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Raubtier

TTote Kuh in Hagenah: Experten bestätigen Wolfsriss

Die tote Färse wurde wenige Meter von den Stallgebäuden gefunden.

Die tote Färse wurde wenige Meter von den Stallgebäuden gefunden. Foto: Wisser

Bilder und Videos zeigten die Raubtiere beim Rückzug, jetzt haben Experten bestätigt: Das tote Rind in Hagenah wurde von Wölfen gerissen. Und es gab weitere verletzte Tiere.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 03.06.2025, 11:50 Uhr

Landkreis. Hauptamtliche und speziell geschulte Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sind für die Begutachtung von Nutztierrissen und deren Einordnung zuständig. Von ihrer Bewertung hängt ab, ob der betroffene Tierhalter Anspruch auf eine Entschädigung durch das Land Niedersachsen hat.

Die Wölfe wurden auf der Flucht gefilmt

Im Fall der getöteten Färse auf einem Hof in Hagenah am vergangenen Samstag (das TAGEBLATT berichtete) fällt die Begutachtung eindeutig aus: Der Angriff erfolgte zwischen 1 Uhr und 4.30 Uhr auf einer weitläufigen Hofanlage. Die Wölfe wurden noch gesehen und bei der Flucht gefilmt.

Der Stall wurde nach Aussage der betroffenen Familie um 1 Uhr das letzte Mal kontrolliert. Die beiden Hofhunde waren nachts im Wohnhaus untergebracht.

„Auf Grund der Bissspuren und zahlreicher Trittsiegel lautet das Urteil meiner Fachkollegen: Verursacher Wolf. Der Tierhalter hat nach Zustellung des amtlichen Bescheids die Möglichkeit, Billigkeitsleistungen (Entschädigung) zu beantragen“, so ein Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf TAGEBLATT-Nachfrage.

Hagenah: Zwei weitere verletzte Tiere gefunden

Am Samstag waren in Hagenah zwei Mitarbeiter der Bezirksförsterei Bremervörde im Einsatz. Eine Färse ist ein jüngeres weibliches Rind.

Diese Trittspur fand sich direkt neben der toten Färse in Hagenah. Der Stift verdeutlicht die Größenordnung.

Diese Trittspur fand sich direkt neben der toten Färse in Hagenah. Der Stift verdeutlicht die Größenordnung. Foto: Wisser

Neu ist, dass es weitere verletzte Tiere auf dem Hof gegeben hat. „Zwei weitere Tiere der Herde wiesen leichtere Verletzungen auf, die sie vermutlich während der Flucht erlitten haben“, so die Landwirtschaftskammer.

Wie dicht waren die Wölfe am Stall der Familie?

Das tote Tier war nahe eines Milchviehbetriebs im angrenzenden Offenbereich gefunden worden. Dort war es laut Landwirtschaftskammer getötet und teilweise gefressen worden. Es wurden auch DNA-Proben genommen. Das Ergebnis wird erst in einigen Wochen vorliegen.

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Das getötete Tier stand nachts in einem Laufstall mit vielen anderen Rindern. Deshalb gibt es die Sorge, dass die Wölfe - es waren mindestens drei - sehr dicht an den Stallbereich vorgedrungen sein könnten.

Fünfter Wolfsangriff im Kreis Stade

Wie berichtet, gab es in diesem Jahr im Kreis Stade mit dem Angriff in Hagenah bereits fünf bestätigte Wolfsangriffe auf Nutztiere. Bei den anderen vier Wolfsattacken waren Schafe die Beute. In drei dieser vier Fälle gab es laut Rissgutachter der Landwirtschaftskammer keinen ausreichenden Herdenschutz. Das heißt, die Zäune haben die Mindestvoraussetzungen der für Niedersachsen gültigen Richtlinie Wolf nicht erfüllt.

Seit mindestens 2023 gibt es im Bereich Buchholz, Hollenstedt, Moisburg und Neu Wulmstorf eine Vielzahl an Schafsrissen. Dazu passt der Vorfall mit einem toten Schaf im April 2025 im Süden Buxtehudes.

Tote Schafe im Alten Land und auf der Geest

Im vergangenen Jahr kam es auf der Stader Geest und im Alten Land zu mehreren Angriffen auf Schafe durch Wölfe:

Im Juni 2024 entdeckte Züchter Uwe Lütjen vier seiner Heidschnucken tot auf einer Weide im Kutenholzer Ortsteil Aspe. Weitere Schafe waren verletzt worden. In den vier Wochen zuvor waren im Bereich Ahlerstedt - Brest - Kutenholz bereits drei Nutztierrisse gemeldet worden.

Einem Wolf im Alten Land werden zwei Angriffe, am 9. März und am 24. April 2024, zugeschrieben. Das Tier hatte auf Hahnöfersand mehrere Schafe getötet und weitere so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten.

Beide Angriffsserien endeten abrupt. Dass die Jorker Wölfin im vergangenen Sommer plötzlich verschwand, wird auf den gängigen Internetseiten der Wolfsschützer als ein Hinweis darauf gewertet, dass es im Landkreis Stade zu illegalen Tötungen von Wölfen gekommen sein könnte. Belege dafür gibt es nicht.

Landrat fordert rechtlichen Rahmen für Abschüsse

„Wir wissen um die schwierige Situation für Landwirte und Schäfer und drängen seit Jahren auf klare Regeln zur schnellen Entnahme von Problemwölfen“, sagte Landrat Kai Seefried in einer ersten Reaktion auf den neuen Angriff in Hagenah. So habe der Kreistag ein regional-differenziertes Bestandsmanagement gefordert. Hoffnung gibt dem Landrat die Absenkung des Schutzstatus‘ des Wolfes auf europäischer Ebene.

„Bundes- und Landesregierung müssen auf dieser Grundlage jetzt schnellstens einen rechtlichen Rahmen schaffen, der Abschussgenehmigungen nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis ermöglicht“, so Kai Seefried.

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