TKurz vor knapp: Umzug der Pestalozzi-Grundschule in den letzten Zügen

Zwischen Umzugskisten und neuer Tafeltechnik: Schulleiterin Angela Merbeth wuppt mit ihrem Kollegium und Handwerkern den Umzug in die neue Pestalozzi-Schule. Foto: Strüning
Die Umsetzung der vor Jahren beschlossenen neuen Schulstruktur in Stade geht in die Endphase. Die Stadt pumpt für Neu- und Umbauten Millionen ins Bildungssystem. Jetzt ist die Pestalozzi-Grundschule am Zug.
Stade. Schulleiterin Angela Merbeth ist die Gelassenheit selbst, obwohl sie mit ihrem knapp 20-köpfigen Kollegium mitten im Umzugsstress ist. Die Freude über die neuen Räumlichkeiten überwiegt. Am Montag bevölkern die Grundschulkinder aus Klein und Groß Thun, aus Campe und dem Kopenkamp die andere, die sanierte und viel größere Pestalozzi-Grundschule. Und am Sonnabend kommender Woche kann in der frisch renovierten Aula Einschulung gefeiert werden.
Aus der Hauptschule wird die neue Grundschule
Die Schule ist während der Sommerferien in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule umgezogen. Das alte Grundschulgebäude auf dem gleichen Gelände zwischen Sandersweg und Thuner Straße steht erst mal leer, wird aber neu genutzt.

Die alte Pestalozzi-Schule steht leer, soll aber bald neu genutzt werden. Foto: Strüning
Möglich gemacht hat diese Rochade ein ganz großer Coup der Stader Lokalpolitik. Ursprünglich war geplant, die überlaufende Pestalozzi-Grundschule auszubauen, über den Sandersweg hinaus. Das hätte viel gekostet und wenig neue Schule gebracht.
Lokalpolitiker, allen voran Carsten Brokelmann, damals noch als ehrenamtlicher Ratsherr, wollten nicht glauben, dass das die einzig mögliche Lösung ist und forderten einen Gesamtblick auf die Bildungslandschaft in der Stadt. Was machen Verwaltung und Politik in einem solchen Fall? Sie gründen einen Arbeitskreis.
Dirk Kraska als Erster Stadtrat aus dem Rathaus und eben Brokelmann, der jetzt als Stadtrat und Nachfolger von Kraska für die Schulen zuständig ist, trieben das Thema voran, begleitet von den Fraktionen im Rat, Schulleitungen und Elternvertretern. Sie holten zum großen Wurf aus.
Bildungscampus Riensförde bringt Luft ins enge System
Zentraler Punkt war der Neubau eines Schulzentrums, eines Bildungscampus, der in Riensförde angesiedelt wurde. 72,5 Millionen Euro ließ sich die Stadt das kosten. Kita, Grundschule, eine Oberschule, die die Hauptschule an der Thuner Straße aufnahm, und eine neue Sporthalle wurde geschaffen. Das brachte Luft ins angespannte System.
Das Gebäude der Hauptschule wurde jetzt fit gemacht für die Grundschüler. Vier Millionen Euro steckt die Stadt in die Modernisierung der Räume inklusive einer neuen Mensa, die noch gebaut werden muss.
Bliedersdorf-Nottensdorf
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„Der Umzug in das größere Gebäude ist dringend notwendig, schließlich ist die Pestalozzi-Grundschule ab dem nun startenden Schuljahr die größte Grundschule im Stadtgebiet - und sie wächst weiter“, nennt Birgit Pergande, Fachbereichsleiterin Bildung und Soziales bei der Stadt Stade, die Gründe für den Umzug. Der Platz am bisherigen Standort habe nicht mehr ausgereicht.
Schulleiterin Angela Merbeth freut sich auf die Räume: „Das neue Gebäude bedeutet für uns viele Vorteile.“ So müssen die Klassen für den Werk- und Textilunterricht nicht mehr das Gebäude wechseln, weil sich die Fachräume direkt in der Schule befinden. Jeder Jahrgang wird über einen Gruppenraum verfügen. Und dann gibt es im neuen Gebäude einen separaten Raum zum Spielen.
Größere Schule statt ungeliebter Container
Die neue Pestalozzi-Schule wird vierzügig geführt, also vier Parallelklassen pro Jahrgang haben. Das ist die zulässige Obergrenze für eine Grundschule in Niedersachsen. Sie entlastet damit auch die Camper Grundschule, die an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen ist, und vermeidet, dass die ungeliebten Container aufgestellt werden müssen.
Der Umzug, so Merbeth, fühle sich ein bisschen nach einer Rückkehr an. Als die Pestalozzi-Schule vor vielen Jahren in Grund- und Hauptschule getrennt wurde, ist die Grundschule ausgezogen und hat den Namen mitgenommen. Merbeth: „Nun kehren wir wieder zurück.“
Und was passiert in dem jetzt leer stehenden Schulgebäude? Dort zieht ein Kindergarten ein und wird ein Stadtteiltreffpunkt eingerichtet.
Die Hansestadt Stade will zügig etwas für Flüchtlinge machen und ihre Integration fördern. Daher soll im Obergeschoss der ehemaligen Pestalozzi-Grundschule eine integrative Begegnungsstätte eingerichtet werden. Es soll ein Treffpunkt für Anwohner aus den Quartieren Kopenkamp und Campe und für Geflüchtete werden.
Neue Kita und ein Stadtteiltreffpunkt
Im Erdgeschoss wird Platz geschaffen für drei Elementargruppen für Kinder ab drei Jahren, später vielleicht noch für eine vierte Gruppe. Im Obergeschoss soll mithilfe von Fördermitteln aus dem Programm „Geflüchtete im Quartier“ ein Stadtteiltreffpunkt entstehen. Zwei Millionen Euro schießen Bund und Land zu, eine Million die Stadt. Das Gebäude muss - wie nebenan die ehemalige Hauptschule - energetisch und brandschutztechnisch überholt werden. Die Räume sollen für Sprachkurse, für Beratungen und für die Jugendarbeit genutzt werden. Ein Stadtteilcafé ist vorgesehen.