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Gastronomie

TVandalismus und Müll: Stehen die Kohlpartys vor dem Aus?

Solche Grünkohlpartys bieten auch die Gastronomen Oleg Wilhelm (re.) in der Markthalle Rodenkirchen, und Klaus Drechsler im Gastronomiebetrieb „Kiek mol rin“ in Sürwürden an.

Solche Grünkohlpartys bieten auch die Gastronomen Oleg Wilhelm (re.) in der Markthalle Rodenkirchen, und Klaus Drechsler im Gastronomiebetrieb „Kiek mol rin“ in Sürwürden an. Foto: Seeland

Was als traditioneller Spaß beginnt, endet oft in Chaos und Kosten, die Gastronomen an ihre Grenzen bringen. Unartige Gäste hinterlassen bei ihren Kohlfahrten Spuren, die teuer werden.

Von Kerstin Seeland Mittwoch, 02.04.2025, 07:45 Uhr

Landkreis Wesermarsch. „Gerade in der Winterzeit sind Grünkohltouren unheimlich beliebt. Ob in kleineren oder größeren Gruppen wird mit Bollerwagen voller Getränke und Snacks durch die Lande gezogen. Es werden Spielchen gemacht, bis man am Ende in einem gastronomischen Betrieb landet, um dort bei einer Kohlparty den Tag mit leckerem Grünkohl, Pinkel, Kohlwurst, Kassler und Kartoffeln den Tag ausklingen zu lassen.

Solche Grünkohlpartys bieten auch die Gastronomen Oleg Wilhelm in der Markthalle Rodenkirchen, viermal im Jahr, und Klaus Drechsler im Gastronomiebetrieb „Kiek mol rin“ in Sürwürden, sechsmal pro Jahr, an. Für die Gäste bedeutet das Essen satt und Getränke inklusive, in diesem Jahr zu einem Preis von insgesamt 65 Euro pro Person.

„Wir hatten wirklich tolle Kohlpartys, die viel Spaß gemacht haben“, betonen Oleg Wilhelm und Klaus Drechsler. Für die beiden Gastronomen stellt sich jetzt das Problem, dass sie diese Preise im nächsten Jahr nicht mehr halten können.

Steigende Kosten belasten die Kalkulation der Gastronomen

Gründe dafür sind die angestiegenen Kosten in allen Bereichen, wie bei den Lieferanten, und im Personalwesen. Die Energiekosten sind noch nicht wieder auf dem Level, wie sie vor Corona gewesen sind.

Es kommen noch weitere Probleme hinzu: „Selbstverständlich wollen wir, dass sich unsere Gäste wohlfühlen, dass sie Spaß haben, lecker essen und auch gemeinsam feiern können“, sind sich Oleg Wilhelm und Klaus Drechsler einig. Allerdings hat sich in den letzten Jahren etwas eingeschlichen, was beide Gastronomen nicht verstehen können: Es gibt Gäste, die überall Kaugummis hinkleben, die dann vom Personal der Gaststätten wieder mühevoll entfernt werden müssen. Das Gleiche gilt für Aufkleber.

Doch nicht nur das. „Leider sehen auch die Sanitäranlagen nach den Kohlpartys, insbesondere die Sanitäranlagen für die Herren oft sehr übel aus“, sagt Oleg Wilhelm. Und ein weiteres großes Problem ist, dass gerade bei diesen Kohlpartys sehr viele Gläser zu Bruch gehen. Die Neuanschaffungen verschlingen jede Menge Kosten. „Es ist einfach bedauerlich, dass bei den Kohlpartys, bei einigen Gästen die Hemmschwelle, sich gut zu benehmen, erheblich sinkt“, sagen die Gastronomen.

Weitere Kosten entstehen den Gastronomen durch die gestiegenen GEMA-Gebühren für die DJs und dadurch, dass die Gemeinde Stadland für jedes verkaufte Ticket Vergnügungssteuer erhebt, die ebenfalls in die Kalkulation mit einfließen muss.

Moderate Preiserhöhung statt Umstieg auf Plastikbecher

Wenn Kohltouren am Deich entlang führen oder auch rund um die Gastronomiebetriebe, gibt es jedes Mal ein erhöhtes Müllaufkommen. „Wir können froh sein, dass wir noch verständnisvollen Nachbarn haben“, sagt Klaus Drechsler. Dennoch würde er sich wünschen, dass die Gruppen auf ihren Kohltouren ihren Müll wieder mitnehmen.

Bei einer Kohlparty lässt man den Tag, mit leckerem Grünkohl, Pinkel, Kohlwurst, Kassler und Kartoffeln ausklingen.

Bei einer Kohlparty lässt man den Tag, mit leckerem Grünkohl, Pinkel, Kohlwurst, Kassler und Kartoffeln ausklingen. Foto: rp

Das Gleiche gilt für die Kohltouren, die rund um die Markthalle stattfinden. Auch hier ist ein erheblicher Anstieg an Müll spürbar. Die beiden haben mal den Blick ins Ammerland geworfen und dort werden Kohlpartys inzwischen für mehr als 80 Euro pro Person angeboten. „Den Weg wollen wir noch nicht gehen“, auch da sind sich die Beiden einig.

Allerdings wollen sie auch nicht auf Hartplastik-Bierbecher umsteigen, denn noch immer schmeckt Bier besser aus normalen Bier-Gläsern. Die beiden Gastronomen beschlossen, die Preise für die nächsten Kohlpartys moderat anzuheben, sodass die Gäste nicht mehr nur 65 Euro pro Person zahlen müssen.

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