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TVor dem TÜV: Broberger Fähre braucht eine Werftzeit – in Brobergen

Die Prahmfähre Brobergen muss zum Schiffs-TÜV. Dafür muss sie überholt werden - die Kosten kann der Fährverein nicht allein stemmen.

Die Prahmfähre Brobergen muss zum Schiffs-TÜV. Dafür muss sie überholt werden - die Kosten kann der Fährverein nicht allein stemmen. Foto: Klempow

Die Prahmfähre Brobergen ist ein Kleinod als maritimes Erbe der Osteregion. Die alte Dame muss zum TÜV und in die Werft - oder eher: Die Werft muss kommen.

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Von Grit Klempow
Mittwoch, 15.10.2025, 11:00 Uhr

Kranenburg. Fluss, Deich, Gasthaus, Fähre - viel mehr gibt es hier nicht, außerhalb von Brobergen, mitten in der Ostemarsch. Aber es genügt, um die Menschen anzulocken. Sie kommen mit dem Fahrrad, machen Tagesausflüge, besuchen Feste des Fährvereins und genießen die Idylle.

Das alles geht nur, weil die Prahmfähre Brobergen die Oste überbrückt. In der Saison von Mai bis Oktober bringen die ehrenamtlichen Fährleute bis zu 2000 Menschen ans andere Ufer des Flusses. Damit das weiter möglich ist, muss der Fähr- und Geschichtsverein viel Geld in die Hand nehmen.

Fährfahrten an historischer Stelle

Der Verein wurde 2007 gegründet, als die Fährstelle durch den Deichbau gefährdet war. Den Engagierten gelang es, das Ruder herumzureißen. Der Verein belebt die Fährstelle mit Festen, sichert den Fährbetrieb über Ehrenamtliche und bewahrt mit der 100 Jahre alten, Denkmal geschützten Fähre das maritime und das historische Erbe. Schließlich soll an der Fährstelle einst ein Adelssitz gewesen sein.

Nun steht für die Fähre der TÜV an. Vor fünf Jahren wurde die Prahmfähre dafür zu einer Werft an der Oste geschleppt. Diese gibt es aber nicht mehr. Die Fähre selbst ist nicht manövrierfähig - beim Übersetzen auf der Oste ist sie durch ein Stahlseil gesichert. Auch ein Transport über Land funktioniert nicht - die Deichlücke ist zu schmal. Das Vereins-Team um den Vorsitzenden Günther Schimkatis muss deshalb eine Werft finden, die vor Ort an der Fährstelle arbeitet.

30 Tonnen schwere Fähre muss aufs Trockene

Die fünf Schwimmkammern müssen gereinigt, Anoden erneuert werden. Außerdem braucht die Prahmfähre einen Unterbodenanstrich. Ob zusätzliche Arbeiten anfallen, wird sich erst zeigen, wenn die 30 Tonnen schwere Fähre an Land ist.

Davon hängt auch ab, wie teuer die Instandsetzung wird. Die Projektkosten werden auf 90.000 Euro (plus Mehrwertsteuer) geschätzt. Weil die Fähre überrregionale Bedeutung hat, würde es auch Geld aus dem Fördertopf der Leader-Region Kehdingen-Oste geben: 60 Prozent (54.000 Euro).

Der Broberger Fährprahm ist ein historisches Kleinod und über 100 Jahre alt - einst gebaut für die Ostequerung in Geversdorf, hier um 1925 noch ohne Motor.

Der Broberger Fährprahm ist ein historisches Kleinod und über 100 Jahre alt - einst gebaut für die Ostequerung in Geversdorf, hier um 1925 noch ohne Motor. Foto: Gemeindearchiv Geversdorf

Damit diese Fördermittel fließen, muss es eine öffentliche Kofinanzierung geben - in diesem Fall ist die Gemeinde Kranenburg gefragt. Der Gemeinderat hat das Geld in seiner jüngsten Sitzung bewilligt: 20 Prozent des Leader-Förderbetrages (13.500 Euro). „Die Fähre hat einen besonderen Stellenwert, das haben wir nicht infrage gestellt“, sagt Bürgermeisterin Margitta Bertram.

Hoffnung auf Geld aus dem Förderfonds

Der Verein hofft auf weitere Unterstützung durch den Förderfonds der Metropolregion Hamburg. Der Rat stimmte zu, dort als Gemeinde einen entsprechenden Antrag zu stellen. Wenn das klappt, müssen die Fährfreunde selbst noch 11.250 Euro in das Projekt stecken. Beteiligt sich der Förderfonds nicht, muss der Verein gut 22.500 Euro tragen - zuzüglich der Mehrwertsteuer von 17.000 Euro.

Gerade erst hat der Verein den Saisonabschluss gefeiert. Bei zwei Untersuchungen durch die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) wird das Gefährt nach der Werftzeit geprüft. Eine Untersuchung speziell für den Unterboden, eine für das Überdeck. Ziel des Vereins ist, ein neu ausgestelltes „Fährzeugnis des Dezernats Technische Schiffssicherheit“ zu bekommen und rechtzeitig zur Saison 2026 wieder einsatz- und abfahrbereit zu sein.

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