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Bildung

TWarum der Japan-Austausch des Vincent-Lübeck-Gymnasiums eine ungewisser Zukunft hat

In traditioneller Kleidung: Die Stader Schüler im Tempel in Sendai.

In traditioneller Kleidung: Die Stader Schüler im Tempel in Sendai. Foto: Vincent-Lübeck-Schule

Erstmals seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima sind Schüler des Stader Vincent-Lübeck-Gymnasiums wieder nach Japan gereist und haben im Gegenzug die Schüler aus Sendai empfangen. Der Austausch lebt - aber seine Zukunft ist ungewiss.

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Von Anping Richter
Sonntag, 01.09.2024, 10:50 Uhr

Stade. Sie haben Schwertkampf trainiert, sind auf den Fuji gestiegen und haben in japanischen Familien gewohnt: Bei einem Besuch in Sendai haben Schülerinnen und Schüler des Vincent-Lübeck-Gymnasiums (VLG) aus Stade Japan hautnah erleben dürfen. Der Austausch mit der Shokei Gakuin High School in Sendai läuft schon seit 2007. Doch seit der Atomkatastrophe von Fukushima und dem großen Tohoku-Erdbeben am 11. März 2011 war es das erste Mal, dass eine Stader Delegation das Land wieder besuchten konnte.

Besuch auf dem Berg Fuji.

Besuch auf dem Berg Fuji. Foto: Vincent-Lübeck-Schule

Die Stader Jugendlichen haben in traditioneller Kleidung einen Tempel besucht, was ihnen einen authentischen Einblick in die japanische Spiritualität ermöglichte. Tief beeindruckt hat die Schüler aber auch ein Besuch im Katastrophengebiet von Fukushima, wo sie mit Einheimischen sprachen und eine als Gedenkstätte bewahrte Grundschule besuchten. „Zu realisieren, dass viele dieser Menschen nicht mehr da sind, ist nur schwer vorstellbar“, sagt der Zwölftklässler Janis Hauschildt.

Es folgte der Gegenbesuch der japanischen Austauschschüler in Stade, wo sie unter anderem deutsche Weihnachtsbräuche kennenlernten und die Gedenkstätte Sandbostel besuchten.

Die Schüler hatten sich intensiv auf das Projekt vorbereitet, das über ein ganzes Jahr lief und mit ersten Kontaktaufnahmen und regelmäßigen Videokonferenzen zwischen den Schülern und Lehrkräften beider Schulen begann. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Stade konnten die deutschen Schüler am VLG einen Japanischkurs belegen, der ihnen half, sich auf ihre Reise vorzubereiten und die sprachliche Barriere zu überwinden.

Empfang der japanischen Gäste im Stader Rathaus bei Bürgermeister Sönke Hartlef.

Empfang der japanischen Gäste im Stader Rathaus bei Bürgermeister Sönke Hartlef. Foto: Vincent-Lübeck-Schule

Über das ganze Schuljahr hinweg stärkten Aktionen die Verbindung zwischen den Schulen: Pakete mit Süßigkeiten wurden hin- und hergeschickt, so dass die japanischen Schüler das deutsche Osterfest erleben konnten. Während in Deutschland japanisches Essen probiert wurde, gestalteten Jugendliche in Sendai eine Fotowand über Stade und Deutschland.

Japanische und deutsche Schüler sammeln Erinnerungen fürs Leben

Zum Abschluss gab es über 8800 Kilometer hinweg ein gemeinsames Fest: Die deutschen Schüler trafen sich in Grünendeich zum Grillfest, die japanischen Schüler organisierten in Sendai eine traditionelle Teezeremonie.

„Die Veranstaltungen haben unser aller Horizonte erweitert und eine tiefe Verbundenheit und freundschaftliche Beziehungen entstehen lassen“, sagt die VLG-Lehrerin Gabriele Bardelle. Ihr Kollege Nils Schwarz ergänzt: „Die Erinnerungen, aber auch die gewonnenen sozialen und interkulturellen Kompetenzen werden die Schüler ein Leben lang begleiten.“

Im kommenden Schuljahr plant das Vincent-Lübeck-Gymnasium, ein Seminarfach zum Thema Japan anzubieten, um das Austauschprojekt fortzusetzen. Dies beinhaltet dann die Durchführung eines digitalen Schüleraustausches mit der Partnerschule in Sendai. Wann die Schüler wieder persönlich zu gegenseitigen Besuchen in die Länder reisen können, ist aber ungewiss. Grund ist die Finanzierung, erklärt Rouven Wauschkies, der Schulleiter des Vincent-Lübeck-Gymnasiums, mit Bedauern: „Leider wird derzeit an vielen Stellen gespart. Förderungen für solche Reisen zu bekommen, ist nicht mehr so einfach.“

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