TViele Spieler verlassen VfL Fredenbeck, viele kommen dazu - darunter Ex-HSV-Profi

Niels Huckschlag verlässt den VfL Fredenbeck aus beruflichen Gründen. Foto: Jörg Struwe (Archiv)
Zum Saisonfinale bilanzieren Kapitän Niels Huckschlag und TAGEBLATT-Reporter Wilhelm Thiele die Saison des VfL Fredenbeck. Das Team wird sich künftig neu aufstellen - acht Spieler wechseln. Es gibt aber auch Neuzugänge - mit Bundesliga-Erfahrung.
Fredenbeck. Niels Huckschlag, seit Sommer 2021 Mannschaftskapitän und einer, der zum Saisonende aus beruflichen Gründen mit dem Leistungshandball aufhört, zieht vor dem letzten Heimspiel eine Saisonbilanz. „Wir waren häufig nicht chancenlos, anders als bei unserer ersten Stippvisite in der Dritten Liga vor zwei Jahren“, sagt er.
In engen Spielen sei allerdings oft nach Rückständen zu schnell „der Kopf runtergegangen“ und man sei dann in einen negativen „Flow“ geraten, sagt er. An Kraft und Kondition oder einer breiten Bank habe es zwar nicht gemangelt, was dagegen manchmal fehlte: Die Kaltschnäuzigkeit.
Acht Spieler verlassen den VfL Fredenbeck
Der Trainerwechsel zum Jahresbeginn habe besonders zu Beginn neue Impulse gebracht. „Da war mehr Zug im Training“, sagt Huckschlag. Unnötige Niederlagen hätten die Mannschaft dann wieder aus dem Tritt gebracht. Für Huckschlag war der Klassenerhalt dennoch ein realistisches Ziel.
Neben Niels Huckschlag werden am letzten Spieltag sieben weitere Spieler verabschiedet, die den VfL Fredenbeck verlassen oder ihre Handball-Karrieren beenden. Das sind Maximilian Lens, Tim Fock, Arne Eschweiler, Ole Richter, Nick Heinsohn, Sebastian Spark und Nikolaj Petrov.

Ole Richter wird den VfL verlassen. Foto: JOERG STRUWE
Freigetränke für die Fans und Sponsoren
Die sportliche Zukunft von Daniel Sharnikau und Maximilian Mißling ist weiterhin offen. Die Mannschaft, so Vereinsboss Lars Müller, möchte sich am Sonnabend mit Freigetränken bei den Zuschauern und Sponsoren für ihre Treue bedanken.
In der kommenden Regionalligasaison erwartet die Fans eine neu zusammengestellte Mannschaft. Der Kader, der laut Müller um die ersten drei Plätze mitspielen soll, nimmt Gestalt an. Die Neuzugänge Justin Rundt (Tor), Jelmer de Vries (Rückraum) und Santino Lentzsch (Rückraum) standen bereits fest.
Fredenbeck holt Spieler mit Bundesliga-Erfahrung
Jetzt gibt Müller weitere Verpflichtungen bekannt: Mit Linkshänder Kevin Herbst (30) stößt ein Spieler mit Erst- und Zweitligaerfahrung zum VfL, der zuletzt beim Drittligisten SG Hamburg-Nord spielte.
Aus der A-Jugend-Bundesligamannschaft der SG Hamburg-Nord kommt Torwart Arsenij Kotenko, Sohn der Buxtehuder Handball-Ikone und Fredenbecker Nachwuchstrainerin Natascha Kotenko. Beim VfL will er erste Erfahrungen im Seniorenbereich sammeln.

Kevin Herbst spielte einst für den HSV Hamburg. Foto: dpa
VfL sucht noch Verstärkung für die Abwehr
Dagegen fehlt dem VfL Fredekbeck vor allem noch ein guter Deckungsspieler, der im Angriff die Kreisläuferposition einnehmen kann. Hier steht derzeit einzig der nach langer Verletzungspause noch im Wiederaufbautraining befindliche Jakob Ritscher zur Verfügung.
Insgesamt soll der Kader des VfL Fredenbeck nach den Vorstellungen von Lars Müller etwa 12 bis 14 Spieler umfassen. Abgesichert werden soll der Kader durch ehemalige A-Jugendliche als Perspektivspieler, wie Torhüter Niklas Itzen, Rückraumspieler Danny Müller und Rechtsaußen Tarek Wafti.
Der scheidende Niels Huckschlag glaubt, dass die neu formierte Mannschaft eine gute Rolle in der Regionalliga spielen wird. Die Top 3 als Zielsetzung nennt er sportlich.
Kommentar von Wilhelm Thiele
Bei aller Enttäuschung: Der VfL Fredenbeck hat bis zum Schluss gekämpft und war nah dran, das Saisonziel Klassenerhalt zu verwirklichen. Eine ganze Reihe von Spielen hat der VfL jedoch selbst vergeigt. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

TAGEBLATT-Reporter Wilhelm Thiele. Foto: privat (nomo)
Hat man die Herausforderung Dritte Liga unterschätzt? Eher nicht. Der damalige Trainer Igor Sharnikau erklärte vor Saisonbeginn: „Jeder Gegner wird uns voll fordern. Das wird eine ganz harte Saison.“
Um in der Liga zu bestehen, müsse die Mannschaft aber weiterwachsen. Allerdings trat das nicht in dem für die Dritte Liga erforderlichen Maße ein. Langwierige Verletzungen taten ihr Übriges. Andere Spieler sind an ihrer Leistungsgrenze angekommen.
Auch der Trainerwechsel in der Winterpause schlug sich zu spät in Ergebnissen und Punkten nieder. Zudem kam die Verpflichtung von Rückraumspieler Daniel Kyvala zu spät.
Sein Nicht-Einsatz in den letzten Spielen, ebenso wie der von Daniel Sharnikau, ist bei der bekannten Rückraumschwäche des VfL schwer nachvollziehbar. Der Fredenbecker Weg, sich mit jungen Talenten aus der Region dauerhaft im leistungsorientierten Handball zu etablieren, hat einen Dämpfer erlitten.
VfL Fredenbeck stellt Weichen
Neben allen Fehlern und Defiziten spielt aber auch die rasant zunehmende Professionalisierung im Leistungshandball dem VfL nicht in die Karten. Drei Trainingseinheiten pro Woche reichen in der Dritten Liga nicht mehr.
Die Leistungszentren und Internate der Erst- und Zweitligaklubs ziehen talentierte Jugendliche an, die Heimat- und Ausbildungsvereine haben das Nachsehen. Attraktive Arbeitgeber stellen Ausbildungs- und Arbeitsplätze zur Verfügung, die sich mit dem Leistungssport vereinbaren lassen.
Der VfL Fredenbeck hat mit der Bildung von Spielgemeinschaften im Jugendbereich erste Schritte unternommen. Dies dürfte aber nur ein Anfang sein, wenn die Zukunft des Handballs in Fredenbeck im Leistungssport liegen soll.
Zum Saisonfinale in der Dritten Liga erwarten die Handballer des VfL Fredenbeck am Sonnabend (19.30 Uhr) den GSV Eintracht Baunatal.