TVierfach-Mord: Elfjährige sah ihre Mutter und Schwester sterben

In Brockel soll der Bundeswehrsoldat Florian G. die beste Freundin seiner Ex und ein dreijähriges Kind erschossen haben. Foto: Harder-von Fintel
Blutbad im Kinderzimmer: Beim Prozess in Verden schilderte die Polizeichefin jetzt erschütternde Details aus der Mordnacht.
Verden/Scheeßel. Bevor der Mörder mitten in der Nacht ins Haus kam, schlief die Elfjährige in Mamas Bett. Kurz darauf waren die Mutter und ihre kleine Schwester tot. Und als sei das nicht schon schrecklich genug, musste das Kind die Tat in Brockel mit ansehen. Um dem Mädchen wenigstens die Aussage in dem Mordprozess gegen Soldat Florian G. zu ersparen, wurde Freitag als Zeugin die Leiterin des Polizeikommissariats Zeven, Andrea Schürmann, vor dem Verdener Landgericht befragt.
Genauso schnell wie die Mordkommission nach den Taten in der Nacht zum 1. März 2024 gebildet war, stand auch fest, dass man sich um die Angehörigen der vier Opfer kümmern muss, berichtete die Erste Kriminalhauptkommissarin. In Westervesede waren zuvor ein 30 Jahre alter Mann und dessen 55 Jahre alte Mutter erschossen worden. Laut Anklage aus Hass und Rache.
Schülerin wird von Vater abgeholt und versorgt
Die körperlich unverletzte Elfjährige war am Tatort in Brockel von ihrem leiblichen Vater abgeholt und zur ersten Behandlung in eine Klinik gebracht worden. Nachmittags habe sie dann die Schülerin bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter aufgesucht und dort „gut behütet“ vorgefunden, berichtete die Zeugin.
„Meine Aufgabe war es, zu schauen, wie geht es ihr, wie ist sie untergebracht, gibt es eine Hilfebedürftigkeit“, so Schürmann. Eine Befragung des Kindes sei an diesem Tag auf gar keinen Fall geplant gewesen. Aber das sehr gefasst wirkende Mädchen habe sofort angefangen, zu erzählen.
„Wenn ihre Mutter zu ihr gelaufen wäre, wäre sie verstorben und ihre Schwester wäre noch am Leben“, habe die Elfjährige gesagt und dann ohne Punkt und Komma erzählt. Dass sie von einem lauten Knall wach geworden sei und gesehen habe, wie die Mama losgelaufen war.
Aus dem Prozess ist bekannt, dass der Täter um 3.32 Uhr das Badezimmerfenster zerschlagen und dann fünf Schüsse durch die geschlossene Zimmertür abgefeuert haben soll. Damit verfehlte er die zweifache Mutter, die am Bad vorbei, auf dem Weg zu ihrer jüngsten Tochter war. Die Elfjährige war ihr gefolgt, aber vor ihr sei der Schütze in den Flur getreten.
Blutbad im Kinderzimmer: Mädchen sieht alles mit an
„Sie hätte gesehen, wie der Mama in den Kopf geschossen wurde und in dem Moment, als der Täter sich wegdreht, steht sie im Eingangsbereich des Kinderzimmers“, so habe es das Mädchen geschildert. Als der Täter verschwand, soll er die Elfjährige zur Seite geschubst haben. Dann habe sie in das Kinderzimmer ihrer dreijährigen Schwester geschaut, die in den Armen ihrer 33 Jahre alten Mutter getötet wurde.

Andrea Schürmann leitet das Polizeikommissariat Zeven (derzeit in Rotenburg tätig) und hat sich nach den Morden in Brockel und Westervesede um Hinterbliebene gekümmert - insbesondere um ein elfjähriges Mädchen. Foto: Bert Albers
Die Elfjährige habe den Notruf gewählt. Dann sei der Opa gekommen, habe ihr das Telefon aus der Hand genommen und sie zur Oma gebracht. Die Großeltern wohnten in der angrenzenden Doppelhaushälfte in Brockel.
Was das Kind gesehen hat, ist so furchtbar, dass die Bilder in dem Prozess nicht öffentlich gezeigt worden sind. Die Kleine habe die Kommissarin gefragt, ob sie ihre Mutter noch mal sehen kann. Der Abschied von Mama und Schwester erfolgte angesichts des Verletzungsbildes am geschlossenen Sarg.
Andrea Schürmann war die einzige Zeugin an diesem 15. Verhandlungstag. Der Prozess soll am 6. Januar um 9 Uhr fortgesetzt werden. Es wird ein sogenannter Sprungtermin zur Fristwahrung. Lediglich ein weiterer Spurensicherungsbericht soll dann verlesen werden.