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„Mein Lokal, Dein Lokal“

TVom Tellerwäscher zum eigenen Lokal: Ilir Muzlijajs Weg zum D‘oro

Die Restaurantküche des „D’oro“ – hier außerhalb der Betriebszeiten – hat Ilir Muzlijaj selbst geplant.

Die Restaurantküche des „D’oro“ – hier außerhalb der Betriebszeiten – hat Ilir Muzlijaj selbst geplant. Foto: Polgesek

Das Lokal von Ilir Muzlijaj ist durch die Teilnahme bei „Mein Lokal, Dein Lokal“ noch bekannter geworden. Auch abseits der Kamera beeindruckt der 32-Jährige mit seiner Geschichte.

Von Heike Leuschner Sonntag, 02.11.2025, 11:50 Uhr

Wremen. Er hadert noch ein wenig. „Klar, hätte ich gern gewonnen“, sagt llir Muzlijaj, „aber wer will nicht Erster werden?“ Der Betreiber des italienischen Restaurants „D‘oro“ in Wremen war einer von fünf Kandidaten aus dem Landkreis Cuxhaven bei „Mein Lokal, Dein Lokal – der Profi kommt“. Mitte Oktober war die Staffel bei Kabel Eins ausgestrahlt worden.

Muzlijaj empfängt seine Gäste im modern-stilvollen Ambiente seines Lokals mitten im Nordseebad Wremen. Einst Traditionslokal, hat das äußerlich schlichte Gasthaus unter der Regie seines Eigentümers Florian Alexander einen Wandel vollzogen.

Auf der Suche nach einem nagelneuen Restaurant

„Ich hatte schon länger nach einem schönen Ort für ein Restaurant gesucht, in dem man auch Hochzeiten und andere Familienfeste feiern kann“, erzählt der Gastronom. Wichtig war ihm dabei, seinen gastronomischen Betrieb „von null auf selbst aufzubauen“ und kein bestehendes Haus weiterzuführen.

Das ehemalige „Deutsche Haus“ in Wremen befand sich seinerzeit noch im Sanierungsprozess. Ein „Glücksfall“ für Muzlijaj. Der Eigentümer und Investor Florian Alexander habe ihm ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Räume gewährt.

„Mir war ein gemütliches Ambiente wichtig, aber nicht das klassische italienische Ambiente“, erklärt Muzlijaj. Er wollte ein modernes italienisches Restaurant mit einer modernen italienischen Küche – „da soll für jeden Gast etwas dabei sein“.

Frische Zutaten bis hin zur hausgemachten Pasta

Die hübsch mit großen Gläsern voller Pasta und Nudelmaschinen dekorierten Fenster spiegeln die Küchenphilosophie des gebürtigen Kosovaren wider: „Bei mir sind fast alle Lebensmittel frisch.“ Das gilt auch für die Pasta.

Gelernt hat er sein Handwerk in Italien. Mit 15 kam er als Schutzsuchender in Italien an – ohne Eltern. Neben der Schule spülte Geschirr in der Gastronomie. Mit 16 habe er dann eine Ausbildung zum Koch angefangen.

Die „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Legende

Ali Güngörmüş, Deutschlands erster Sternekoch mit türkischen Wurzeln und Experte bei „Mein Lokal, Dein Lokal“, fühlt sich im TV-Gespräch mit Muzlijaj an den amerikanischen Traum „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ erinnert. Doch Muzlijaj schüttelt den Kopf.

„Jeder muss irgendwann von Null anfangen, da gehört es auch dazu, erst mal Töpfe zu reinigen. Du kommst nicht als fertiger Koch zur Welt, das braucht Zeit.“

Von Italien nach Deutschland – während der Sail 2015

In den 2010er-Jahren, erzählt er, habe er Italien in einer Wirtschaftskrise erlebt. „Die Menschen hatten nicht so viel Geld, Fabriken schlossen.“ Es war eine Zeit, in der Muzlijaj überlegte, wo er einmal seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklichen und eine eigene Familie gründen wollte.

Mein Lokal, Dein Lokal-Kandidat Ilir in seinem Ristorante „D‘oro“

Restaurantchef Ilir Muzlijaj aus Wremen war einer von fünf Kandidaten bei „Mein Lokal, dein Lokal“ aus dem Cuxland. Am Ende belegte er den zweiten Platz. Wie sieht er den Wettbewerb im Rückblick?

Verwandte und Freunde, die in Deutschland Fuß gefasst hatten, hätten ihm geraten, nach Deutschland zu kommen. 2015 wagte er den Schritt und zog nach Bremerhaven. „Da hab‘ ich meine erste Sail erlebt“, sagt er und lacht. „Ich dachte nur: Wie gut ist das – so viele Touristen, da kann man schon etwas werden als Gastronom.“

Dreharbeiten für „Mein Lokal, Dein Lokal“ mitten in der Saison

Muzlijaj arbeitet zunächst in Bremerhaven, träumt aber immer von einem eigenen Restaurant. Vor zwei Jahren macht er, mittlerweile verheiratet und Vater zweier kleiner Töchter, seinen Traum in Wremen wahr. Unterstützt wird er von einem Team aus festen Mitarbeitern und Aushilfen, darunter sein Bruder und ein Cousin.

Bereut habe er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht – genauso wenig wie die Teilnahme am TV-Format „Mein Lokal, Dein Lokal“. Trotzdem seien die Dreharbeiten – „mitten in der Saison“ – stressig gewesen. „Aber wenn ich die Chance hätte, würde ich auch noch einmal teilnehmen“, sagt er.

Muzlijaj: „Aus meiner Sicht war meine Kritik berechtigt.“

Dass er den Sieg am Ende um einen Punkt verfehlte, wurmt den ehrgeizigen Gastronomen immer noch ein wenig. Am Ende landet er mit 41 Punkten hinter Claus Peter und „Peters – das Genusshotel in der Wingst“.

„Der zweite Platz geht voll in Ordnung“, resümiert Muzlijaj. Mit Claus Peter habe ein Gastronom mit 25 Jahren mehr Berufserfahrung gewonnen. „Das war auf jeden Fall berechtigt.“

Damit, dass er während der TV-Woche als größter Kritiker seiner Mitbewerber wahrgenommen wurde, kann er leben. „Aus meiner Sicht war die Kritik berechtigt, ich stehe dazu.“

Ein Kritikpunkt von Ali Güngörmüş bleibt unberücksichtigt

Er räumt ein, dass während der Aufzeichnung auch bei ihm nicht alles perfekt gelaufen sei. „Ich bemühe mich darum, aber wir sind Menschen, keine Roboter.“

Die Kritik von Sternekoch Ali Güngörmüs habe er als bereichernd und wertvoll empfunden. Nur den Vorschlag, Fertigprodukte gänzlich von der Dessertkarte zu verbannen, hat Muzlijaj bislang zugunsten einer breiteren Auswahl aus hausgemachten und „qualitativ hochwertigen“ Fertigdesserts nicht umgesetzt.

Ein viel beachtetes optisches Highlight im Restaurant ist der nach oben hin verglaste Weinkeller.

Ein viel beachtetes optisches Highlight im Restaurant ist der nach oben hin verglaste Weinkeller. Foto: Polgesek

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