TA27: Notsanierung begonnen, Termin für Freigabe genannt

Eine Asphaltfräse trägt die Asphalt- und Betonschichten auf der A27 über dem maroden Grabendurchlass ab. Foto: Jan Iven
Die Fahrbahn der Autobahn 27 im Kreis Cuxhaven gilt als einsturzgefährdet, massive Sanierungsarbeiten sind erforderlich – erst einmal nur provisorisch. Für Anwohner der Umleitungsstrecken ist der Verkehr ein Ärger.
Landkreis Cuxhaven. Das schwere Gerät macht seinem Namen alle Ehre – „Troublemaker“, zu Deutsch „Unruhestifter“, haben die Bauarbeiter an der Autobahn 27 bei Hagen ihre große Fräse getauft. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm frisst sich eine rotierende Stahlwalze unter dem Fahrzeug in die Fahrbahn.
Gesperrte A27: Warum nur provisorisch saniert wird
Die besteht aus einer bis zu 22 Zentimeter dicken Asphaltdecke. Darunter liegen die 25 Zentimeter dicken Betonplatten der alten Autobahn. Doch Schicht für Schicht trägt der „Troublemaker“ die Fahrbahn ab, zerkleinert das abgefräste Material und schleudert es über ein Förderband in einen Lastwagen.
Der Sprecher der Autobahn GmbH, Michael Wendt, steht daneben und versucht, den Journalisten über den Lärm hinweg die Schritte der Sanierung des maroden Grabendurchlasses unter der A27 zu erläutern. Vergebens. Der Autobahnsprecher entfernt sich ein paar Schritte, um besser verstanden zu werden.

Die Fräse transportiert die zerkleinerte Fahrbahnreste über ein Förderband in einen Lastwagen. Foto: Jan Iven
Es ist Tag eins auf der Baustelle, und die Arbeiter sind seit 6 Uhr in der Früh vor Ort. „Wir werden in Schichtsystemen arbeiten, auch sonnabends“, kündigt Wendt an. Eine Woche ist es her, dass die Autobahn voll gesperrt werden musste. Bei Routinekontrollen am Fahrbahnrand war aufgefallen, dass der Boden absackt.
Schnell wird klar: Der unter der Autobahn verlaufende Durchlass für einen Entwässerungsgraben ist völlig marode. Durch das verrostete Wellstahlrohr tropfen Wasser und Sand. Die Autobahn ist einsturzgefährdet. Vollsperrung.
Nun wird die Fahrbahn großflächig abgetragen, über die gesamte Fahrbahnbreite und auf einer Länge von 70 Metern. Danach wird das alte Rohr ausgegraben und durch ein Glasfaser-verstärktes Kunststoffrohr ersetzt.
Doch dabei handelt es sich nur um eine vorübergehende Lösung. „In den nächsten Jahren wird das Kunststoffrohr durch eine dauerhafte Konstruktion aus Stahlbeton ersetzt“, sagt Michael Wendt. Dann muss die Autobahn erneut gesperrt werden.
Warum kommt nicht sofort eine dauerhafte Lösung?
Viele Menschen in der Region fragen sich daher, warum nicht gleich der Neubau aus Stahlbeton errichtet wird. Dazu sagt Autobahnsprecher Wendt: „Ein kompletter Neubau benötigt eine viel längere Vorbereitung als die jetzige Lösung.“ Für einen Neubau müssten Pläne ausgelegt und Träger öffentlicher Belange angehört werden. Auch Widersprüche könnten eingelegt werden.

Am Montag haben die Baumfällarbeiten an der A27 begonnen. Foto: Iven
Das Verfahren nimmt also Zeit in Anspruch. Doch jetzt muss der Grabendurchlass so schnell wie möglich saniert werden, damit die Autobahn wieder freigegeben werden kann. Wenn auch nur vorübergehend. Autobahnsprecher Wendt versichert jedoch, dass das vorgesehene Kunststoffrohr auch mehrere Jahre bis zum Neubau seinen Dienst tun wird.
Dass die Sanierung innerhalb einer Woche beginnt, stellt die Bauarbeiter vor besondere Herausforderungen. „Normalerweise haben wir viel mehr Zeit zur Vorbereitung“, sagt Polier Jörg Herrmann, der das Vorhaben betreut.
Autobahn soll bald freigegeben werden
An der Autobahnböschung sind zwei Löcher, wo der Sand abgesackt ist. Zudem befindet sich offenbar Wasser im Boden, auch wenn noch nicht ganz klar ist, wo. Auch der Entwässerungsgraben muss umgeleitet werden, wenn das Rohr für den Durchlass erneuert wird. Voraussichtlich wird das Wasser dann über die Autobahn gepumpt. Für die Bauarbeiter bedeutet all das noch viel Unwägbarkeiten.
Zumindest eins soll bereits feststehen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Autobahn noch vor Ostern wieder freigeben können“, sagt Autobahnsprecher Wendt.
A27-Umleitung: Anwohner berichten über Ausnahmezustand in Hagen
Es herrscht pure Empörung. Sanierungsarbeiten am maroden Grabendurchlass an der A 27 bei Hagen haben nicht nur zur Sperrung der Autobahn geführt, sondern sorgen auch für zunehmend genervte Hagener. Schuld ist die Umleitung, die die Verkehrsteilnehmer unter anderem durch den Ferienort lotst. Tag für Tag durchqueren Massen von Autos und Lastwagen ihren einst ruhigen Ort und hinterlassen eine Spur aus Lärmbelästigung und Unannehmlichkeiten.

Die A27 im Kreis Cuxhaven bleibt zwischen Hagen und Uthlede vorerst weiter gesperrt. Foto: Sina Schuldt
Angst und Ärgernis
Das örtliche Ehepaar Lorenz bringt es auf den Punkt: „Es ist schlimm.“ Die beiden Rentner leben seit vielen Jahren in Hagen, haben jedoch noch nie etwas Derartiges erlebt. Die Baustelle und die damit verbundene Umleitung haben sie völlig unvorbereitet getroffen. Von einem Moment auf den anderen war das Dorf überflutet von Autos und Transportern.
„Hagens Straßen sind sowieso schon kaputt“, klagt Diedrich Lorenz. Der 82-Jährige befürchtet, dass durch das gegenwärtige Verkehrsaufkommen in Zukunft auch die innerörtlichen Straßen erneuert werden müssen. Zudem sorgen sie sich um ihre Katze, die durch die rasanten Fahrzeuge gefährdet ist.
Sicherheitsmaßnahmen für Hagen
Auch Jasmin, die ihren Nachnamen nicht nennen mochte, betrachtet die aktuelle Situation mit großer Sorge. Die 27-jährige Mutter von zwei Kindern lebt nur 15 Meter von der Hauptstraße entfernt. Sie weiß, dass die Baustelle unvermeidbar ist, aber sie ist überzeugt, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten. Eine vorübergehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h würde sie etwas beruhigen, meint die junge Frau. „Die Autofahrer sind einfach zu schnell.“ Zudem ist die hohe Lärmbelästigung für sie und ihre zwei Kinder ein großes Problem. Ihr vierjähriger Sohn hält sich beim täglichen Abholen vom Kindergarten stets die Ohren zu, da die vorbeifahrenden Lastwagen zu laut für ihn sind.
Geschwindigkeitsbegrenzungen werden ignoriert
„Mein Mann hat 1340 Autos innerhalb einer Stunde gezählt“, berichtet Petra Weigemd. Die 57-Jährige und ihr Mann haben am Freitagabend zwischen 17 und 18 Uhr die vorbeifahrenden Autos von ihrem Haus aus gezählt.
Sie regt sich besonders darüber auf, dass sich die Verkehrsteilnehmer nicht an die Geschwindigkeit halten. „Blitzen müsste man“, meint sie. Besonders für Kinder sei die aktuelle Situation gefährlich und inakzeptabel.
Einkaufen wird zum Zeitfresser
Erika Wendelken, 77 Jahre alt, teilt ähnliche Sorgen. Ihr Zuhause liegt direkt an der Hauptstraße. Um mit dem Auto vom Hof zum Einkaufen zu gelangen, muss sie nun deutlich mehr Zeit einplanen – allein, um überhaupt vom Hof zu kommen. Die plötzliche Verkehrszunahme hat ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigt und erfordert jetzt zusätzliche Geduld und Planung, wo zuvor Routine herrschte.