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Fußball

TTrotz Platznot: Junge Trainer tragen die SG Lühe durch schwere Zeiten

Louis zu Nieden, Ricardo Coimbras und Luc Junge von der SG Lühe.

Louis zu Nieden, Ricardo Coimbras und Luc Junge von der SG Lühe. Foto: Verein

Gesperrte Plätze, unsichere Zukunft – doch die SG Lühe erlebt, dass echter Zusammenhalt stärker ist als jede Rasenkrise.

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Von Lars Wertgen
Donnerstag, 04.09.2025, 05:50 Uhr

Steinkirchen. Ein warmer Donnerstagabend in Steinkirchen: Wo sonst Bälle über den Sportplatz am Striep rollen, ist es still. Doch in Hollern trainieren die U14‑Kinder der SG Lühe – angeleitet von einem Trainer, der selbst vor einigen Jahren hier als Nachwuchskicker begann.

Was nach Normalität aussieht, ist in Wahrheit ein ständiges Zittern. Denn die Fußballer der Samtgemeinde stehen seit Monaten vor einem Problem, das eigentlich jede Vereinsarbeit zum Stillstand bringen könnte: fehlende Plätze.

Das Platzproblem als Dauerbelastung

Der Sportplatz am Striep, einst Herzstück des Vereinslebens, ist nach einer Anwohnerklage weiterhin komplett gesperrt.

Auch der Platz in Hollern‑Twielenfleth stand kurz davor, wegen Sanierungsarbeiten der Grundschule ab den Sommerferien dichtgemacht zu werden.

„Hierdurch drohte sogar das schlimmste Szenario – die Einstellung des Spielbetriebes der Jugendmannschaften“, sagt Dieter Junge, Leiter Spielbetrieb bei der SG Lühe.

Frederik Schindler engagiert sich seit mehreren Jahren als Trainer.

Frederik Schindler engagiert sich seit mehreren Jahren als Trainer. Foto: Verein

180 Kinder sind allein hier gemeldet, insgesamt betreut die JSG Altes Land mit ihren Partnervereinen rund 450 Nachwuchsspieler.

„Auf einem einzigen Platz hätten wir das nicht mehr geschafft. Wir wären in der Jugend nicht mehr wirklich handlungsfähig“, sagt Junge.

Trotzdem kein Stillstand

Dass es erst einmal weitergeht, liegt an Verzögerungen beim Umbau in Hollern‑Twielenfleth. So kann der Platz dort zumindest bis zum Winter weiter genutzt werden.

Für die Mannschaften mit den jüngsten Kickern bedeutet das zunächst: Training ist weiterhin im Dorf möglich, ohne dass Familien länger anreisen müssen.

Als Alternative, die künftig wichtig werden könnte, hat die SG Lühe aber bereits Kontakt mit den Partnervereinen aufgenommen. Der TuS Jork und ASC Cranz-Estebrügge würden Plätze zur Verfügung stellen.

Ricardo Coimbras zeigt den Talenten, wo es langgeht.

Ricardo Coimbras zeigt den Talenten, wo es langgeht. Foto: Verein

Diese wären dann aber auch ausgelastet und der Aufwand für Eltern und Kinder würde spürbar wachsen. Dabei ist die Idee eigentlich, dass es Kinder bis zur U10 möglichst direkt im Ort ein Sportangebot haben sollen.

Junge Trainer übernehmen Verantwortung

Gerade in dieser Situation zeigt sich, wie viel Engagement aus den eigenen Reihen wert ist, betont Junge. Besonders sichtbar wird der Zusammenhalt dort, wo ehemalige Jugendspieler selbst Verantwortung übernehmen.

Sechs junge Männer – Marc Meyer, Ricardo Coimbras, Frederik Schindler, Jannis Welskopp, Luc Junge und Louis zu Nieden – stehen inzwischen selbst als Trainer an der Seitenlinie.

Alle haben ihre Laufbahn in Lühe begonnen, in der Jugend höherklassig gespielt und mitunter in diesem Sommer mit den Herren den Kreispokalsieg gefeiert.

Wissen an die nächste Generation weitergeben

Für Dieter Junge ist das mehr als praktische Entlastung: „Jetzt geben sie ihre Erfahrung, ihr Wissen und ihre Leidenschaft an die nächste Generation weiter.“ Drei von ihnen sind schon seit vier bis fünf Jahren dabei, zwei kamen vor knapp zwei Jahren hinzu.

Luc Junge wurde etwa beim Pokalfinale von seiner U9 angefeuert – organisiert von den Eltern. „Für mich zeigt es: Der Verein lebt“, sagt der Junge.

Werte statt Stress

Dass die jungen Spieler ihre Freizeit investieren, hat viel mit der Kultur des Vereins zu tun. Statt nur Ergebnisse zu zählen, setze die SG Lühe auf Gemeinschaft, Respekt und Freude am Fußball. „Sie kennen den Verein, die Werte und die Gemeinschaft – das macht sie zu authentischen Vorbildern“, betont Junge.

Für ihn ist entscheidend, dass „kein Trainer mehr aus der Not geboren“ sei, sondern alle wirklich gewollt und überzeugt dabei sind.

Was bleibt offen

Die Platzfrage jedoch bleibt ungelöst. Das Verfahren am Striep läuft, die Schulbaumaßnahmen in Hollern‑Twielenfleth werden sich nicht ewig verzögern. Ab Winter könnte die SG Lühe vor der nächsten Zitterpartie stehen. „Wir wünschen uns endlich Planungssicherheit“, so Junge.

Doch unabhängig davon, wie schnell die Zuständigen entscheiden: Die Jugendabteilung der SG Lühe steht heute auf einem Fundament, das weit über einen Rasenplatz hinausgeht.

Fußball am Wochenende

Landesliga: D/A II empfängt am Freitag (20 Uhr) den TSV Ottersberg, der durch seinen Sieg gegen A/O die Kehdinger zum vorläufigen Tabellenführer gemacht hat. Ex-D/A-Stürmer Alexander Neumann hatte entscheidenden Anteil, er erzielte gegen A/O das 1:0 und seine Vorlage wurde zum Eigentor zum 4:3 in der Nachspielzeit. A/O wiederum empfängt den starken Aufsteiger Osterholz-Scharmbeck, der nur zwei Punkte weniger als die Tabellenspitze hat (So., 15 Uhr).

Bezirksliga: Deinste empfängt am Freitag (20.15 Uhr) D/A III, beide Teams brauchen mit nur einem Punkt den Befreiungsschlag. Der Tabellenletzte Apensen empfängt den Titelkandidaten FC Cuxhaven. Hammah ist Gastgeber gegen Altenwalde, und der FC O/O hat mit A/O II eine schwere Aufgabe (alle So., 15 Uhr).

Kreisliga: Hier interessiert vor allem, wie sich der strauchelnde Vizemeister Bliedersdorf beim Tabellenzweiten Bützfleth schlägt. Der bisherige Überflieger Wiepenkathen (26:1 Tore) muss sich auf dem engen Hagener Platz beweisen. Die sieglosen Bargstedter müssen sich gegen Stade II voll reinhauen (alle So., 15 Uhr). (jan)

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