TÜber das Erfolgsrezept einer Traditionsbäckerei in Nordenham

Eine weitere Generation, die die Bäckerei Jantzen fortführen wird, dürfte es nicht geben: Die beiden Töchter von Matthias Jantzen wollen studieren. Foto: Hippler
Während große Bäckerei-Ketten teilweise Filialen schließen müssen, behauptet sich die Bäckerei Jantzen in der Region bereits seit über 100 Jahren. Nicht nur die Freude am Backen ist ihr Erfolgsrezept.
Nordenham. Es ist schon eine verantwortungsvolle Aufgabe, eine Traditionsbäckerei zu übernehmen. Dieser Herausforderung hat sich Matthias Jantzen gestellt, der vor mehr als zwei Jahrzehnten beschloss, die Bäckerei seines Großvaters Herbert Jantzen und seines Vaters Dieter Jantzen fortzuführen. Seit 2002 führt er die Bäckerei an der Butjadinger Straße in Abbehausen.
„Eine weitere Generation wird es nicht mehr geben“, sagt Matthias Jantzen, „weil die beiden Töchter studieren.“ Die Bäckerei soll zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden.
Gärunterbrecher berechnet Backbeginn
Als kleine, familiengeführte Bäckerei hebt sie sich von Kettenfilialen ab. „Unser Brötchengeschäft zeugt von entsprechender Qualität und Frische, weil wir erst morgens um 3 Uhr anfangen zu backen“, sagt der Inhaber. Während in größeren Ketten die Teiglinge bereits einen Abend vorher gebacken werden, um sie anschließend an die verschiedenen Filialen zu liefern, kommen hier die Brötchen frisch aus dem Ofen.
Früher musste man in der Bäckerei schon um 1 Uhr beginnen. Etwas mehr Zeit für den Schlaf bleibt Matthias Jantzen jetzt aber dank einer Investition. „Wir haben hier in der Bäckerei einen Gärunterbrecher. Dieser unterbricht den Gärprozess im Brot und den Brötchen“, erklärt der Inhaber. So könne man die Produktion in den Tag hinein verlagern. Es reiche jetzt aus, um 3 Uhr zu starten.
Das Handwerk habe sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. In den 1930er-Jahren seien allein in Abbehausen etwa zwölf Bäckereien ansässig gewesen. „Damals hatten sie noch keine Maschinen, um Brot oder Brötchen zu backen. Jeder Teig musste von Hand hergestellt werden. Sowohl die Maschinen als auch die Betriebe sind mit der Zeit gewachsen“, sagt Matthias Jantzen.
Die kleinen Bäckereien hätten noch immer ihre Daseinsberechtigung. Sie würden nur aufgeben, wenn sie keinen Nachfolger fänden, so der Inhaber. Der gelernte Bäcker schaut gerne auf seine eigenen Anfänge zurück. „Meine Eltern haben im Betrieb gewohnt. Als Jugendlicher habe ich das Handwerk von Grund auf kennengelernt“, sagt er. Früher hatte die Bäckerei Jantzen mehrere Standorte, jetzt sind es noch zwei: eine in Abbehausen und eine Burhave. „Wir wollten kleiner werden und alles überschauen können“, sagt er. Zusätzlich beliefert man Altenheime, Kindergärten, Kioske, die Industrie und teilweise Kantinen.
„Ich wusste nicht mehr, wie es weitergehen soll.“
Obwohl die Kunden die Jantzen-Brötchen seit bereits 1912 zu schätzen wissen, hatte es der derzeitige Inhaber der Traditionsbäckerei nicht immer leicht. Die Corona-Zeit forderte ihn sehr. „Da wusste ich gar nicht mehr, wie es weiter gehen soll“, sagt Matthias Jantzen.
Der anschließende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hätten den laufenden Betrieb mit den einhergehenden explodierenden Gas- und Strompreisen belastet. Diese habe man nur mit höheren Preisen wieder auffangen können.
Auch neues Personal zu finden, sei derzeit nicht leicht. „Letztes Jahr ist mein alter Geselle in Rente gegangen. Die Stelle war ein halbes Jahr unbesetzt. Im August hat sich noch ein Lehrling beworben“, sagt Matthias Jantzen. Dem Inhaber gefällt sein Handwerk, allerdings setzt ihm auch die Bürokratie zunehmend zu.
Während die Saisonfiliale in Burhave von Ostern bis Ende der Herbstferien geöffnet ist, hat die Bäckerei Jantzen in Nordenham durchgehend von 4.45 bis 18 Uhr, samstags von 4.45. bis 12.30 Uhr und sonntags von 7.30 bis 10.30 Uhr geöffnet.