht an einem Tag“, beruhigt die Keramikmeisterin. Das Zusammenspiel von Händen und Körpereinsatz sowie ein gefühlvoller Druck auf die feuchte Tonmasse erfordern hohe Konzentration. Vergessen sind Alltagshektik und Termine. Die Töpferscheibe rotiert - auch das Kopfkino mit Erinnerungen an die sinnliche Töpferscheibenszene in dem Film „Ghost - Nachricht von Sam“. Dank versierter Hilfestellung der jungen Keramikmeisterin entsteht geradezu mystisch schon beim ersten Mal eine kleine selbst getöpferte Schale.

Aus einem Klumpen Ton wächst an der Töpferscheibe ein Krug in die Höhe. Foto: Laudien
„Ich mag das Töpfern an der Drehscheibe. Es hat etwas Gefühlvolles und Kreatives und ist geradezu meditativ. Man muss sich total darauf fokussieren und kann dabei wunderbar abschalten“, erklärt die 33-Jährige. Verve hat sie ihre Werkstatt genannt. Das bedeutet, mit Begeisterung und Schwung bei einer Tätigkeit zu sein. Es stehe für eine künstlerisch kreative Leichtigkeit und ein positiv beschwingtes Lebensgefühl, erklärt die Keramikerin.
Eigentlich wollte die gebürtige Buxtehuderin nach dem Abitur beruflich in Richtung Pädagogik und Psychologie gehen. Doch dann habe sie sich spontan für das Handwerk mit einer Keramiklehre in Thüringen entschieden. Nach dreijähriger Ausbildung und einem Gesellenjahr ging sie an die Keramikschule in Landshut, die nahezu einzige dieser Art in Deutschland, und machte in Bayern ihre zweijährige Meisterausbildung.
Meister-Ausbildung an der Keramikschule in Bayern
Hier lernte sie nicht nur die Perfektion des Töpferns kennen, sondern auch ihren Lebenspartner und Keramiker Johannes Gutsche aus Ludwigsburg. Inzwischen sind die beiden Eltern eines 14 Monate alten Sohnes. Anfang des Jahres zog die junge Familie von Bayern in den Norden. Auf der Suche nach Räumlichkeiten für eine Töpferwerkstatt wurden sie auf dem Biohof Meibohm in Ahrenswohlde fündig. Der ehemalige Hofladen bietet optimale Bedingungen mit viel Licht und eine Wohnung für die junge Familie.

Tassen, Teller, Schalen - in den Regalen findet sich vielfältiges Geschirr Foto: Laudien
Das Töpfer-Paar ist auf Geschirr aus Keramik und Porzellan spezialisiert. Zu ihrem Sortiment gehören Vasen, Becher, Krüge, Teller, Schalen - „und Kannen, die garantiert nicht tropfen“, betont die junge Keramikmeisterin. In einem elektrischen Ofen werden die getöpferten Gegenstände gebrannt. „Das Timing ist besonders wichtig“, sagt Johannes Gutsche. Der Ton muss langsam trocknen und verwandelt sich durch die 900 bis 1200 Grad heißen Brennvorgänge zu steinhartem Material. Durch verschiedene Techniken wie etwa das japanische Raku-Brennverfahren entstehen besondere Optiken und einzigartige Farbeffekte. „Es ist immer wieder spannend, wenn man den Ofen öffnet, ähnlich wie Weihnachten“, sagt Jorina Strelow.

Tischkultur mit selbst getöpfertem Geschirr. Foto: Laudien
Am Samstag, 3. Mai, gibt es in der Keramikwerkstatt in Ahrenswohlde, Lange Straße 2, ein Eröffnungsfest zum Reinschnuppern mit Vorführungen an der Töpferscheibe. www.verve-keramik-jorina.de.
Beim 34. Töpfermarkt in Moisburg am Samstag, 10. Mai, 11 bis 18 Uhr, und Sonntag, 11. Mai, bis 17 Uhr, präsentiert die Ahrenswohlder Keramikwerkstatt ihr getöpfertes Geschirr, zudem gibt es dort Töpfern für Kinder und Livemusik bei freiem Eintritt.

Besonderer Hingucker durch das japanische Raku-Brennverfahren. Foto: Laudien