TVSV-Präsident Lutz Becker ist jetzt Mitglied eines besonderen DFB-Clubs

Lutz Becker und seine Frau Petra mit dem Weltpokal in Hedendorf. Diese außergewöhnliche Aktion sieht der Präsident als einen „Wendepunkt“ für die VSV Hedendorf/Neukloster. Foto: privat (nomo)
In seinen zehn Jahren als Präsident der VSV Hedendorf/Neukloster hat Lutz Becker in dem Verein viel bewegt und vorangetrieben. Jetzt wurde Becker in den Club 100 des DFB aufgenommen. Was dahinter steckt.
Hedendorf. Um das Ehrenamt zu würdigen, hat der Deutsche Fußball-Bund einst den Club 100 gegründet. Die hier Aufgenommenen sollen für herausragendes Engagement stehen. Lutz Becker fühlt sich freilich geschmeichelt und ist stolz. Er betont aber, dass einer allein nichts erreichen kann. Er hebt die 2. Vorsitzende, Silke Blank, hervor. Und lobt die Teamarbeit an sich bei den VSV Hedendorf/Neukloster. Der Umtriebige selbst hat dieses Fundament forciert.
Es ist das Jahr 2014, als Lutz Becker als Gegenkandidat bei den Vorstandswahlen antritt und mit großer Mehrheit gewählt wird. Im selben Jahr wird die deutsche Nationalmannschaft bekanntlich Weltmeister. Ein Jahr später steht der goldene Weltpokal auf der Sportanlage der VSV Hedendorf/Neukloster. Die Hedendorfer haben sich mit ihrer „märchenhaften“ Bewerbung durchgesetzt. Knapp 800 Amateurvereine hatten sich für diese „Ehrenrunde“ des DFB beworben, 63 Vereine bekamen den Zuschlag. Der perfekt organisierte Tag bleibt bei den VSV unvergessen.
Lutz Becker bezeichnet diese Aktion mit dem Weltpokal als einen „Wendepunkt“ für den Verein. Die Außenwirkung und die Wahrnehmung hätten sich seitdem stark gewandelt. Becker nennt es das „VSV-Netzwerk“, das seinerzeit entstanden ist. Die VSV arbeiten eng mit der Politik zusammen, kooperieren mit Schulen und Kindergärten, die Leseaktionen beispielsweise fanden weit über die Grenzen des Landkreises Gehör. Becker zählt zu dem Netzwerk auch Kirche, Lebenshilfe, Sponsoren.
Ein Leitfaden unter seiner Regie umschreibt Becker so: „Es geht immer darum: Wie kann man Dinge zusammenbringen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören.“
Der Verein stemmt Großprojekte durch Kreativität
Die Sportanlage an der Feldstraße mit dem Vereinsheim nannte Lutz Beckers Vater Gerd Becker sein „Lebenswerk“, als er 2006 nach 31 Jahren als Vorsitzender zurücktrat. Auch die Schulsporthalle wurde einst unter seiner Regie gebaut. Lutz Becker und sein VSV-Team sind ebenso zielstrebig. Kunstrasenplatz, Drainage, Parkplatz und jetzt gerade der Bau des neuen, großzügigen Kabinentrakts sind die realisierten und kostspieligen Großprojekte der vergangenen Jahre.
„Dem Ganzen geht immer Brainstorming mit dem Vereinskollegen voraus“, sagt Lutz Becker. Für den jetzigen Anbau auf dem Vereinsgelände kreierten die Hedendorfer die Idee, den Anbau aus Legosteinen zu bauen und verkauften jeden Legostein als symbolischen Wert. 90.000 Euro sind so zusammengekommen. Die Aktion wurde im NDR und bei FFN erwähnt.
Die nötige Zusammenarbeit mit der Politik musste Lutz Becker lernen. „Ich habe recht blauäugig angefangen“, sagt er zu seiner Anfangszeit als Präsident. Speziell bei der Arbeit mit der Politik musste er „viel dazulernen“, das habe beizeiten „schon Zeit und Nerven gekostet“. Mittlerweile sei da aber ein sehr gutes Miteinander entstanden.
Lutz Becker kann anecken und ist doch auf Harmonie bedacht
In der Laudatio wurde Lutz Becker beim Ehrenamtstag des NFV-Kreis Stade unter anderem als „impulsiv“ bezeichnet. „Ich bin direkt in Ansprache und Ton“, sagt er. Das könne mal zu Irritationen führen. Seine Frau sei sein Regulator. „Manchmal frage ich nur noch, ob ich mich für ihn entschuldigen soll“, sagt Petra Becker und lacht.
Lutz Becker betont, dass er sehr darauf bedacht sei, dass es zwischenmenschlich stimmt. Er werde sehr „dünnhäutig“, wenn er spürt, dass etwas nicht passt. „Dann schlafe ich auch schlecht und möchte die Diskrepanzen schnell auflösen.“
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Becker sagt, er habe schwarz-weißes Blut, die VSV-Farben. „Das muss auch ordentlich pumpen“, sonst könne man den Job in der Art nicht machen. „Ich hoffe wirklich, dass ich der größte VSV-Fan bin.“ In dem Zusammenhang erwähnt er, dass er ansonsten Anhänger vom FC St. Pauli ist. Seine Tochter ist „Hardcore-HSV“ und kennt sich bestens aus im Fußballgeschäft, sie kenne alle Mannschaften und weiß über internationale Transfers bescheid. Sein Sohn ist Anhänger von Dortmund, aber weniger interessiert. Seine Frau ist Mitglied bei Schalke. „Das ist so ein Frauen-Ding, nachdem die Meister der Herzen geworden sind“, sagt Lutz Becker und lacht.
Er wird mit dem Fußball in Hedendorf groß
„Als Kind bin ich nicht vom Sportplatz weggekommen“, sagt Lutz Becker. Er erinnert sich noch an die großen Duelle gegen A/O mit 800, 900 Zuschauern. Irgendwann, auch durchs Studium, war er dann raus.
Als sein Freund Stefan Quast dann Trainer wurde, stieg Becker mit ein als Teammanager. Das wollte Quast so. Die Teammanager-Zeit bezeichnet Becker als anstrengend. Später war er auch Obmann. Besonders in Erinnerung bleibt dem Teammanager Becker der Durchmarsch von der Bezirksklasse über die Bezirksliga in die Landesliga von 2002 bis 2004, es folgte aber der sofortige Abstieg. 2002 hatten Quast (nochmals) und Spielertrainer Michael Rump die abstiegsbedrohte Mannschaft während der Saison übernommen, um in der Folgesaison den Siegeszug zu beginnen. Nach dem gewonnenen Relegationsspiel um den Landesliga-Aufstieg hörte Rump auf.
Heute ist Becker „stolz“, dass die VSV mit Björn Stobbe ein Eigengewächs, das gefördert wurde, als Erfolgstrainer habe. Der sofortige Wiederaufstieg in die Landesliga scheint für den derzeitigen, verlustpunktfreien Tabellenführer sehr realistisch.
Noch eine Anekdote zur jetzigen Mannschaft: Lutz Becker fragte den neuen Teammanager und ehemaligen Leistungsträger Nico Blohm, wie er ihm helfen oder unterstützen könne. Blohm sagte, er, Becker, solle sich am besten raushalten. „Da musste ich erst mal schlucken“, sagt Becker. Für die Entwicklung eines Vereins sei dies aber gut. „Ich bin ja irgendwann auch raus“, sagt Becker.
Apropos Entwicklung: Als Becker Vorsitzender wurde, hatten die VSV weniger als 700 Mitglieder. Ins Jahr 2024 gehen die VSV mit der Rekordmarke von 1010. Auch das ist eine Bestätigung für die beständige „Teamarbeit“ in Hedendorf.