T„Unverhältnismäßiges Risiko“: Schiffs-Havarie sorgt für Gefahrendebatte

Fünf Schlepper begleiten den Havaristen „MSC Regulus“ in den Hamburger Hafen auf die Reede bei Finkenwerder. Foto: Knut Hauschildt
Notankerung vor Glückstadt: Die Havarie des Riesenfrachters „MSC Regulus“ löst einen Ruf nach Konsequenzen aus. Was sich nach Ansicht von Experten bei der Sicherheitslage ändern muss.
Das fast 366 Meter lange Containerschiff „MSC Regulus“ hatte am Mittwochmorgen bei Glückstadt nach einem Schaden an der Ruderanlage notankern müssen und war am Nachmittag von fünf Schleppern nach Finkenwerder gebracht worden. Nach dem Vorfall ist die Gefahr auf der Wasserstraße wieder ein Thema. Schließlich kommt es auf der Elbe immer wieder zu Havarien.
Im März 2019 musste beispielsweise das 350 Meter lange Containerschiffs „Navios Unison“ - ebenfalls nach einem Maschinenschaden - vor Lühesand von Schleppern eingefangen werden. Im Februar 2016 war das 400 Meter lange und 58,60 Meter breite Containerschiff „CSCL Indian Ocean“ (18.980 TEU) vor Grünendeich auf Grund gelaufen - nach Ausfall der Ruderanlage. Es konnte erst nach Tagen freigeschleppt werden.
Lehren seien nicht gezogen worden, klagt Walter Rademacher vom Regionalen Bündnis gegen die Elbvertiefung. Er sieht Bedarf an großen Not-Hochseeschleppern mit hohem Pfahlzug, die gebe es aktuell nur in den Niederlanden. Dass die kleinen Schlepper am Mittwoch so schnell bei dem Havaristen „MSC Regulus“ waren, sei ein Glücksfall gewesen.
Nach Havarie: Containerschiff nach Finkenwerder geschleppt
Eine Gefahr des Sinkens beziehungsweise einer Gewässerverunreinigung „bestand zu keiner Zeit“, hatte dagegen der Fachbereichsleiter Schifffahrt beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee, Marcel Thies, am Mittwoch dem TAGEBLATT gesagt. Auch die Sicherheit des Schiffsverkehrs sei durch das WSA sichergestellt worden, zeitweise war die Elbe für große Schiffe gesperrt. Der Betrieb der FRS Elbfähre Glückstadt–Wischhafen war von der Havarie des Containerschiffs - der bis zu 13.100 Standardcontainer (TEU) transportieren kann - nicht betroffen.
Die 2012 gebaute „MSC Regulus“ kehrte fünf Knoten pro Stunde und einem Tiefgang von 12,10 Metern dank der Schlepperhilfe in den Hamburger Hafen zurück. Dort liegt das Schiff an den Finkenwerder Pfählen (Reede) auf der Höhe des Airbus-Werkes.
Havarie-Risiko auf Elbe steigt durch größere Schiffe
Der Kapitän und Ex-Leiter der Sonderstelle des Bundes zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen, Klaus Schroh, übt weiter Kritik an der Breite der Fahrrinne. Schiffsgrößen seien stetig gestiegen - unabhängig von der Elbvertiefung. Im Bereich vor Glückstadt sei Fahrrinne nur 320 Meter breit. Doch internationale Vorgaben würden eine Mindestbreite von mindestens 400 Metern vorschreiben. Schroh: „Die Schiffsicherheit auf der Elbe ist mit einem unverhältnismäßigen Havarie-Risiko verbunden.“