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Energieversorgung

TWärmeplan beschlossen: So könnten die Stader in Zukunft heizen

Noch steht nicht endgültig fest, ob ein Wärmenetz in der Stader Altstadt realisiert werden kann.

Noch steht nicht endgültig fest, ob ein Wärmenetz in der Stader Altstadt realisiert werden kann. Foto: Martin Elsen

Wärme gewinnen aus Schwinge oder Klärwerk, um Häuser und Betriebe zu heizen - geht das? Der Wärmeplan der Stadt Stade wird es zeigen. Er betrifft alle Bürger.

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Von Lena Stehr
Freitag, 04.04.2025, 13:15 Uhr

Stade. Wie können Häuser kostengünstig und effizient ohne den Einsatz von fossilen Energien beheizt werden? Diese Frage müssen in den kommenden Jahren alle deutschen Städte und Kommunen beantworten und dafür einen Wärmeplan aufstellen. Während andere erst in den Startlöchern stehen, hat der Stader Rat den Wärmeplan in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Er soll in Kürze online auf der Internetseite der Stadt einsehbar sein. Das Zieljahr 2040 ist durch das niedersächsische Klimagesetz vorgegeben.

Ab Anfang 2024 wurden in Stade mit Unterstützung eines externen Dienstleisters zahlreiche Daten zusammengetragen und in einen sogenannten Digitalen Zwilling eingespeist. Dabei handelt es sich um eine Software, die ein digitales Abbild des Stadtgebiets bezüglich der Wärmeversorgung enthält. Unter anderem sind dort Wärmebedarfe, Angaben zum Heizsystem und das Gebäudealter hinterlegt.

„Der Wärmeplan betrifft alle: Mieter, Eigentümer, Energiegesellschaften und Energieversorger“, sagt der Erste Stadtrat Lars Kolk. Ganz wichtig: Der Wärmeplan könne Anreize setzen, aber niemanden zur Durchführung bestimmter Maßnahmen zwingen.

Gasheizungen werden nicht mehr wettbewerbsfähig sein

Funktionierende Heizungen dürfen weiterhin genutzt werden und defekte auch repariert werden. Nur Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen unter bestimmten Bedingungen ausgetauscht werden. Bis zum 30. Juni 2028 dürfen fossil betriebene Heizungen sogar weiterhin eingebaut werden, es besteht aber eine Beratungspflicht hinsichtlich der CO2-Bepreisung.

„Aufgrund des zu erwartenden signifikanten Anstiegs des CO2-Preises werden Gasheizungen nicht mehr wettbewerbsfähig sein“, so Kolk. Spätestens ab dem 1. Januar 2045 müssten ohnehin alle Heizungen auf erneuerbare Energien umgestellt sein.

Anhand des Wärmeplans soll jeder Bürger erkennen und entscheiden können, wie er in Zukunft am besten sein Haus mit erneuerbaren Energien beheizt. Ob er zum Beispiel in einem Gebiet lebt, das sich für ein kommunales Wärmenetz eignet oder ob er sich selbst auf den Weg machen muss. Der Plan gibt Aufschluss darüber, wo welche Formen regenerativer Energien beziehungsweise Wärmequellen (zum Beispiel Windkraft, Geothermie, Biomasse) verfügbar gemacht werden können. Außerdem geht daraus hervor, wo die Quartiere liegen, in denen ein Wärmenetz errichtet oder erweitert werden kann und wo Wärmenetze ökonomisch nicht sinnvoll sind.

Wärmenetz für die Stader Altstadt ist umsetzbar

Sinnvoll, umsetzbar und auch wirtschaftlich für die Bürger attraktiv wäre laut Kolk ein Wärmenetz in der Stader Altstadt. Hierzu läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie. Diese soll verschiedene Varianten von Wärmeerzeugern, Leitungsmaterialien und Netzstrukturen bei unterschiedlichen Energiepreisentwicklungen und Anschlussquoten vergleichen, um die technisch und ökonomisch vorteilhafteste Wärmenetzvariante zu ermitteln.

Für ihr Projekt zur umweltfreundlichen Wärmeversorgung der Altstadt wurde die Hansestadt Stade auch schon mit dem Zukunftspreis „Klima kommunal 2024“ ausgezeichnet. Das Konzept sieht vor, die Abwärme des örtlichen Klärwerks für die Grundlastversorgung zu nutzen, während die Mittellast durch Umweltwärme aus der Schwinge und durch mit Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke gedeckt wird.

Noch stehe aber nicht endgültig fest, ob wirklich ein Wärmenetz in der Altstadt realisiert werden könne, so Kolk. Der Rat müsste dazu eine Entscheidung treffen, wenn die Studie abgeschlossen ist. Erst dann können eine Ausschreibung erfolgen und konkretere Aussagen zu möglichen Energiepreisen gemacht werden. „Gegen Ende des Jahres wissen wir mehr“, so Kolk. Dann sollen auch die betroffenen Bürger eingebunden werden. Vorher sollen bereits Gespräche mit großen Ankerkunden in der Altstadt geführt werden, die mehr als 300.000 kWh/Jahr verbrauchen. „Je mehr Ankerkunden wir gewinnen können, desto attraktiver wird es für einen möglichen Wärmenetzbetreiber“, sagt Kolk.

Hintergrund: Die Wärmeversorgung in Deutschland macht mehr als 50 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO2-Ausstoßes. Denn rund 80 Prozent der Wärmenachfrage wird derzeit durch den Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl gedeckt. Das ist auch in der Hansestadt Stade so. Mehr als 70 Prozent des Energieverbrauchs im Stadtgebiet macht Erdgas aus, mehr als zehn Prozent Heizöl. Die Bützflether Industrie wurde nicht in die Berechnungen einbezogen.

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