TVom Sammelvirus infiziert: Warum Ehepaar Scholz in einer Art Museum lebt
Lothar und Helga Scholz in ihrem „Museum“. Bis auf ein paar Möbel haben sie alles, was ihr Heim schmückt, auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen erstanden. Foto: Jakob Brandt
Die einen sammeln Münzen und Briefmarken, andere Bücher, Spielzeug und Spiele. Einige wollen besitzen, bei anderen ist es die Lust am Jagen. Sammelwut hat viele Gründe. Ehepaar Scholz aus Sittensen hat eine verblüffende Erklärung.
Sittensen. „Das ist unser Museum“: Mit diesen Worten bitten Lothar (74) und Helga Scholz (72) aus Sittensen ihren Gast herein. Mächtig voll geproppt das Haus, kommt es einem in den Sinn. Selbst für ein kleines Mitbringsel scheint nirgendwo ein Platz mehr vorhanden.
Auf Schränken und in Vitrinen, auf Regalen und auf Fensterbänken: Überall glänzt Porzellan. Umgeben von einer Figuren-Armada aus Holz, Glas und Keramik, von Uhren, Bildern, Spielzeug und Nippes aller Art. Alles auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen in über 30 Jahren zusammengetragen. Ein schrilles Raritätenkabinett.
Mit Puppen und Autos fing die Sammelleidenschaft an
Gesammelt haben der Grafikdesigner und die Alten- und Krankenpflegerin schon immer; er alte Möbel, Wiking-Autos und Märklin-Eisenbahnen, sie Puppen und Steiff-Tiere. Als sich beide vor mehr als 30 Jahren kennen und lieben lernen, bricht ihrer beider Sammelleidenschaft voll aus.
Jeden Sonnabend, jeden Sonntag treiben sie sich auf Floh- und Antikmärkten rum. Am liebsten in Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Oldenburg. Dort finden sie, was sie suchen. Bei dem, was alt und schön ist, Charme hat und wertig ist, greifen sie zu.
Ein Leben mit schönen Dingen
Nichts von dem, was sie sammeln, wird weggeschlossen, sondern für den Betrachter in Vitrinen sichtbar präsentiert. „Wir leben mit den Sachen“, sagt Lothar Scholz. „Wir schauen sie immer wieder gerne an und nutzen sie auch. Es geht uns nicht ums Haben, wir haben einfach große Freude an den schönen Dingen.“

In diese schöne Spieluhr mit Figuren aus dem Erzgebirge hat sich Lothar Scholz regelrecht verliebt. Foto: Jakob Brandt
Wer meint, die Eheleute hätten sich in dreieinhalb Jahrzehnten einen Schatz angesammelt, der irrt. Die Preise für Puppen, Möbel und Porzellan sind deutlich in den Keller gerauscht, selbst für Kunstvolles aus Meißen greift man nicht mehr tief in die Tasche.
Wertiges wird nicht mehr geschätzt
„Wir haben für solche Sachen mal viel Geld bezahlt, aber heute ist es kaum noch was wert“, erzählt Helga Scholz. „Die jungen Leute sammeln das nicht mehr“, schiebt ihr Mann nach. „Kaufen lieber Wegwerf-Deko. Wertige Sachen werden einfach nicht mehr geschätzt.“
Es gab eine Zeit, da wollte die halbe Welt Zevener Porzellan haben. Lothar und Helga Scholz auch. Sie waren ganz heiß auf das formschöne Art-déco-Geschirr aus den Zwanzigerjahren. Eine hässliche Vase war‘s, die Lothar Scholz auf einem Flohmarkt entdeckte und in ihm Liebe zum Zevener Porzellan entfachte.