TUmstrittenes Bündnis rief - die Gegendemonstranten kamen nach Buxtehude
120 Menschen kamen zur Gegen-Demo nach Buxtehude. Foto: Helfferich
Die umstrittene Inititiative GfD lud zur Mahnwache nach Buxtehude - doch die Gegendemo war 40 Mal größer. 120 Menschen warben für ein buntes Buxtehude. Mit warnenden Worten.
Buxtehude. Während kurz nach 10 Uhr ein einsamer Ordner der Initiative Gemeinsam für Deutschland (GfD) den Veranstaltungsort vor dem historischen Rathaus inspizierte, sammelten sich 50 Meter entfernt die Gegner des umstrittenen Bündnisses, das vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Linken und der Bunte Block hatten am Freitag zur Gegendemo aufgerufen. 120 Menschen kamen spontan nach Buxtehude, darunter die Omas gegen Rechts und die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Lange mit Parteifreundin Frauke Langen.
Das umstrittene Bündnis hatte bundesweit für Groß-Demos geworben. Es fordert Frieden statt Krieg, keine weiteren Milliarden für die Verteidigung der Ukraine, Wahrung der Meinungsfreiheit, Kinderschutz, Tierschutz, Erhalt des Bargeldes oder auch Volksentscheide.
Bündnis lehnt Unterstützung aus AfD-Reihen nicht ab
Angesichts der 120 Gegner standen in Buxtehude die vier GfD-Unterstützer auf verlorenem Posten. Lediglich drei Männer und eine Frau verteilten Flyer. Der Anmelder der Mahnwache sagte auf Nachfrage, dass Gemeinsam für Deutschland sowohl den Links- als auch den Rechtsextremismus ablehne. Gegen Unterstützung aus der AfD hätten sie allerdings nichts.
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Im Übrigen seien die Leute, die auf einer GfD-Demo im April dieses Jahres in Dortmund den Hitlergruß gezeigt oder sich anderenorts unter anderem als Anhänger der Neonazi-Partei Die Heimat ausgegeben hätten, „gezielt eingeschleust worden“, um dem Protest zu schaden.

Bunter Block protestierte mit Plakaten und Bannern gegen GfD. Foto: Helfferich
Belegen konnte und wollte er seine Verschwörungstheorie nicht. Ebenso wollte er seinen Namen nicht nennen. Auf Nachfragen erzählte er, dass er 1990 als Spätaussiedler aus Polen nach Deutschland kam. Er behauptete, dass ihnen damals nicht dieselbe staatliche Unterstützung entgegengebracht worden sei, wie heute den Flüchtlingen.
Mit Friedenstaube im rechten Lager angekommen?
Ein anderer Mahner aus den Reihen der Freien Niedersachsen hielt eine Flagge mit einer Friedenstaube in Händen. Auf seiner Weste stand „Rainer Widerstand“, seine Anstecker wiesen ihn als Anhänger der Querdenker- und Corona-Impfgegner aus.
Auf Anfrage, weshalb er sich nicht mit den Linke zusammentut, die schließlich auch den Krieg gegen die Ukraine beenden wollen, erklärte er, „die Leute wollen nicht mit uns kooperieren“. Dass hin und wieder auch mal ein AfDler mit ihm auf die Straße geht, „können wir nicht unterbinden“.

Bunter Block protestierte mit Plakaten und Bannern gegen GfD. Foto: Helfferich
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Gut eine Stunde hatten die Gegendemonstranten in der Breiten Straße mit ihren Reden für ein buntes Buxtehude geworben. Der neue Kreisvorsitzende Dean Höft von der Linken kritisierte, dass das Bündnis GfD in der Vergangenheit ganz offen mit AfD und der rechtsextremistischen NPD-Nachfolgerin Die Heimat auf die Straße gegangen sei. Buxtehude werde der GfD „keine Bühne bieten für Rassismus, Antisemitismus, Hass auf Frauen und queere Menschen, und den Hass auf Menschen, die von Behinderung, Krankheit oder Armut betroffen sind“. Völkisches Denken habe in Buxtehude keinen Platz.
Kritik an Kanzler Friedrich Merz’ Stadtbild-Aussage
Höft übte auch Kritik an der CDU und Kanzler Friedrich Merz (CDU). Seine Stadtbild-Aussage vom vergangenen Dienstag „normalisiert Ausgrenzung und Entmenschlichung und bereitet den Boden für rechte Gewalt“.

Mitstreiter des Bunten Blocks demonstrierten fantasievoll gegen die GfD. Foto: Helfferich
„Nein zu Intoleranz, Nein zu Faschismus und Nein zu angeblich Freien Niedersachsen“, rief Peer Hauschildt vom Bunten Block Buxtehude. Er habe Angst, dass Europa, Deutschland und Buxtehude von „radikalen Kräften“ beschädigt werden könnten. Dass die Deutschen seit mehr als 80 Jahren in Frieden und Freiheit leben, sei auch ein Erfolg einer demokratischen Gesellschaft und des Grundgesetzes. Das gelte es zu erhalten. Hauschildt: „Nie wieder ist immer jetzt.“
Er könne und werde es nicht hinnehmen, dass Anhänger der GfD den Hass gegen Migranten, Medienschaffende und Umweltschützer anfeuern: „Man kann nicht Frieden rufen und gleichzeitig Hass schüren. Widersprecht, wenn die Menschlichkeit verloren geht.“
Zum Abschied eine Beleidigung mit auf den Weg
Gerrit Steffens (SPD) warnte „vor Hass und Hetze und eine Spaltung unserer Gesellschaft“. Wie 1933 werde sich die Sozialdemokratie gegen den Nationalsozialismus stellen - „egal unter welchem Deckmantel“. Steffens kritisierte, dass die CDU dem Aufruf der Linken und des Bunten Blockes nicht gefolgt war, und stattdessen „Jeder Extremismus ist Mist. Unsere Haltung: Keine Zusammenarbeit mit Linkspartei und AfD“ gepostet hatte.

Bunter Block protestierte mit Plakaten und Bannern gegen GfD. Foto: Helfferich
Nach einer Stunde räumten die Gegendemonstranten die Breite Straße. Eine Gruppe passierte die GfD-Mahnwache, mit dabei ein Rollstuhlfahrer, ein antifaschistisches Lied singend. Ein in Schwarz gekleidete Ordner ruft ihm hinterher: „Deine Eltern sind Geschwister!“
Dann packten die GfDler ein und fuhren zur nächste Mahnwache nach Uelzen.

Übersichtlich: Die Mahnwache der GfD vor dem Historischen Rathaus von Buxtehude. Foto: Vasel

Auch die SPD-Frauen Corinna Lange (Zweite von links) und Frauke Langen (rechts daneben) protestierten. Foto: Helfferich

120 Teilnehmer zählten die Veranstalter der Gegen-Demo. Die Polizei bestätigte die Zahl. Foto: Helfferich
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