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Gastronomie

TTorte statt Bratwurst: Dollerner Ekel-Imbiss wird zum Café

Anna und Peter Bork wollen aus dem alten Imbiss an der B73 ein Café machen.

Anna und Peter Bork wollen aus dem alten Imbiss an der B73 ein Café machen. Foto: Buchmann

Er ist bekannt und an exponierter Stelle seit Jahren ein Schandfleck in Dollern. Jetzt hat Anna Bork den ehemaligen Imbiss an der B73 gepachtet, um sich ihren Traum zu erfüllen.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 22.05.2025, 11:30 Uhr

Dollern. Das Schild auf dem Dach lockt mit kaltem Bier und heißen Bratwürsten. Doch der Tresen des Dollerner Imbisses ist längst herausgerissen und liegt auf dem Sperrmüll. Deftig war gestern, denn Anna und Peter Bork wollen den braunen Flachbau an der B73 mit süßem Leben füllen.

Das Ehepaar saniert den Imbiss von Grund auf.

Das Ehepaar saniert den Imbiss von Grund auf. Foto: Buchmann

Anna Bork hat schon immer davon geträumt, ein eigenes Café zu betreiben. „Schon als kleines Mädchen habe ich gerne Kuchen gebacken“, sagt die 43-Jährige. Zum Schock ihrer Mutter, denn dafür habe sie ohne Aufsicht den Gasbackofen benutzt, sagt Anna Bork und lacht.

In Polen schaffte sie es bis zur Konditormeisterin, seit mittlerweile 15 Jahren lebt sie in Dollern. Doch ihr polnischer Meistertitel sei in Deutschland nicht anerkannt worden, sagt Anna Bork. Deshalb habe sie als Reinigungskraft gearbeitet und sich über die Jahre ein eigenes Unternehmen aufgebaut. Mit dem Café will sie jetzt etwas ganz Neues ausprobieren.

Diese Leckereien erwarten Kunden in dem neuen Café

„Ich möchte dort Torten, polnisches Gebäck und Eis verkaufen“, sagt sie. Ihre Leidenschaft habe sie bisher nur privat ausleben können, indem sie aufwendige Motivtorten für Geburtstage gebacken habe. Auch ihre Vorliebe für Blumen findet sich in ihrer Arbeit wieder, die sie in kurzen Videos auf Instagram und Tiktok präsentiert. Anna Bork möchte auch mit trendigen Mono-Desserts, kleinen Ein-Personen-Törtchen, bei den Gästen punkten.

Mit leckeren Mono-Desserts will Anna Bork ihren Gästen den Tag versüßen.

Mit leckeren Mono-Desserts will Anna Bork ihren Gästen den Tag versüßen. Foto: privat

Aber warum ausgerechnet in Dollern? „Es gibt hier keinen Ort, wo man sonntags Kaffee und Kuchen bekommt“, sagt Anna Bork. Sie fühle sich außerdem inzwischen als echte Dollernerin, weshalb sie gerne hier vor Ort arbeiten möchte. Über eine Nachbarin sei sie auf den leerstehenden Imbiss an der B73 gestoßen. Über die Gemeinde organisierte Anna Bork eine erste Besichtigung. „Es war ein Schock“, erinnert sie sich.

Imbiss-Inneres stank vor Fett

Alles, von den Tapeten bis zum Mobiliar, habe vor Fett und Schmutz getrieft. Es gab zwei Optionen: Entweder aufwendig kernsanieren oder abreißen. Mit ihrem Ehemann Peter habe sie überlegt, ob sie das stemmen können. Doch letztlich entschied sich Anna Bork dafür, den Imbiss zu pachten: „Ich habe mir gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann.“

Die Borks mussten den Imbiss komplett entkernen.

Die Borks mussten den Imbiss komplett entkernen. Foto: Buchmann

Seit letztem Sommer sind die beiden jede freie Minute im Imbiss zugange. Am Anfang rissen die beiden erstmal das gesamte Inventar, die Wandverkleidung und sogar die Dämmung heraus. „Wir haben tagelang gelüftet, um den Gestank loszuwerden“, sagt Peter Bork und verzieht bei der Erinnerung das Gesicht. Die Gemeinde habe einen Abfallcontainer bereitgestellt, um den Müllberg zu entsorgen.

Der Zustand des heruntergekommenen Imbisses schockierte die Borks bei der ersten Besichtigung.

Der Zustand des heruntergekommenen Imbisses schockierte die Borks bei der ersten Besichtigung. Foto: privat

Auch bei der Pacht sei ihnen die Gemeinde entgegengekommen, sodass sie erst zahlen müssen, wenn das Café eröffnet habe. „Wir wollen bis zum Herbst starten“, sagt Anna Bork.

So wird das neue Café heißen

Inzwischen ist der Innenausbau fast fertig, demnächst sollen ein neuer Boden und Wände in den offenen Raum gezogen werden. „Es sind kleine Erfolge, aber es geht voran“, sagt Peter Bork. Fast 20.000 Euro haben die beiden bereits in die Sanierung investiert. Beide gehen Vollzeit arbeiten und stecken jeden Euro in ihren Traum - ohne Kredite und Förderzuschüsse.

Im vorderen Bereich sollen zukünftig Gäste sitzen. An einem großen Verkaufstresen will Anna Bork Torten, Gebäck und Eis verkaufen.

Im vorderen Bereich sollen zukünftig Gäste sitzen. An einem großen Verkaufstresen will Anna Bork Torten, Gebäck und Eis verkaufen. Foto: Buchmann

Die Neugier im Dorf über das geschäftige Treiben im Imbiss sei enorm. „Wenn wir hier arbeiten, kommen bestimmt 20 Leute am Tag zum Schauen vorbei“, sagt Peter Bork. Wenn der Innenraum fertig ist, wollen sie die Fassade frisch streichen und die Terrasse aufhübschen.

Anna Bork will jedoch im Herbst erst einmal klein starten. Donnerstags bis sonntags soll das Café mit Sitzplätzen drinnen und auf der Terrasse öffnen. „Wenn es gut läuft, sehen wir weiter“, sagt sie.

Weitere Ideen haben beide schon reichlich. Parallel wollen sie ihren bisherigen Jobs nachgehen. „Ich habe ein bisschen Angst“, gesteht Anna Bork. Sie freue sich aber mindestens genauso, dass es bald losgeht. Einen Namen für ihr Traumprojekt hat sie schon gefunden: Flower Cake Café.

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