TUm Klassenfahrten zu retten: Land entlastet Lehrer

Schüler auf Klassenfahrt: Die Organisation der Reisen soll in Niedersachsen für Lehrer einfacher werden. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild
Niedersachsen will Lehrer bei der Organisation von Klassenfahrten entlasten. Aufwendige Vergabeverfahren sollen erst ab 10.000 Euro nötig werden. Es ist nicht die einzige Bürokratie-Klausel, die fällt.
Hannover. „Schulen ächzen sehr unter den Vergabeverfahren - auf die wir übrigens nur einen geringen Einfluss haben, weil sie EU-Recht sind. Sie binden viel Arbeitszeit, was dazu führen kann, dass man bestimmte Dinge schlicht nicht mehr schafft“, sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Aufwendige Vergabeverfahren bei Klassenfahrten sollen nicht mehr ab einer Wertgrenze von 1.000, sondern erst ab 10.000 Euro nötig werden. Die Grünen-Ministerin sagte unserer Redaktion, dass sie sich davon einen Schub für Klassenfahrten verspreche.
Gleichzeitig kündigte Hamburg an, Lehrkräfte von weiteren bürokratischen Aufgaben befreien zu wollen. „Wir müssen schauen, wie wir einfacher werden können.“ Das gelte nicht nur für das genannte Beispiel mit den Klassenfahrten. „Auch bei der Bestellung von Schulbüchern und anderen Investitionen soll ein Vergabeverfahren künftig erst ab 10.000 Euro nötig werden“, erklärte die Ministerin. „Auch ersetzen wir das bisher aufwendige Antragsverfahren für Sprachförderstunden durch eine einfache Zuteilung, weil die Stunden den Schulen schlicht zustehen. Es ist einfach absurd, was wir da teilweise verlangen. Da wollen wir einfacher werden.“
Bürokratie: Lehrer sollen entlastet werden
Auch Stefan Störmer, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen, sieht dringenden Handlungsbedarf, um Lehrkräften den Job zu erleichtern und mehr junge Leute für den Beruf zu begeistern. Störmer fordert deshalb zusätzliches Verwaltungspersonal, das die Lehrer entlasten könnte.
Unterdessen zeigt es offenbar erste Wirkung, dass das Ministerium bei Lehrkräften, die kurz vor der Pensionierung stehen, für eine Verlängerung der Dienstzeit wirbt. Das Mittel ist eingebunden in eine Vielzahl von Bemühungen, dem Lehrermangel zu begegnen. „Ich erlebe durchaus, dass Lehrkräfte sich dazu entscheiden, länger im Dienst zu bleiben oder wieder zurückzukehren“, sagte Hamburg. Es bestehe sowohl die Möglichkeit, die Dienstzeit zu verlängern und den Eintritt in den Ruhestand hinauszuschieben als auch nach Eintritt in den Ruhestand stundenweise wieder einzusteigen.
Lehrermangel
Elternrat warnt vor Wegfall von Klassenfahrten
Eine punktgenaue Auswertung, wie gut der Abbau von Hürden bei der Dienstverlängerung wirkt, ist laut Hamburg „aufgrund der vielen unterschiedlichen Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung“ schwierig. „Wir sehen aber einen leichten Anstieg“, sagte Hamburg. Aktuell seien mehr als 310 Lehrkräfte im Pensionsalter an den Schulen in Niedersachsen tätig. Das sind laut Kultusministerium etwa 40 mehr als im vergangenen Schuljahr.
Auf den Hinweis, dass die wenigsten Lehrkräfte bis zum Erreichen der Altersgrenze von 67 Jahren „durchhalten“ und die Mehrheit vorzeitig in den Ruhestand geht, entgegnete Hamburg, dass ihr Haus das im Blick habe und bereits an Verbesserungen arbeite. „Es ist tatsächlich so, dass ein Großteil der Lehrkräfte vor Erreichen der Altersgrenze aus dem Schuldienst ausscheidet. Auch da schauen wir gemeinsam mit den beteiligten Verbänden gerade, wie wir gegensteuern können“, erklärte die Ministerin. Sie denke etwa daran, Arbeitszeiten über Teilzeitmodelle kompatibler mit persönlichen Bedürfnissen zu machen. „Da müssen wir flexibler werden.“ (lit)