TTrotz Rente: Diese Busfahrer arbeiten weiter für die KVG in Stade

Gehen zwar in Rente, bleiben der KVG aber weiter erhalten: Wolfgang Häussler (hinten von links), Siegfried Riggert, Bernd Ehlen und Jens Bruhn sowie (knieend) Ralf Henne (links) und Josef Bastikant. Foto: Stehr
Einfach aufhören ist keine Option für sechs KVG-Angestellte in Stade. Womöglich auch deshalb, weil man als Busfahrer viel erlebt. Zum Beispiel, wenn plötzlich eine Frau oben ohne im Bus steht.
Stade. Insgesamt 160 Dienstjahre - die Überstunden nicht mitgerechnet - haben die Busfahrer Siegfried Riggert, Wolfgang Häussler, Jens Bruhn, Ralf Henne und Josef Bastikant sowie Elektriker Bernd Ehlen bei der KVG Stade hinter sich. Alle sind 65 Jahre alt, könnten nun ihre Jobs an den Nagel hängen und die Rentenzeit genießen.
1,3 Millionen Menschen arbeiten trotz Rente weiter
Doch „wer geht, kommt wieder“ beschreibt Betriebsleiter Richard Peters den Trend, der sich auch bei der KVG abzeichnet. In Deutschland arbeiten mehr als 1,3 Millionen Menschen, obwohl sie bereits in Rente sind. Seit 2023 können Rentner so viel dazuverdienen, wie sie wollen.
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Und das wollen alle sechs Männer, die gerade bei der KVG Stade in die Rente verabschiedet wurden. Alle werden in unterschiedlichen Teilzeitmodellen weiter für das Verkehrsunternehmen arbeiten - ohne Abstriche beim Stundenlohn.
„Solange es noch Spaß macht, werde ich mein Wissen weitergeben. Wir haben ja auch alle schon viel zusammen durchgemacht“, sagt Bernd Ehlen. Er gehört bereits seit 1984 zum Team. Jens Bruhn ist seit 29 Jahren Busfahrer bei der KVG und kann sich gar nicht vorstellen, statt ungefähr 200 Stunden im Monat nun abrupt gar nicht mehr zu fahren. Er wird künftig 60 Stunden monatlich die Kolleginnen und Kollegen unterstützen.

Die Rentner von heute sind die Teilzeitkräfte von morgen. Wolfgang Häussler (v.li.) Bernd Ehlen, Siegfried Riggert, Jens Bruhn und Josef Bastikant bleiben der KVG erhalten. Im Bild fehlt Ralf Henne. Foto: Stehr
Die dürften sich darüber freuen, denn aktuell sind acht Stellen im Fahrbetrieb unbesetzt. Von insgesamt mehr als 1.100 Beschäftigten der KVG arbeiten 117 Fahrerinnen und Fahrer direkt in Stade. Zusätzlich unterstützen etwa 30 Kolleginnen und Kollegen aus der Werkstatt und Verwaltung den Fahrdienst bei Bedarf, insbesondere zu Stoßzeiten. Der Fuhrpark in Stade umfasst circa 90 Busse. Etwa die Hälfte ist auf dem Betriebshof in Stade stationiert. Die anderen Fahrzeuge sind auf verschiedene Außenstandorte verteilt.
KVG rekrutiert Busfahrer aus dem Ausland
„Der Fahrermangel ist ein großes Problem“, sagt Wolfgang Häussler. Er hat viele Jahre lang Fahrerinnen und Fahrer ausgebildet und wird seinen Job als Betriebsratsvorsitzender weiter machen. Es seien zwar in diesem Jahr 40 neue Auszubildende zur KVG gekommen, doch das reiche angesichts der steigenden Vertaktung nicht.
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Um neue Fachkräfte zu finden, absolvieren aktuell im Rahmen eines Recruiting-Projekts zehn Personen aus Vietnam eine Ausbildung bei der KVG und bei Partnerunternehmen. In Stade werden drei von ihnen zum Berufskraftfahrer ausgebildet, einer zum Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeugtechnik. Ausgebildete Busfahrer wurden zudem aus Serbien und Spanien rekrutiert.
Brüste und ein Gänsehaut-Moment
Seinen Job hat Wolfgang Häussler immer gern gemacht. Als Busfahrer habe er über die Jahre viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und dabei so manch skurrile Situation erlebt. Einmal sei eine Frau hinter dem Bus hergerannt, Häussler hielt an und öffnete die hinteren Türen. Die aufgeregte Frau rutschte dann so unglücklich auf den Stufen ab, dass ihre Bluse platzte und sie plötzlich oben ohne im voll besetzten Bus stand. „Alle fingen an zu lachen, auch die Frau. Jedesmal wenn sie danach zu mir in den Bus stieg, mussten wir beide wieder lachen“, sagt Häussler.
Einen Gänsehaut-Moment erlebte Häussler mit einer damals 16-Jährigen. Das Mädchen war bis zur Endstation gefahren und wollte nicht aussteigen. Häussler setzte sich zu ihr. Die Schülerin hatte gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Die Angst vor der Reaktion der Eltern war groß. Sie wollte das Kind abtreiben. Häussler machte ihr Mut. Ein paar Jahre später kam eine junge Frau mit ihrem Sohn zu Häussler in den Bus und sagte: „Dieser Mann ist der Grund, dass du auf der Welt bist.“