TWas der Zensus über die Mieten im Kreis Stade verrät

Blick auf Buxtehude: Die Zensus-Werte spiegeln insbesondere das Stand-Land-Gefälle im Bereich der Mietkosten wider. Foto: Martin Elsen
Das Leben für Mieter im Kreis Stade ist teuer - teurer als andernorts. Das zeigt der Vergleich mit der Nachbarschaft.
Hannover/Landkreis. Wer im Landkreis Stade zur Miete wohnt, muss im Durchschnitt mehr bezahlen als im Landes- oder Bundesschnitt. Die Nettokaltmieten lagen im Durchschnitt laut Zensus 2022 nicht nur über dem Landesdurchschnitt von 6,56 Euro pro Quadratmeter, wie das Landesamt für Statistik in Hannover mitteilte. Der Wert lag demzufolge auch über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 7,28 Euro pro Quadratmeter.
Demnach zahlten Mieter im Kreis Stade durchschnittlich
- 7,33 Euro pro Quadratmeter
Zum Vergleich:
- Teurer war die Miete im Schnitt damit nur im ebenfalls an die Hansestadt Hamburg angrenzenden Landkreis Harburg mit 8,17 Euro pro Quadratmeter sowie in Lüneburg (7,80 Euro) und der kreisfreien Stadt Oldenburg (7,79 Euro).
- Günstiger lebten damit Mieter im Schnitt in den Stader Nachbarkreisen Cuxhaven (5,94 Euro) und Rotenburg (6,04 Euro). Ebenfalls unter dem Stader Schnitt liegen Städte wie Osnabrück (7,3 Euro), Wolfsburg (7,21 Euro) und Braunschweig (7,27 Euro).
- In Hamburg waren die Mietwohnungen mit 9,16 Euro pro Quadratmeter bundesweit am teuersten.
- In der Landeshauptstadt Hannover lag die durchschnittliche Nettokaltmiete den Angaben zufolge bei 7,61 Euro pro Quadratmeter. In der Stadt Göttingen mussten durchschnittlich sogar 8,38 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden.
- Am unteren Ende der durchschnittlichen Nettomietpreise befanden sich laut Landesamt die Landkreise Holzminden (4,56 Euro pro Quadratmeter) und Lüchow-Dannenberg (4,75 Euro).
- Besonderheit ostfriesische Inseln: Die höchsten Nettokaltmieten mussten auf Langeoog mit 10,75 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt gezahlt werden. Der Statistik zufolge folgten die Inseln Spiekeroog (10,55 Euro), Norderney (10,53 Euro), Juist (10,19 Euro), Wangerooge (9,59 Euro), Borkum (8,74 Euro) und Baltrum (8,37 Euro).
Zum Zensusstichtag 15. Mai 2022 waren von den rund 4,1 Millionen Wohnungen in Niedersachsen rund 1,94 Millionen zu Wohnzwecken vermietet.
- Die Zahl der Wohnungen ist seit dem letzten Zensus im Jahr 2011 um rund 298.000 (+7,8Prozent) gestiegen. Niedersachsenweit standen zum Zensusstichtag 4,2 Prozent der Wohnungen leer, darunter gut die Hälfte (50,3 Prozent) seit mindestens einem Jahr.
In den Hansestädten Stade und Buxtehude kommt die Mietpreisbremse
Die zwei Jahre alten Werte spiegeln insbesondere das bekannte Stand-Land-Gefälle im Bereich der Mietkosten wider. Aktuell erreicht das Marktniveau in der Hansestadt Stade gar 10,91 Euro Miete pro Quadratmeter. Demnächst soll in der Stadt die Mietpreisbremse wirken.
Das Land Niedersachsen hat das Stadtgebiet in die Mieterschutzverordnung mit aufgenommen, in der die Mietpreisbremse festgelegt ist. Neben Stade gilt das auch für Buxtehude, Neu Wulmstorf, Tostedt, Rotenburg oder Cuxhaven. Die Mietpreisbremse soll dann in 57 Kommunen wirken, bisher sind es 18.
Die Differenz zwischen Bestands- und Neuvertragsmieten wird in den Ballungsräumen immer größer. In der Folge vermeiden Mieter Umzüge. Der Mietmarkt wird dadurch aber noch enger. Nach einer Studie funktioniert in den Ballungsräumen der Wohnungsmarkt mit Angebot und Nachfrage kaum noch. Grund dafür seien die immer größeren Unterschiede zwischen Bestandsmieten und neuen Angeboten, heißt es in der Analyse des Großmaklers JLL.
Immobilienmärkte in Ballungsräumen festgefahren
Mieter vermieden Umzüge, weil sie in einer neuen Wohnung wesentlich mehr zahlen müssten. In der Folge verringere sich das ohnehin schon knappe Angebot, weil noch weniger Wohnungen auf den Markt kommen. Dies führe zu noch einmal steigenden Neuvertragsmieten, was die Situation von Wohnungssuchenden weiter verschlechtere. Die tatsächliche Nachfrage nach Wohnraum könne so überzeichnet werden.
Besonders große Differenzen zwischen Neuvertrags- und Bestandsmieten hat JLL in München und Berlin festgestellt. Wohnungswechsel sind dort besonders teuer, weil die Miete im neuen Vertrag im Schnitt 8 Euro beziehungsweise 7,50 Euro pro Quadratmeter höher ausfalle als in der alten Wohnung. Es folgt Frankfurt mit einem Preisunterschied von 4,80 Euro pro Quadratmeter. In Dresden und Duisburg beträgt der Unterschied hingegen nur rund 1,50 Euro, Umzüge scheinen dort leichter machbar.
Neben einem größeren Angebot durch Neubau müsse auch die Fluktuation stimuliert werden, meint JLL-Manager Roman Heidrich. Hierzu könnten Tauschmöglichkeiten beitragen. Zudem solle man eine Regulierung erwägen, um die Bestandsmieten schneller an das Marktniveau anzunähern.
Die Krise des Wohnungsbaus hat sich zuletzt verschärft. Die Zahl neu genehmigter Wohnungen in Deutschland lag im ersten Halbjahr bei 106.700, das ist im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Vorjahr ein Rückgang von gut 21 Prozent. Wichtige Gründe sind die hohen Baukosten und teure Finanzierungen.
Wohnen in Buxtehude
T Mieter erzählen: So lebt es sich im Baugebiet Giselbertstraße
Immobilienmarkt
T Schwierige Lage beim Wohnungsbau: Investoren specken ab
Mieten: Großer Aufwärtsdruck in kreisfreien Städten
Abseits der acht größten Städte Deutschlands (darunter Hamburg) nimmt das Mietpreiswachstum an Fahrt auf. In den übrigen kreisfreien Städten wuchsen die Angebotsmieten im ersten Halbjahr 2024 um durchschnittlich 8,3 Prozent - deutlich mehr als die Rate im zweiten Halbjahr 2023 (4,8 Prozent). In den Landkreisen lag das Plus bei 5,6 Prozent und war damit minimal größer als im zweiten Halbjahr 2023 (5,5 Prozent).
Anders als am Mietmarkt sinken die Preise für Eigentumswohnungen in den Metropolen weiter, wenn auch gebremst. Im Schnitt fielen die Preise für Neubau- und Bestandsobjekte im ersten Halbjahr um 3,6 Prozent - nach 7,4 Prozent im vorherigen Halbjahr.
Preiserwartung: Seitwärts, nicht aufwärts
Nach Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) waren sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien im zweiten Quartal ein wenig teurer als noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Der vdp-Immobilienpreisindex stieg um ein halbes Prozent auf 175,5 Punkte, wie der Verband mitteilte.
In den vergangenen Tagen riefen Volks- und Raiffeisenbanken sowie das Institut für Weltwirtschaft in Kiel bereits eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt aus, die Pfandbriefbanken sind in dieser Hinsicht jedoch zurückhaltend. „Es ist noch deutlich zu früh, eine Trendumkehr auszurufen, aber eine Entspannung der schwierigen Lage zeichnet sich ab“, sagte Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Der vdp-Index basiert nach Angaben des Verbands auf den Transaktionsdaten von mehr als 700 Kreditinstituten.
Dass die Immobilienpreise insgesamt nun wieder in die Höhe schießen, erwartet Tolckmitt nicht, sondern eine Seitwärtsbewegung für einige Quartale. (dpa/tip)