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Kinderrechte

Umfrage: Was erwarten Kinder und Jugendliche von der Kreisverwaltung?

Anke Heydorn vom Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung.

Anke Heydorn vom Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung. Foto: Landkreis Stade

Der Landkreis Stade will bundesweit als erster Kreis das Label „Kinderfreundliche Kommune“ bekommen. So läuft das Pilotprojekt.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 21.12.2025, 13:00 Uhr

Landkreis. Was stört Kinder und Jugendliche im Landkreis Stade? Sie dürfen nicht mitreden. Auf die Frage „Was kannst du in deinem Landkreis mitbestimmen?“ antworteten 78 Prozent der Teilnehmenden: „Ich kann gar nichts mitbestimmen.“

Das Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung befragte dafür einige Hundert Kinder und Jugendliche, unter anderem ganze Schulklassen mit Tablets. Hintergrund: Der Landkreis möchte kinderfreundliche Kommunen schaffen.

Kinder und Jugendliche wollen keine Parlamente

Das Gefühl, nicht mitbestimmen zu können, sei für Kinder und Jugendliche „frustrierend und nicht demokratiefördernd“, sagt Anke Heydorn vom Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung. Die Befragung in drei Samtgemeinden lieferte auch für den Bereich Schule ein klares Ergebnis. Für junge Menschen unter 18 Jahren endet ihre Mitbestimmung hier bei der Wahl von Klassen- und Schulsprechern.

Anke Heydorn vom Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung.

Anke Heydorn vom Bildungsbüro der Stader Kreisverwaltung. Foto: Landkreis Stade

Was wünschen sich junge Menschen? Bei dieser Frage waren viele unentschlossen. 43 Prozent antworteten „weiß ich nicht“ und 27 Prozent wollten keines der vorgeschlagenen Angebote. Ein Jugendbüro wünschten sich 21 Prozent der Befragten. Das war der höchste Wert bei den konkreten Angeboten. Nur 15 Prozent möchten einen Jugendrat oder ein Jugendparlament. Die Teilnehmer konnten mehrere Antworten geben.

Deshalb löst der Landrat ein Wahlkampfversprechen ein

Der Landkreis bewirbt sich als erster Kreis in Deutschland um das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“. Damit verpflichtet er sich, die Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen vor Ort zu stärken. Landrat Kai Seefried (CDU) hatte eine Stärkung der Kinderrechte im Wahlkampf versprochen und will dieses Versprechen nun einlösen. Die Umfrage bei den jungen Menschen war ein Teil dieses Prozesses.

Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ wird von einem unabhängigen Verein vergeben. Bis zu den Sommerferien soll der Bewerbungsprozess abgeschlossen sein. Ursprünglich geht das Projekt auf eine Initiative des UN-Kinderhilfswerks UNICEF zurück. Ziel einer kinderfreundlichen Kommune ist es, sich an den Bedürfnissen und Interessen von Kindern und Jugendlichen auszurichten. Dieses Leitbild soll sich im täglichen Verhalten von Politik und Verwaltung widerspiegeln. Das Kindeswohl umfasst Gesundheitszustand, Schutz vor Gewalt, sichere Räume sowie Bewegungs-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten - kurz alle Lebensbereiche junger Menschen.

Kinderfreundliche Kommune - Was bedeutet das?

Damit alle Akteure auf kommunaler Ebene die Ziele der UN-Kinderrechtskonvention kennen und in ihren Tätigkeitsfeldern umsetzen, sollen Maßnahmen ergriffen werden. Entscheidungsprozesse der Verwaltung, die das Leben von Kindern beeinflussen, müssen die Interessen von Kindern stets bevorzugt berücksichtigen. In Abwägungs- und Ermessensfragen soll das Pendel immer zugunsten von Kindern und Jugendlichen ausschlagen.

Unsere Arbeit beginnt erst richtig, wenn wir das Siegel Kinderfreundliche Kommune haben.

Anke Heydorn, Bildungsbüro

Was bedeutet das genau? Anke Heydorn betont: „Unsere Arbeit beginnt erst richtig, wenn wir das Siegel Kinderfreundliche Kommune haben.“ Ein Landkreis biete im Vergleich zu Städten und Kommunen weniger konkrete Optionen. In Spielplätzen und Jugendeinrichtungen könnten diese beispielsweise zulegen.

Der Kreis als übergeordnete Institution verfügt nicht über diese Optionen. Der erste Schritt werde darin bestehen, dass in der Kreisverwaltung die Aufgabe der kinderfreundlichen Kommune fest zugewiesen wird und dass alle Ämter Menschen unter 18 Jahren bei ihren Arbeitsabläufen auch abseits des Jugendamtes im Blick haben. Zum Beispiel könnte sichergestellt werden, dass Kinder und Jugendliche in Genehmigungsverfahren aktiv einbezogen werden können.

Was wollen Kinder? Diese Frage hat der Landkreis Stade gestellt.

Was wollen Kinder? Diese Frage hat der Landkreis Stade gestellt. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa

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