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Prozess

TVierfach-Mord: So brüstete sich der Angeklagte mit der Tat vor seinem Freund

Vor dem Verdener Landgericht sagte ein Soldat und ehemals guter Freund aus.

Vor dem Verdener Landgericht sagte ein Soldat und ehemals guter Freund aus. Foto: Sina Schuldt

Im Prozess um den Vierfach-Mord von Scheeßel sagte ein ehemals guter Freund des Angeklagten aus. Er telefonierte mit Florian G. kurz nach den Schüssen in Westervesede und Brockel.

Von Wiebke Bruns Donnerstag, 12.12.2024, 14:30 Uhr

Verden/Scheeßel. „Es war ein großer Fehler, so was einem Mann anzutun, der fast sein halbes Leben lang gelernt hat, Gewalt zu perfektionieren“, schrieb der Angeklagte Florian G. aus Brockel in einer Whatsapp-Nachricht an seine Bundeswehrkameraden, kurz nachdem er vier Menschen erschossen hatte. Sein bis dato vielleicht bester Freund und Kamerad aus Heeslingen rief ihn sofort an. Der 31-Jährige berichtete davon in dem Mordprozess am Verdener Landgericht.

Kaum wach habe er die Nachricht gelesen und inhaltlich noch gar nicht realisiert, was geschehen war, als er Florian G. anrief. Er habe geglaubt, dass sein Freund sich oder anderen etwas antun könnte.

Keine Spur der Reue war bei dem Angeklagten zu erkennen

Sofort und mit einem gelassenen „Moin“ habe Florian G. sich gemeldet. „Jetzt ist alles wieder gut. Ich habe die abgeknallt“, habe der 33-Jährige gesagt. „Kalt gemacht“ habe er sie und die Opfer dabei abfällig betitelt. „Sehr gefasst“ wirkte er dabei auf den 31-Jährigen. „Da war gar nichts von Reue zu hören“, so der Zeuge. Betont habe der Angerufene: „Jetzt haben sie bekommen, was sie verdient haben.“

„Euphorisch“ habe er ihm die Taten geschildert. Wie er sich Zugang zu dem ersten Tatort, einem Einfamilienhaus in Westervesede, verschafft habe und auf den neuen Freund seiner Ehefrau getroffen sei.

Der 30-Jährige habe an der Treppe gestanden, geschrien und Angst gehabt. Der Angeklagte habe in dem Telefonat lachend gesagt: „Du hättest mal hören sollen, wie er gewimmert hat.“ „Das fand er schön“, sagte der Zeuge über den Angeklagten.

Er überlegte, auch die Ehefrau zu erschießen

Über die ebenfalls erschossene Mutter des 30-Jährigen habe Florian G. in der Vergangenheit gesagt, „dass er nicht verstehen kann, wie eine Mutter es zulassen kann, dass der Sohn sich mit einer hochschwangeren Frau trifft, die schon ein Kind hat und verheiratet ist“.

Als der Zeuge sich in dem Telefonat nach Frau und Kind erkundigte, habe der Angeklagte ihm gesagt, dass er überlegt habe, auch seine Frau zu erschießen, aber sie sei hochschwanger und er wisse nicht, ob das Kind von ihm sei.

Dann habe er ihm die Tötung der besten Freundin seiner Ehefrau geschildert und dass er deren dreijährige Tochter ebenfalls erschossen hat. Es sei ihm scheißegal, habe Florian G. bezogen auf das Kind gesagt.

Entschluss gefasst nach der Gefährderansprache durch die Polizei

Zu seinem Motiv habe er berichtet: „Die wollten mir alles wegnehmen und haben mich auch angezeigt. Dann habe ich mir gesagt, ihr wollt mir alles nehmen, gerne, aber euch nehme ich mit.“

Geschildert habe Florian G., dass er sich nach einer Anzeige seiner Frau und ihres neuen Freundes und der danach erfolgten Gefährderansprache der Polizei zur Tötung entschlossen habe.

Der 31-Jährige schilderte als Zeuge in dem Prozess auch seine Sorge während des Telefonats, dass Florian G. noch weitere Menschen töten könnte. Denn er habe nicht verraten wollen, wo er sich befindet und gesagt: „Hier geht es gleich richtig ab.“

Der Zeuge befürchtete, dass es zum Feuergefecht mit der Polizei kommen könnte. „Wir erschießen keine Polizisten. So etwas machen wir nicht“, habe er an den Soldaten Florian G. appelliert und ihn ermutigt, die Waffen abzulegen und sich zu stellen. Dies tat er auch kurz darauf.

Kein Elitesoldat und ohne Kampfeinsätze im Ausland

Auf die Frage, ob er die Taten bereue, habe der Angeklagte geantwortet: „Nein, nichts davon. Sie haben bekommen, was sie verdient haben.“ Um Schlimmeres zu verhindern, will der Heeslinger in dem Telefonat so getan haben, als sei er auf der Seite des 33-Jährigen.

„Liebend gerne hätte ich ihm gesagt, dass er ein feiger und widerlicher Mörder ist“, sagte der Zeuge gestern und schaute dabei zum Angeklagten.

Der sei kein Elitesoldat gewesen und habe während der Auslandseinsätze auch nicht kämpfen müssen, stellte der Kamerad klar.

Für ihn war das Telefonat schwer zu verarbeiten. Was Florian G. getan habe, spreche gegen alles, „was wir sind“, so der Soldat. „Heimtückisch und mitten in der Nacht zu morden. Und dann da sitzen und nicht den Mund aufkriegen. Keine Ahnung, wer der Mann da ist“, verdeutliche der Zeuge seine klare Haltung.

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