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Verschlickung

TVöllig verschlickt: Naturschützer könnten den Dornbuscher Hafen retten

Bernd Blanck (links) und Stefan Hinsch fürchten, dass Käpt'n Klünder den Liegeplatz wechseln muss, wenn die Verlandung des Hafens nicht gestoppt wird. Ein kleines Stück soll 2026 ausgebaggert werden, um etwas Raum zum Rangieren zu schaffen.

Bernd Blanck (links) und Stefan Hinsch fürchten, dass Käpt'n Klünder den Liegeplatz wechseln muss, wenn die Verlandung des Hafens nicht gestoppt wird. Ein kleines Stück soll 2026 ausgebaggert werden, um etwas Raum zum Rangieren zu schaffen. Foto: Knappe

Wegen der extremen Verschlickung fürchtet die Hafengemeinschaft Dornbusch das Aus für den Hafen. Hoffnungen ruhen auf dem Naturschutz-Großprojekt des WWF.

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Von Katja Knappe
Dienstag, 21.10.2025, 15:50 Uhr

Dornbusch. Bernd Blanck ist Vorsitzender des Käpt’n-Klünder-Fördervereins, er und Stefan Hinsch engagieren sich in der Hafengemeinschaft Dornbusch. Die beiden Männer sind sichtbar frustriert, wenn sie ihre Blicke über das Hafenbecken schweifen lassen. Beide fürchten das Ende des Hafens.

Verlandung schreitet rasch voran

Bei Niedrigwasser ist vom einstigen Hafenbecken gerade noch ein Rinnsal als Fahrrinne erkennbar. Die Dalben, die einst das andere Ende des Hafenbeckens markierten, verschwinden hinter einem gut zehn Meter breiten Schilfgürtel. Auch auf der anderen Seite, auf der das historische Küstenmotorschiff Käpt‘n Klünder auf dem Schlick sitzt, haben sich schon kräftige Schilfinseln gebildet.

Die Käpt‘n Klünder, auf der seit gut einem halben Jahr auch Trauungen durchgeführt werden dürfen, ist das einzige Schiff, das hier noch liegt. Schlickhaufen formieren sich zu Hügelketten von einem halben Meter Höhe, auf denen sich Grün bildet. „Wenn es grün wird, wird der Schlick fest“, sagt Blanck.

Die Verlandung ist in vollem Gange. Vor allem sind es die Auswirkungen der Erhaltungsbaggerei der Elbvertiefung, die den kleinen Häfen zu schaffen machen. Die Pumpen des Siels wurden in Dornbusch schon vor Jahren ausgebaut. Auch die hätten nicht ausgereicht, um die Verschlickung zu verhindern, da sind Hinsch und Blanck sich einig.

Die Hafengemeinschaft hat bei der Gemeinde Drochtersen einen Zuschuss für Ausbaggern und Schlickumlagerung im Dornbuscher Hafen beantragt. Die Hafengemeinschaft und der Förderverein Käpt‘n Klünder planen für 2026, etwas Schlick - etwa eineinhalb Schiffslängen - ausbaggern zu lassen: Nur ein Tropfen auf den heißen Stein, damit das Traditionsschiff etwas besser rangieren kann.

Käpt‘n Klünder: Hafeneinfahrt nur bei Springtide

„Wenn nächstes Jahr nichts gemacht wird, war das jetzt die letzte Saison, in der wir mit Käpt‘n Klünder in Dornbusch einlaufen können“, sagte Bernd Blanck im Kulturausschuss der Gemeinde. Die 1907 als Besan-Schut erbaute Käpt’n Klünder schafft es nur noch bei Springtide, im Hafen ein- und auszulaufen.

„Beim letzten Mal hatten wir dabei einen Wasserstand von 31 Zentimetern“, erzählt Blanck. Bei normaler Tide betrage der Wasserstand nur noch 20 Zentimeter. In der Sommersaison liegt Käpt‘n Klünder ohnehin auf Krautsand, nur der Winter-Liegeplatz ist noch in Dornbusch.

Wenn die Käpt‘n Klünder aus dem Hafen ein- oder ausläuft, wird die historische Klappbrücke, ein Wahrzeichen für Dornbusch und Krautsand, hochgeklappt. Im Frühjahr 2026 wird die Klappbrücke wegen der überfälligen Sanierung ausgebaut und später wieder eingebaut.

Rund 7000 Euro soll das Ausbaggern des Hafenbeckens auf kurzer Länge und die Umlagerung des Schlicks kosten. Die Gemeinde habe sich in der Zwischenzeit an den Landkreis gewandt und Zustimmung für die Maßnahme erhalten, sagt Bürgermeister Mike Eckhoff.

Probe in Ordnung: Hafenschlick ist deichbaufähig

Der Kulturausschuss votierte dafür, der Hafengemeinschaft 2026 einen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent der Kosten (maximal 2142 Euro) zu gewähren. Sowohl die Hafengemeinschaft als auch der Verein Käpt‘n Klünder wollen Eigenleistungen in Höhe von jeweils 1500 Euro erbringen.

Wohin der Schlick dann soll, ist noch unklar. Die Naturschutzorganisation WWF hat schon Proben in der Süderelbe entnommen, eine auch direkt im Hafenbecken. Die Schadstoffbelastung sei unproblematisch, das Material damit auch deichbaufähig, sagt WWF-Projektleiterin Beatrice Claus.

Kleine Ausbagger-Aktion stoppt Verlandung nicht

Das Ausbaggern auf eineinhalb Schiffslängen wird die Verlandung des Dornbuscher Hafenbeckens nicht stoppen können. Bernd Blanck und Stefan Hinsch hoffen deshalb auf das Naturschutzgroßprojekt des WWF (World Wild Fund for Nature) auf Krautsand.

Der WWF plant, dort typische Ästuar-Lebens- und Schutzräume zu reaktivieren. Ebbe und Flut sollen wieder mehr Einfluss bekommen. Beim Großprojekt sollen eine Million Kubikmeter Erde bewegt, zwei Nebenelben vereint, Gräben und Priele reaktiviert werden.

WWF-Naturschutz-Großprojekt könnte helfen

Wischhafener Süderelbe und Ruthenstrom, die zurzeit durch einen Damm getrennt sind, sollen wieder verbunden werden. Beide Nebenelben sollen streckenweise vertieft und verbreitert werden, vor allem die Süderelbe im Bereich oberhalb der Klappbrücke in Richtung Kreisstraße. Allerdings: Die Unterhaltungskosten müssen noch geklärt werden. „Wir gehen davon aus, dass wir 2026/2027 die Genehmigungsunterlagen erstellen können“, sagt WWF-Projektleiterin Claus. Bevor die Bagger kommen, können noch zwei, drei Jahre vergehen.

Die Kombination der Maßnahmen soll eine Spülwirkung erzielen und die Verschlickung in Ruthenstrom und Süderelbe verringern. Blanck und Hinsch hoffen, dass dadurch der Schlick oder zumindest die Schlickneubildung im Dornbuscher Hafen reduziert wird. Inwieweit die Maßnahmen sich auch im Hafenbecken bemerkbar machen würden, dazu kann der WWF zurzeit aber noch keine Aussage treffen.

Blick ins Dornbuscher Hafenbecken, das zunehmend verlandet: Links der gut zehn Meter breite Schilfgürtel. Auch rechts breitet sich Schilf aus, Schlickberge fangen an zu grünen.

Blick ins Dornbuscher Hafenbecken, das zunehmend verlandet: Links der gut zehn Meter breite Schilfgürtel. Auch rechts breitet sich Schilf aus, Schlickberge fangen an zu grünen. Foto: Knappe

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