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Besuch vor Ort

TWarum das Jugendcafé in Fredenbeck zur zweiten Heimat wird

Ein fröhliches Team: Andreas Drinkmann, Christian Kunstmann, Nils Burfeind, Tina Schild von Spangenberg und Juline Euhus.

Ein fröhliches Team: Andreas Drinkmann, Christian Kunstmann, Nils Burfeind, Tina Schild von Spangenberg und Juline Euhus. Foto: Bisping

Das Jugendcafé JuCa ist eins von 790 Jugendzentren in Niedersachsen. Hier stimmt die Chemie, auch zwischen den jungen Ehrenamtlichen. Ein Einblick.

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Von Alexandra Bisping
Dienstag, 24.09.2024, 13:50 Uhr

Fredenbeck. Ein spätsommerlicher Nachmittag. Draußen scheint die Sonne. An der Skateanlage vor dem Jugendcafé, kurz JuCa, in Fredenbeck stehen drei junge Erwachsene und hören leise Musik. „Früher waren die auch im JuCa, wir kennen sie schon lange“, sagt Tina Schild von Spangenberg. „Sie unterstützen die Kleinen, wenn die skaten wollen, oder geben Tipps.“

Tina Schild von Spangenberg hat in der Jugendpflege in Fredenbeck den Hut auf.

Tina Schild von Spangenberg hat in der Jugendpflege in Fredenbeck den Hut auf. Foto: Bisping

Seit zehn Jahren arbeitet die Sozialpädagogin in der Jugendarbeit in Fredenbeck. Sie leitet das Jugendpflegeteam. Den Leitungsposten im Jugendcafé teilt sie sich mit Sozialpädagoge Andreas Drinkmann. Nicht selten werden junge Besucher später zu ehrenamtlichen Mitarbeitern. Seit kurzem hat das Team auch eine Studentin an Bord.

Bis zu 100 Kinder treffen sich in der Kinderdisco

Juline Euhus heißt der Neuzugang. Die junge Frau macht ein duales Studium im Bereich Soziale Arbeit. Eine Ausbildung zur Erzieherin hat sie schon fertig. Dass Kinder und Jugendliche mit der 20-Jährigen jede Menge Spaß haben können, sie - wenn nötig - aber auch klare Ansagen macht, merkt man ihr an.

Kleines Spielchen gefällig? Christian Kunstmann und Juline Euhus.

Kleines Spielchen gefällig? Christian Kunstmann und Juline Euhus. Foto: Bisping

Gerade tummeln sich ungefähr 15 Kinder und Jugendliche im Innern des JuCa, sitzen auf einem Sofa und schauen aufs Handy, stehen am Billardtisch oder basteln. Die Stimmung ist entspannt. Zwei bis drei Ehrenamtliche und ein Hauptamtlicher sind in der Regel vor Ort.

„Das kann hier laut und trubelig werden“, sagt Juline Euhus. Zum Beispiel am Dienstag beim Kindertreff, der Grundschülern vorbehalten ist. Da kommen schon mal 60 Kinder zusammen. Veranstaltet das Jugendcafé eine Kinderdisco, können es 100 werden. Und je mehr Kinder, desto mehr Betreuer.

„Die Arbeit macht uns Spaß“, sagt Andreas Drinkmann. Auch die jugendlichen Betreuer bringen viel Leidenschaft für den Job mit. „Sie sollten Lust dazu haben“, macht Drinkmann deutlich. „Sonst passt es nicht.“ Die Ehrenamtlichen erhalten eine Aufwandsentschädigung von 6 Euro pro Stunde, während Juline Euhus ein Praktikantengehalt zusteht.

Das JuCa in Fredenbeck: wie eine zweite Heimat

Nils Burfeind gehört zu denen, die mit dem Jugendcafé groß geworden sind. Der 27-Jährige steht längst in Lohn und Brot und arbeitet als sozialpädagogischer Assistent in einem Kindergarten. Er erinnert sich an die Zeiten während Corona. „Da haben wir uns acht Stunden lang draußen auf dem Basketballplatz getroffen.“ Nils Burfeind fühlt sich hier wohl. „Wir sind wie eine kleine Familie.“

Nils Burfeind am neuen Kühlschrank.

Nils Burfeind am neuen Kühlschrank. Foto: Bisping

Ähnlich geht es Christian Kunstmann, ebenfalls langjähriger Mitarbeiter und inzwischen in einem festen Job. Einmal wöchentlich kommt er auf einen Kaffee vorbei. „Wir haben schon eine super Stimmung im Team“, findet Tina Schild von Spangenberg.

Das dürften auch die 8- bis 20-Jährigen spüren, die täglich von 15 bis 19 Uhr zum offenen Treff ins Jugendcafé kommen. „Uns ist wichtig, zu hören, was in den Kindern vorgeht, was sie bewegt“, sagt Andreas Drinkmann. Wer reden möchte, findet immer ein offenes Ohr, das gilt auch für die Eltern. Wenn erforderlich, begleitet das Jugendcafé-Team die jungen Menschen auch, zum Beispiel zur Polizei oder zur Suchtberatung.

Ferienfreizeiten stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs

„Die zentrale Methode der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist das Angebot eines offenen, gestaltbaren Raumes, in dem Kinder und Jugendliche ihre Ideen umsetzen, ihre Fähigkeiten erkennen und erproben sowie erfahren können, dass sie etwas bewirken können“, heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Und weiter: „Wichtig ist zudem das Prinzip der Freiwilligkeit: Kinder und Jugendliche können die Einrichtungen freiwillig nutzen und selbst darüber entscheiden, welche Angebote sie wahrnehmen und worauf sie sich einlassen wollen.“

Wer das JuCa besucht, kann nach Lust und Laune kommen und gehen. „Wir haben keine Betreuerfunktion und sind kein Hort“, sagt Drinkmann.

Ist seit sieben Jahren dabei: Sozialpädagoge Andreas Drinkmann.

Ist seit sieben Jahren dabei: Sozialpädagoge Andreas Drinkmann. Foto: Bisping

Zum Zeitvertreib ist vieles möglich: draußen skaten, Basketball, Fußball oder Streetsoccer spielen. Drinnen gibt‘s Billardtisch und Kickertisch oder die Playstation, die zeitlich limitiert genutzt werden darf. Außerdem gibt‘s freies WLAN.

Aktionen in den Sommer- und Herbstferien bieten Ausflüge in den Serengeti-Park oder wie demnächst nach Hamburg in die Goblinstadt. Alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Angesagt sind vor allem Ferienfreizeiten, in diesem Jahr ging es nach Kroatien, im letzten nach Spanien. 2025 können 10- bis 13-Jährige nach Grömitz fahren.

Welche Wünsche haben die Kinder? „Ein Freibad im Ort“, sagen beide Sozialpädagogen. „Oder zumindest freien Eintritt beim Fredenbecker Badesee.“ Und die JuCa-Leitung? „Ein VW-Bulli wäre schön, dann wären wir bei Touren mobiler.“ Mit dem Wunsch wollen sie sich aber noch zurückhalten, sagen sie. Erst kürzlich seien neue Außenstellen in Deinste, Helmste, Kutenholz und Mulsum und eine neue Mitarbeiterstelle geschaffen worden (das TAGEBLATT berichtete).

Übrigens: Am 30. Oktober gibt es im JuCa eine Halloween-Party für 8- bis 12-Jährige. Beginn: 19 Uhr.

Das Fredenbecker Jugendcafé ist eine beliebte Anlaufstelle.

Das Fredenbecker Jugendcafé ist eine beliebte Anlaufstelle. Foto: Bisping

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