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TTonnenschwere Schnecken sollen das Fischschreddern im Bützflether Moor verhindern

Präzise hebt der Kran das große Schneckenpumpwerk in die Kammer.

Präzise hebt der Kran das große Schneckenpumpwerk in die Kammer. Foto: von Allwörden

Sie sind zehn Meter lang und wiegen zehn Tonnen: stählerne Schnecken, über die künftig die Gräben und Vorfluter im Bützflether Moor in Richtung Elbe entwässert werden. Wie das Prinzip funktioniert - und warum Fische davon profitieren.

Von Peter von Allwörden Mittwoch, 10.04.2024, 13:50 Uhr

Bützfleth. Ein riesiger Kran hat die schweren Schnecken am Haken. Mit Präzisionsarbeit legen die Facharbeiter die Stahlkolosse in die Kammern des im Bau befindlichen Schöpfwerks. Insgesamt sind es vier Kammern im Bützflether Moor. 125.000 Euro kostet jede Schnecke. Bauherr ist der Unterhaltungsverband Kehdingen (UHV).

Die Konstruktion, die die weitgehend noch im Einsatz befindlichen Kreiselpumpen in den übrigen UHV-Schöpfwerken ersetzt, stammt aus Holland. Auch die hier verbauten Schneckenpumpwerke sind von dort importiert worden.

„Diese Technologie ist perfekt“, sagt Robert Nicolai, hauptamtlicher und technischer Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes, „weil sie energiesparend und absolut fischschonend ist. Was Entwässerungstechnologie und Deichbau angeht, sind uns die Niederländer weit voraus.“

Führungswechsel beim Unterhaltungsverband: der hauptamtliche Geschäftsführer Robert Nicolai (vorne), der ausgeschiedene Vorsteher Jörg Oldenburg (Mitte) und sein Nachfolger Christoph von Schassen.

Führungswechsel beim Unterhaltungsverband: der hauptamtliche Geschäftsführer Robert Nicolai (vorne), der ausgeschiedene Vorsteher Jörg Oldenburg (Mitte) und sein Nachfolger Christoph von Schassen. Foto: von Schassen

Diese Schneckentechnologie hat die Kehdinger Verbandsfunktionäre so überzeugt, dass sie sie bereits in einem kleinen Schöpfwerk in Nordkehdingen eingesetzt haben. Auch bei künftigen Ersatz- und Neubauten setzen sie darauf.

Das Prinzip ist einfach: Die Schnecke befördert das in der Kammer gesammelte Wasser aus den Gräben und Vorflutern mit ihren rundum angebrachten Schaufeln langsam drehend nach oben in einen Vorfluter, der es weiter Richtung Elbe befördert.

In den Kreiselpumpen werden die Fische geschreddert

Wenn, was durchaus nicht selten vorkommt, Fische von den Vorflutern in das Schöpfwerk gelangen, dann können diese fortan in der Schnecke schonend in beide Richtungen nach oben oder unten befördert werden – ganz ähnlich wie bei einer Fischtreppe.

Nicolai: „Die Schnecken sorgen für die komplette ökologische Durchgängigkeit.“ Die fischfreundliche neue Fördertechnik bewirkt auf lange Sicht, dass die Moor- und Marschgewässer für aquatische Organismen wieder einen Biotopverbund bilden können. Damit werden besonders die Lebensräume für wandernde heimische Fischarten erhalten. Zu diesen Fischen gehören etwa Hechte oder verschiedene Karpfenarten.

Mit den neuen Schnecken ist wie zu Urzeiten wieder eine durchgängige Fischwanderung zwischen Gräben und Elbe möglich. In den bislang im Einsatz befindlichen Kreiselpumpen werden die Fische geschreddert, wenn sie dort hineingeraten.

Aus der Luft ist das gesamte Schöpfwerk mit seinen vier Kammern und dem Wasserzulauf (unten) und dem Wasserablauf oben deutlich zu erkennen. Zwei Schnecken sind bereits installiert.

Aus der Luft ist das gesamte Schöpfwerk mit seinen vier Kammern und dem Wasserzulauf (unten) und dem Wasserablauf oben deutlich zu erkennen. Zwei Schnecken sind bereits installiert. Foto: von Schassen

Millioneninvestition in die zwei neue Schöpfwerke

Fast acht Millionen Euro investiert der Unterhaltungsverband Kehdingen in den Bau der beiden neuen Schöpfwerke in Assel und Bützfleth (das TAGEBLATT berichtete). Die beiden Entwässerungsbauwerke werden mit 70 Prozent von Land, Bund und EU gefördert. Damit wird bei zunehmendem Starkregen die Entwässerungsleistung deutlich erhöht.

Die Zeiten, in denen die Weiden im Moor im Herbst und Winter komplett unter Wasser stehen, sind mit diesen neuen Schöpfwerken endgültig vorbei. Ohne die Entwässerung von Marsch und Moor in Kehdingen wäre der Landstrich weder bewohnbar noch durch die Landwirtschaft zu bewirtschaften.

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