TVierfach-Mord: 56-Jähriger hört Schreie und findet tote Ehefrau und Sohn

Tatort Westervesede: Hier soll der Soldat Florian G. den neuen Freund seiner Ex und dessen Mutter erschossen haben. Foto: Hennings
„Es waren so viele Schüsse. Da kann keiner überlebt haben.“ Im Prozess um die Todesschüsse hat der Ehemann und Vater der beiden Opfer aus Westervesede ausgesagt. Tränen flossen.
Verden. In der Mordnacht zum 1. März 2024 wurden in Westervesede eine 55 Jahre alte Frau und ihr 30 Jahre alter Sohn erschossen. Mit im Haus waren der Ehemann und der Enkel. Beide schliefen in anderen Räumen, was zumindest dem Mann das Leben gerettet haben könnte. Körperlich blieben er und das Kind unverletzt, aber auch nur körperlich. Am Montag sagte der 56-Jährige als Hinterbliebener in dem Verdener Landgerichtsprozess aus.
„Ich bin wach geworden, weil ich ein Klirren vernommen habe“, begann der Handwerker seine Aussage. „Nichts weiter gedacht“, habe er sich. Dass die Katzen vielleicht etwas vom Tisch geworfen haben könnten. Die Ermittler stellten später eingeschlagenes Glas an der Haustür fest.
Dann sei er direkt wieder eingeschlafen. Bis die ersten Schüsse gefallen sind. „Kurze Zeit später habe ich meinen Sohn schreien gehört. Dann die nächsten Schüsse.“ Und dazwischen, wie jemand die Treppe hoch und wieder runter gelaufen ist. „Dann war Stille.“
Ehemann findet seine Frau tot im Bett
Während dieser Schilderungen schaute der Angeklagte Florian G. den Zeugen nicht einmal an, vermied jeglichen Blickkontakt mit Anwesenden. Bis der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk damit begann, Nachfragen zu stellen. Ob er sich einen Reim darauf habe machen können, was passiert ist? „Nein. In dem Moment noch gar nicht“, antwortete der Westerveseder.
„Ich bin dann nach oben“, schilderte der Zeuge. Die Eheleute hatten getrennte Schlafzimmer. Erst habe er seine Frau tot in ihrem Bett gefunden und dann die Polizei gerufen. Sein 30 Jahre alter Sohn wohnte im Obergeschoss. „Es waren so viele Schüsse. Da kann keiner überlebt haben“, habe er gedacht. „Gefühlt 100. Das hörte gar nicht auf.“
Dann sei er die Treppe weiter hoch ins Obergeschoss und habe dort seinen erschossenen Sohn liegen sehen. Er habe über ihn hinübersteigen müssen, um zu seinem heute sieben Jahre alten Enkel zu gelangen. „Der guckte unter seiner Decke raus und fragte: Opa was ist passiert?“
Junge sieht seinen Vater tot im Obergeschoss liegen
Als sie denselben Weg nach unten nehmen mussten, habe er dem Jungen gesagt, er solle die Augen schließen. Dies habe er nicht getan. „Er hat seinen Vater da liegen sehen.“
Die Blicke des Angeklagten, selbst Vater von zwei Söhnen, richteten sich intensiv auf den Zeugen, als dieser zu der Beziehung seines Sohnes mit der Frau des Angeklagten befragt wurde. Aus Rache und Hass soll der 33 Jahre alte Berufssoldat gemordet haben. „Sie war seine Freundin. So hat er sie vorgestellt. Sie kam regelmäßig zu uns. Da gibt es nicht viel zu sagen“, sagte der Zeuge.
Ihre Ehe mit dem 33-Jährigen sei öfter mal Thema gewesen. „Dass sie unglücklich ist in der Ehe.“ Aber eingemischt haben will sich der 56-Jährige nicht. Nur als er von einer Bedrohung seines Sohnes durch den Angeklagten gehört habe, will er zur Anzeige geraten haben.
Handwerker bricht in Verden in Tränen aus
Und wie geht es dem Zeugen heute, wollte der Vorsitzende wissen. Sechs Wochen nach der Tat habe er wieder seine Arbeit aufgenommen als Handwerker. „Das ist die beste Ablenkung. Sonst wäre ich schon kaputt.“ Therapeutische Hilfe möchte er aber wahrscheinlich noch in Anspruch nehmen.
Nach 25 Minuten war die Aussage beendet und der Zeuge nahm neben seiner früheren Schwiegertochter, der Mutter seines Enkels, Platz. Sie ist ebenfalls Nebenklägerin und in diesem Moment war sie auch Trösterin. Denn dann flossen bei dem 56-Jährigen, der so viel Leid ertragen muss, die Tränen.
Am 29. November um 9 Uhr folgt ein weiterer Kurztermin in dem Prozess. Dann soll nur etwas verlesen werden. Ob zu diesen Taten oder der Tötung einer 33-Jährigen aus Brockel und deren dreijähriger Tochter in derselben Nacht wurde nicht mitgeteilt.