TVfL Fredenbeck beurlaubt Trainer: Sharnikau-Nachfolger steht bereit

Igor Sharnikau zeigt sich über das Aus enttäuscht. Foto: Jörg Struwe (Archiv)
Der Handball-Drittligist VfL Fredenbeck hat sich wegen des ausbleibenden sportlichen Erfolgs von Trainer Igor Sharnikau getrennt. Die Mannschaft erhielt die Nachricht am Mittwochabend. „Verteidigungsminister“ übernimmt das Team.
Fredenbeck. Angesichts des letzten Tabellenplatzes in der Dritten Liga zog Fredenbecks Handballboss Lars Müller die Notbremse und beurlaubte Sharnikau mit sofortiger Wirkung. Jörg Rademacher, bis Sommer 2022 Trainer der HSG Delmenhorst, übernimmt die Mannschaft ab sofort.
Fredenbeck will Zeichen setzen
Die Entscheidung sei Müller nicht leichtgefallen. Er wolle mit dem Trainerwechsel ein Zeichen setzen. „Der Bock muss umgestoßen werden.“ Zuletzt habe die Mannschaft immer wieder wenige Minuten unkonzentriert gespielt und wichtige Punkte unnötig liegen gelassen. Das habe sich bis zur Weihnachtspause nicht geändert.
Laut Müller muss ein neuer Stil in die Mannschaft sowie ins Training und Spiel kommen. Darum ein neuer Trainer, bewusst von außen. „Sonst bleibt alles beim Alten.“
Müller nimmt Sharnikau jedoch ausdrücklich in Schutz. „Igor ist ein guter Trainer.“ Die Gründe für die Situation seien vielfältig und nicht einer Person anzulasten. Aber die Köpfe in der Mannschaft hingen tiefer, als sie hängen sollten. „Darum sind neue Impulse notwendig.“

Luft nach oben: Der VfL Fredenbeck ist derzeit Tabellenletzter. Foto: Jörg Struwe
Sharnikau: „Ich bin schwer enttäuscht“
Für Igor Sharnikau kam die Entwicklung völlig überraschend. In einem Anruf habe ihm Lars Müller seine Entscheidung mitgeteilt. „Ich muss das akzeptieren, nachvollziehen kann ich es nicht. Ich bin schwer enttäuscht, dass man mich nun zum zweiten Mal vor die Tür setzt.“
Sharnikau verweist auf die Erfolge der letzten drei Jahre. Zweimal sei der Aufstieg in die Dritten Liga gelungen. Dazwischen gab es in der Oberliga eine Serie von 19 Spielen ohne Niederlage. Vielleicht sei die Entwicklung der Mannschaft in dieser Phase zu rasant gewesen und die Erwartungen an die Mannschaft zu schnell gewachsen.
Die Dritte Liga stelle höhere Anforderungen. Natürlich sei die jetzige Situation am Tabellenende nicht zufriedenstellend. „Wir alle hatten ein besseres Abschneiden erwartet. Aber es ist noch alles machbar“, sagt Sharnikau. Trotz der Tabellensituation sei die Mannschaft auf dem richtigen Weg gewesen.
Harter Arbeiter und äußerst akribisch
Jörg Rademacher, B-Lizenzinhaber und zuletzt bis Sommer 2022 Trainer vom damaligen Oberliga-Konkurrenten HSG Delmenhorst, bekam kurz vor Weihnachten einen Anruf von Fredenbecks Handballboss Lars Müller mit der Anfrage, ob er sich die Übernahme des Traineramtes bei dem Drittligisten vorstellen könne.
Für Rademacher, so die Erinnerung, sei der Anruf sehr überraschend gewesen und erbat sich zwei Tage Bedenkzeit. Dann sagte er zu. „Über Weihnachten haben wir dann Details geklärt.“

Jörg Rademacher war bis Sommer 2022 Trainer beim Oberligisten HSG Delmenhorst. Foto: Rolf Tobis
Rademacher, Jahrgang 1967, begann seine Handballkarriere bei den DDR-Oberligisten SC Dynamo Berlin und Stahl Brandenburg, wechselte von dort in die Bundesliga zum ThSV Eisenach, bevor er über die SG Varel beim Wilhelmshavener HV landete, mit dem er 2002 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte.
Dort erarbeitete er sich seinen Ruf als Abwehrspezialist mit dem Spitznamen „Verteidigungsminister“, musste seine Karriere aber nach einer Kreuzbandverletzung beenden und begann seine Trainerkarriere als Co-Trainer von Michael Biegler beim WHV.
Rademacher gilt als harter Arbeiter. Gegenüber seinen Mannschaften sei er fordernd und äußerst akribisch.
Neuer Trainer will „Beton anrühren“
Rademacher weiß, was ihn in Fredenbeck erwartet. „Viel Zeit haben wir nicht“, sagt er. Darum müssten seine Maßnahmen schnell greifen. Spiele gewinne man in der Abwehr, dort wolle er „Beton anrühren“. Und er setzt auf das Umschaltspiel mit schnellen Außen. „Wir brauchen die einfachen Tore.“ Außerdem müsse der VfL die Fehlerquote im Angriff senken: Abspielfehler, technische Fehler und Fehlwürfe.

Der VfL und Torwart Nikolaj Petrov wollen wieder ein Abwehrbollwerk werden. Foto: Jörg Struwe
Auf Rademacher warten lange Fahrten
Rademacher lebt in Bad Zwischenahn und ist voll berufstätig. Die auf ihn zukommende Belastung nimmt er sportlich. „Ich lebe für den Handball.“
Seine Premiere hat Rademacher mit dem ersten Spiel der Rückrunde gegen den derzeitigen Tabellensechsten TSG A-H Bielefeld am Sonnabend, 20. Januar (19.30 Uhr), in der Fredenbecker Geestlandhalle. Es dürfte die Stunde der Wahrheit werden. Das Hinspiel hatten die Fredenbecker mit 24:37 krachend in den Sand gesetzt.