TVolker Dieterich-Domröse: Ein besonderer Pastor ist jetzt im Ruhestand

Volker Dieterich-Domröse in der Markuskirche in Stade-Hahle. Das Predigen wird er vermissen. Foto: Jens Schulze
Pastor Volker Dieterich-Domröse ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Ein Verlust für die Kirche und ihre Mitglieder, für die Stadt und ihre Menschen. Was macht ihn so besonders?
Stade. Volker Dieterich-Domröse sitzt auf der Terrasse des Pastorenhauses am Hahler Weg, gleich neben der Kirche und der Kita. Kinderlärm und Glockengeläut wehen herüber. Seine Körpersprache strahlt Ruhe aus. Der Pastor im Ruhestand wählt seine Worte mit Bedacht. Seine Gefühle sind ambivalent. Mehr als 30 Jahre hat Dieterich-Domröse in seiner Gemeinde gewirkt, die die Stader Ortschaften Haddorf, Hahle und Wiepenkathen umfasst. „Das war ein Start-Ziel-Lauf“, sagt er heute.
Abschied fällt schwer - Freude auf neues Leben
Volker Dieterich-Domröse wird seine Gemeinde, sein Pfarrhaus mit dem herrlichen Garten, dort, wo seine beiden Töchter aufgewachsen sind, zeitnah verlassen. Seine Frau Sonja Domröse, ebenfalls Pastorin und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Stade, und ihn zieht es in seine Heimat aufs Osnabrücker Land. Der Abschied fällt schwer, der Aufbruch in eine neue Lebensphase lockt.
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Wie wohlgelitten Dieterich-Domröse war in seiner Gemeinde, in seiner Stadt, zeigte sich beim Verabschiedungsgottesdienst, als Superintendent Dr. Marc Wischnowsky ihn offiziell entpflichtete. Die Markuskirche war „rappeldickevoll“, wie es Dieterich-Domröse beschreibt. 450 Gäste kamen. Viele Freunde aus der Kirche, viele liebgewonnene Menschen aus seinem Bezirk.
Landrat Kai Seefried gab sich die Ehre, Stades Bürgermeister Sönke Hartlef, die DRK-Spitze und auch Polizei-Chef Jan Kurzer. Grußworte kamen von der evangelischen Familienbildungsstätte Kehdingen/Stade, von der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde, dem Rotary Club Stade und der Brauerknechtsgilde. Das zeigt: Dieterich-Domröse war sehr gut vernetzt. Das half ihm, sein soziales Wirken in die Tat umzusetzen.
Die soziale Arbeit war sein Steckenpferd
Die Bildungsstätte, die Stader Tafel, die Stader Flotte für Jugendfreizeiten, das Projekt friendship 4.0 mit der Schule in Nsuta in Ghana, internationale Gottesdienste mit Flüchtlingen, das Markuscafé, die früh ins Leben gerufene Fastengruppe, die Notfall-Seelsorge, Handwerker-Gottesdienste, die Jugendarbeit, das Berufsbildungswerk Cadenberge-Stade, die große Bandbreite der Diakonie - all das brachte er unter einen Hut, trieb er voran. Eine beachtliche Bilanz.
Nicht zuletzt war er über Jahre stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis Stade zusammen mit Heike Kehlenbeck. Zweieinhalb Jahre vertrat das Duo die Vakanz zwischen Thomas Kück und Marc Wischnowsky. Das ging nur mit Teamarbeit. Dieterich-Domröse stellte seine Person dabei selten in den Vordergrund. Es sei denn, er stand auf der Kanzel und predigte vom Glauben und vom Leben. Das hat er geliebt.
Dieterich-Domröse gewann 2013 den zum ersten Mal bundesweit ausgeschriebenen Männerpredigtpreis der evangelischen Kirche Deutschlands. Immer wieder setzt er sich seit seinem Studium der Theologie mit Glaubensfragen aus philosophischer Sicht auseinander. Sein Motto, auch das des Abschiedsgottesdienstes, findet sich im 2. Brief des Paulus an die Korinther wieder: „Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude.“
Kein Missionar und der Glaube als Ge(h)hilfe
Dieterich-Domröse wollte nie bekehren, nie belehren. Sein missionarischer Eifer hielt sich in Grenzen.Den Glauben sieht als er „Ge(h)hilfe“ im Leben: mal als eleganter Schuh für besondere Momente, mal als Gummistiefel in schweren Zeiten, mal als Alltagsschuh, der Tag für Tag Halt gibt. Eins wünscht er keinem: „das Barfußgehen“.
Weggefährten beschreiben Volker Dieterich-Domröse, Spitzname VDD, zum Abschied durchweg positiv. Er sei ein Harmonie liebender Mensch, der gern das Wort „schön“ gebrauche - bis zu 20-mal pro Gottesdienst. Er habe tolle Predigten gehalten, eine außerordentliche Fähigkeit gehabt, Menschen zu fangen, wohl auch, weil er mit ihnen auf Augenhöhe sprach.
Kollegen beschreiben ihn als verlässlich und kooperativ, der stets für ein freundliches Miteinander gesorgt habe. Auch Superintendent Wischnowsky verabschiedete Dieterich-Domröse mit wertschätzenden Worten. Er habe eine besondere Fähigkeit, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen.
Kirchenarbeit gerade in den drei Stadtteilen sah er als sozialen Faktor an. Geistige Musik oder Hochkultur seien hier fehl am Platze. Der Pastor unterbreitete den Menschen Angebote zum Mitmachen, nie abgehoben, immer mit Bezug zur Wirklichkeit. Es sei schön, wenn jemand aufs Himmelreich vertraue, er empfiehlt zudem: „Jeder soll sich Hoffnung machen auf das Leben hier und jetzt.“
Und wie begegnet er Menschen, die dem Glauben fern sind? „Mit Respekt“, antwortet Volker Dieterich-Domröse. Er geht davon aus: „Jeder Mensch trägt irgendwie eine Form von Religiösität in sich.“

Volker Dieterich-Domröse vor der Markuskirche in Stade-Hahle. Foto: Jens Schulze