TTriathlet Lasse Lührs aus der Wingst erfüllt sich Traum von Olympia

Mit der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Paris geht für den gebürtigen Cuxländer Lasse Lührs ein Kindheitstraum in Erfüllung. Foto: Axel Heimken/dpa
Die Teilnahme an Olympischen Spielen ist für Sportler der große Traum. Für Lasse Lührs aus dem Cuxland geht dieser in Paris nun in Erfüllung. Der Weg vom Kindertriathlon zum Olympiastart jedoch war und ist harte Arbeit.
Wingst. Lasse Lührs kümmert es gerade äußerst wenig, dass das Schwimmen in der Seine mitten in Paris seit über 100 Jahren verboten ist. In diesem Sommer ist ohnehin alles anders und besonders - zumindest für ihn. Für den gebürtigen Cuxländer geht ein langgehegter Kindheitswunsch in Erfüllung: Er nimmt an den Olympischen Spielen in der französischen Landeshauptstadt teil.
„Wahnsinn, mein Traum wird wahr, auf den ich so viele Jahre hingearbeitet habe“, sagt er. Der 28-Jährige ist einer von insgesamt sechs Athleten, die das deutsche Triathlon-Team bei den Sommerspielen vertreten.
Gerade hat Lasse Lührs, der in der Wingst aufgewachsen ist und wo seine Familie noch heute lebt, sein letztes, vierwöchiges Höhen-Trainingslager vor dem Saisonhöhepunkt im malerischen Örtchen Livigno in den italienischen Alpen absolviert. Und das hatte es in sich: „Wir trainieren auf 1.800 Metern“, erklärt der 1,81 große und 66 Kilogramm schwere Profi-Sportler.
Lührs: Olympia ist mit keinem sportlichen Großereignis vergleichbar
Doch die Anstrengungen und Strapazen nimmt Lasse Lührs gerade mehr als gerne in Kauf. „Dadurch, dass ich bereits seit dem Herbst weiß, dass ich die Norm geschafft habe, konnte ich das ganze Jahr auf die Olympischen Spiele ausrichten“, sagt er.
Das sei eine Riesenmotivation für die Vorbereitung und das Training mache gleich doppelt so viel Spaß, fügt er lächelnd hinzu. Schließlich sei Olympia in seinen Augen mit keinem anderen sportlichen Großereignis zu vergleichen.
Am Dienstag, 30. Juli, 8 Uhr, ist es so weit: Lasse Lührs tritt mit seinen beiden deutschen Team-Kollegen Tim Hellwig und Jonas Schomburg zum Triathlon-Wettkampf an - im Herzen von Paris. Immer an ihrer Seite: die Bundestrainer Thomas Moeller und Louis Delahaye.
Triathlon-Frauen starten einen Tag später
Ob die eindrucksvolle Bogenbrücke Pont Alexandre III an der Seine, die berühmte Champs Élysées oder das Wahrzeichen der Stadt der Liebe, der Eiffelturm: All diese Sehenswürdigkeiten werden die Triathleten beim Schwimmen (1,5 Kilometer), Radfahren (40 Kilometer) und Laufen (10 Kilometer) im Wettkampf passieren. „Wir sind wirklich mittendrin“ freut sich der Athlet.
Die drei deutschen Frauen Nina Eim, Laura Lindemann und Lisa Tertsch starten einen Tag später. Und sollte es für Lasse Lührs, wie erhofft, gut laufen, darf er am 5. August noch einmal um eine Topplatzierung kämpfen: In der deutschen Mixed Relay Staffel gehen zwei Frauen und zwei Männer an den Start. „Wer dabei ist, entscheiden die Trainer nach den Einzelrennen“, erklärt er dazu.
Paris investiert 1,4 Milliarden Euro für saubere Seine
Bereits im vergangenen Jahr hat der 28-Jährige an einem Testwettkampf in der Seine teilgenommen, um unter anderem ein Gefühl für die Strömungen zu bekommen. Weil das Baden in dem Fluss eigentlich untersagt ist, weil er schlicht zu schmutzig ist, hat die Stadt 1,4 Milliarden Euro investiert, um den Olympioniken eine verbessere Wasserqualität bieten zu können.
Die Grundlage dafür, dass er in Frankreichs Hauptstadt überhaupt ins Wasser darf, war Lasse Lührs‘ Top-Leistung beim Finale der World Triathlon Series 2023. Im spanischen Pontevedra hatte sich die gesamte Triathlon-Kurzdistanz-Elite versammelt und er holte einen starken fünften Platz. Zudem musste er im sogenannten Individual Olympic Qualification Ranking Ende Mai unter den ersten 30 sein. Auch dieses Kriterium konnte er erfüllen - Voilà Paris.
Mittlerweile lebt der deutsche Meister in der Sprintdistanz von 2022 und Vize- Europameister im Mixed Relay von 2021 am Rhein, startet für die SSG Bonn und wird von Christoph Großkopf und Dan Lorang trainiert. Zuvor war das spanische Alicante an der Costa Blanca sein zu Hause.
Lasse Lührs hat BWL studiert
Dort studierte der Triathlet BWL und schloss sich einer internationalen Trainingsgruppe um Roberto Cejuela an. 2022, nach einem sportlich schwierigem Jahr, hatte der Sportler das Gefühl, dass er einen neuen Reiz brauche. „Ich habe einen Schnitt gemacht und mich entschlossen, nach Bonn zu ziehen“, erzählt er.
Ein Schritt, der sich ausgezahlt hat. „Die Umstellung hat voll gefruchtet“, freut er sich. „Ich hatte schnell volles Vertrauen in meine Trainer und weiß, wenn ich umsetze, was im Plan steht, ist das der beste Weg.“ Auch abseits des Sports geht es für Lasse Lührs in Nordrhein-Westfalen voran: An der Fern-Universität Hagen hat er mitten im Olympia-Jahr mit seinem Masterstudium Wirtschaftswissenschaften begonnen. „Ich benötige das Studieren als Ausgleich zum Profisport“, sagt der Triathlet.
Lührs Begeisterung für Triathlon wurde früh entfacht
Seine Leidenschaft für den Mehrkampf, bestehend aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, hat Lasse Lührs schon früh gepackt: „Meine Mama ist Schwimmtrainerin und hat mich bereits als kleines Kind mit zum VfL Wingst genommen“, erinnert sich der junge Mann. Doch nicht nur das Wasser lag dem Jungen. „Ich hatte auch gleich ein gewisses Talent fürs Laufen und Radfahren. So habe ich mit zehn Jahren damit angefangen und es hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht“, fügt er hinzu.
Was ihm am Triathlon so fasziniert? „Drei Disziplinen, die sich nicht ergänzen, möglichst gut zu beherrschen“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Dabei hilft ihm, dass er alle drei Sportarten ungefähr gleich gerne mag - schließlich arbeitet Lasse Lührs seit bald 20 Jahren daran, seine Leistungen zu steigern. Zu seinen größten bisherigen Erfolgen zählt der EM-Titel 2015 in Genf.
Letzter Test bei Heimrennen Mitte Juli in Hamburg
Wenn Lasse Lührs am 27. Juli in Paris aus dem Zug steigt, liegt eine lange Vorbereitungszeit hinter ihm: Im Dezember war der deutsche Kader zwei Wochen auf Fuerteventura, im Januar setzte er in Bonn verstärkt aufs Schwimmen, im Februar ging es mit dem Dachverband nach Namibia. Es folgten weitere Trainingseinheiten in der Eifel, Sieg und Sportpark Nord.
Auch beim letzten Olympia-Test, einem Heimrennen Mitte Juli in Hamburg, will der Triathlet noch einmal alles geben. „Toll wäre es, wenn dann noch die Zeit für einen kleinen Abstecher zu meiner Familie in die Wingst bleibt“, erzählt er.
Familie aus der Wingst steht immer hinter ihm
Überhaupt ist der Profi-Sportler dankbar, dass ihn seine Eltern immer unterstützt haben und bei vielen Wettkämpfen und Trainingslagern dabei waren. Das sei einer der Gründe, warum er sich seiner Heimat noch immer sehr verbunden fühle. „Auch wenn es momentan zeitlich selten passt, nach Hause zu kommen“, bedauert Lasse Lührs, der als Jugendlicher die Wingst gegen Potsdam tauschte, um sich an einem Sportinternat voll und ganz auf seine Sportlerkarriere konzentrieren zu können.
Umso mehr freut er sich auf die Anfeuerung durch Familie und Freunde bei den Sommerspielen. „Es ist toll, dass Olympia mitten in Europa ausgetragen wird. Das bedeutet für uns alle eine kurze Anreise“, sagt er lächelnd.
Für ihn selbst wird erster Anlaufpunkt ein Hotel sein. Nach dem Einzelrennen geht es bis zur Abschlussfeier ab ins Olympische Dorf. „Auf die Atmosphäre dort freue ich mich ganz besonders. Vor allem auf den Austausch mit Athleten aus anderen Sportarten, mit denen man sonst weniger zu tun hat“, verrät er.
Dass sein Kindheitstraum nun endlich wahr wird, kann Lasse Lührs, der als 17-Jähriger beim Junioren-Europacup im türkischen Antalya sein internationales Debüt feierte, noch immer kaum fassen. Er will die Sommerspiele jedoch mit jeder Menge Selbstvertrauen angehen. „Zufrieden bin ich, wenn ich meine Leistung abrufen kann“, sagt er. Und traut sich durchaus Großes zu. „Ich weiß, eine Medaille ist ein sehr hohes Ziel, aber kein unrealistisches.“