TUnter dieser Fahne wird nicht mehr gesungen: Ahrenswohlde ehrt seine Geschichte
Helmut Meier vor der historischen Fahne des Ahrenswohlder Gesangvereins Abendfrieden. Foto: Pauline Meyer
Eine 90 Jahre alte Fahne kehrt zurück ins Herz von Ahrenswohlde. Was es mit dem historischen Objekt auf sich hat und wofür es steht.
Ahlerstedt. In Ahrenswohlde wird angepackt. Ob bei Reparaturen im Dorfgemeinschaftshaus, bei Pflanzaktionen oder bei Dorffesten - hier sorgt man gemeinsam dafür, dass der Ortsteil lebenswert bleibt und seine Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Ein ganz besonderes Stück dieser Geschichte hat nun einen neuen Platz gefunden: die 90 Jahre alte Standartenfahne des ehemaligen Gesangvereins Abendfrieden.
Zurück ins Dorfzentrum
Lange Zeit hing die goldbestickte Fahne in der alten Fahrzeughalle der Feuerwehr. Sie zeigt ein florales Muster auf schwarzem Samt und sieht fast aus wie neu. Vor einigen Jahren stand dann der Umbau zum Dorfgemeinschaftshaus an und für die historische Fahne war kein Platz mehr. „Als die Arbeiten losgingen, habe ich sie mitgenommen und bei mir zu Hause gelagert. Ich wollte nicht, dass sie wegkommt“, erzählt Helmut Meier, ehemaliger Ortsbrandmeister und jemand, der sich für den Ort engagiert. Seit 45 Jahren kümmert er sich um die Feuerwehrgebäude und bewahrt nebenbei Geschichte.

Auf dem Schaukasten, in dem die Fahne hängt, gibt es einen Überblick über die Geschichte des Gesangvereins. Foto: Pauline Meyer
Nun kehrte die Fahne zurück ins Zentrum des Dorflebens. Eingerahmt in einem Massivholzkasten hängt sie seit Kurzem im Dorfgemeinschaftshaus. Dort, wo sich die Ahrenswohlder treffen, feiern und austauschen. „Wir wollen die Ortsgeschichte für die Nachwelt festhalten“, sagt Meier, der selbst in Ahrenswohlde aufwuchs.
Ein Stück Dorfgeschichte
Gegründet wurde der Gesangverein Abendfrieden 1925 unter der Leitung von Lehrer Anton Alpers, der nebenbei auch für das TAGEBLATT schrieb. Jahrzehntelang gehörte der Verein fest zum kulturellen Leben von Ahrenswohlde.

Anton Alpers im Jahr 1961. Er leitete jahrzehntelang den Gesangverein Abendfrieden. Das Bild (Abb. 120) stammt aus der Dorfchronik „Zuhause in Ahrenswohlde“ von Dorothea Rummelies und der Gemeinde Ahlerstedt. Foto: Rummelies
Der Chor bestand zunächst nur aus Männern und wurde später zum gemischten Gesangverein. Gemeinsam organisierte man jährlich ein großes Sängerfest an Himmelfahrt. Das wurde auf dem Saal bei Gastwirt Brunkhorst oder in einem Zelt auf dem Schulhof gefeiert. Der Gesangverein Abendfrieden war gern gesehener Gast auf Hochzeiten, Erntefesten oder auf Sängerfesten benachbarter Gesangvereine.
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Zum zehnjährigen Bestehen erhielt der Verein seine Fahne im Rahmen einer Fahnenweihe. 2003 löste sich der Chor schließlich auf - zu wenige Stimmen blieben übrig. Unter der Fahne, unter der heute nicht mehr gesungen wird, wäre der Verein in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
Hüter der Erinnerung
Die Fahne soll nun daran erinnern, was Ahrenswohlde ausmacht: Zusammenhalt und Einsatz füreinander - hier ist das gelebte Realität. Der Ort, der nur ein paar Hundert Einwohner zählt, ist bekannt dafür, gemeinsam anzupacken: für gepflegte Straßen oder wenn kleinere Reparaturen anstehen.

Der Gesangverein Abendfrieden im Jahr 1975. Im Hintergrund ist die Standartenfahne zu sehen. Das Bild (Abb. 148) stammt aus der Dorfchronik „Zuhause in Ahrenswohlde“ von Dorothea Rummelies und der Gemeinde Ahlerstedt. Foto: Rummelies
Einwohner und die ansässigen Fachbetriebe helfen, wo es geht. Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt nannte Ahrenswohlde „ein Dorf, in dem der Bauhof nicht gebraucht wird“. Die Dorfgemeinschaft funktioniere hier einfach, man manage sich sozusagen selbst. „Und“, so Arndt weiter, „wer in Ahrenswohlde aufwächst, will hier auch nicht mehr weg.“
Identität, die bleibt
Das Aufhübschen des Ortes, das Erhalten seiner Geschichte: für viele Ahrenswohlder wie Helmut Meier ist das eine Herzensangelegenheit. Hier packt man gemeinsam an. Erst jüngst erneuerten Handwerker aus dem Dorf mit viel Eigenleistung das Dach der Friedhofskapelle.
An eben dieses Engagement soll die alte Fahne erinnern. Sie steht heute nicht nur für einen Verein, der längst Geschichte ist, sondern für das, was Ahrenswohlde ausmacht: die gute Dorfgemeinschaft.
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