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TWarum in der Kreisliga Stade kicken, wenn es auch höher geht?

Erhan Danaci, Jonas Pfau und Niklas Stange (von links) haben in der Kreisliga Stade ihre sportliche Heimat gefunden.

Erhan Danaci, Jonas Pfau und Niklas Stange (von links) haben in der Kreisliga Stade ihre sportliche Heimat gefunden. Foto: FuPa

Die Kreisliga Stade wird von Jahr zu Jahr stärker, immer öfter wechseln Spieler aus höheren Fußball-Ligen nach unten. Drei von ihnen berichten, warum sie sich dazu entschieden haben.

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Von Tom Stahmann
Sonntag, 26.01.2025, 14:15 Uhr

Landkreis. In der Saison 2022/23 traf Erhan Danaci mit der SV Ahlerstedt/Ottendorf in der Oberliga Niedersachsen auf namhafte Gegner wie Arminia Hannover, den Heeslinger SC, oder SC Spelle-Venhaus. Nach der Sommerpause hießen seine Gegner TSV Eintracht Immenbeck II, SSV Hagen oder TuS Jork.

Danaci hatte sich entschieden, zum TuSV Bützfleth zu wechseln - bereits zum zweiten Mal in seiner Laufbahn. „Nach meinem Kreuzbandriss und wegen meiner Arbeit bin ich 2019 das erste Mal nach Bützfleth gegangen“, sagt Danaci. In zwei Jahren baute er seine Fitness wieder auf, wechselte für ein Jahr zurück zu A/O. „Ich komme aus Ahlerstedt, habe dort viele Freunde.“ Das Jahr in der Oberliga wollte er sich nicht nehmen lassen, so Danaci.

Als Kapitän geht Erhan Danaci (Mitte) auf dem Platz voran.

Als Kapitän geht Erhan Danaci (Mitte) auf dem Platz voran. Foto: FuPa

Er erinnert sich gerne zurück an die Zeit in der Ober- und Landesliga, den „Nervenkitzel“ und den „positiven Stress“ vor jedem Spiel. „In diesen Ligen ist Fußball mehr als nur etwas, was man in seiner Freizeit macht“, sagt Danaci. In der Kreisliga sei er jetzt flexibler, muss nicht dreimal pro Woche zum Training.

Danaci will den TuSV besser machen

Der Unterschied zwischen den Ligen sei klar zu merken. „Es kommt einem alles etwas langsamer vor.“ Am Ball habe er die Sekunde mehr Zeit, die man sich auf höherem Niveau nicht nehmen kann. Dennoch gebe es viele geile Kicker in der Kreisliga,

Dass er jetzt zurück ist in Bützfleth, hat seinen Grund: „Ich will etwas bewirken, damit wir auf lange Sicht konstanter werden und auch mal oben mitspielen können“, sagt der 29-Jährige. Als Kapitän geht er auf dem Platz voran, weist taktisch an und gibt Tipps, wie seine Mitspieler technisch besser werden. „Die Basics machen am Ende den Unterschied“, sagt Danaci.

Besonders glücklich für den TuSV: Danaci überzeugte einen weiteren Mitspieler zum Wechsel nach Bützfleth: Niklas Stange hatte sogar darüber nachgedacht, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.
„Wegen meiner Arbeit kann ich nicht am Training teilnehmen“, sagt Stange. Bei Mercedes schiebt der 25-Jährige dauerhaft Nachtschichten in der Fertigung. Dennoch wollte er das Fußballspielen nicht aufgeben. „Ohne Fußball geht es dann doch nicht“, sagt Stange.

In der Kreisliga geht Stange es locker an

In Bützfleth kann er kicken, ohne trainieren zu müssen. „In einer höheren Liga ginge das überhaupt nicht“, sagt Stange. Er habe sich die Frage gestellt, wie er sich selbst gerecht werden kann. Denn er habe außerdem zwei Hunde, die er nicht vernachlässigen wolle.

In der Innenverteidigung bringt Niklas Stange (vorne) seine Gegenspieler zur Verzweiflung.

In der Innenverteidigung bringt Niklas Stange (vorne) seine Gegenspieler zur Verzweiflung. Foto: FuPa

Auf dem Platz habe er trotz des fehlenden Trainings keine Probleme, so Stange. „Ich weiß, dass ich die Spritzigkeit habe“, sagt der 25-Jährige. Auch in Sachen Technik und Stellungsspiel hätten er und Mitspieler Danaci die meisten Vorteile durch ihre Zeit in den höheren Ligen. Er gehe die Spiele meist locker an, teilweise auch zu locker: „Manchmal nehme ich es vielleicht etwas zu leicht.“

Im letzten Spiel vor der Winterpause verlor Bützfleth trotz eines guten Spiels mit 4:5 gegen Spitzenreiter Bliedersdorf. Auch die FSV verfügen über viele Spieler mit reichlich Landes- und Bezirksliga-Erfahrung. Einer von ihnen durfte sich früher sogar mit der U17 des FC Bayern München messen.

Neben Emre Can, Fabian Hürzeler und Philipp Max stand im September 2009 auch Jonas Pfau auf dem Platz. Damals trug er noch das Trikot des 1. FC Kaiserslautern, spielte ein Jahr in der U17 des heutigen Zweitligisten. Während des Studiums spielte er einige Jahre in der Landesliga Südbaden, bevor er wegen der Arbeit quer durch Deutschland zog.

Jonas Pfau suchte sich den Verein mit der Landkarte aus

„Mir war es völlig egal, wie hoch der Verein spielt, zu dem ich wechsle“, sagt Pfau. Seit 2023 spielt er in Bliedersdorf. Ein Blick auf Google Maps half bei der Vereinssuche: Pfau wohnt genau zwischen den Plätzen in Blumenthal und am Dorfgemeinschaftshaus in Bliedersdorf. Und die FSV haben eine Damenmannschaft, sodass der 31-Jährige und seine Frau Katrina Chan im selben Verein eine sportliche Heimat haben.

Jonas Pfau (am Ball) verfügt über eine exzellente Technik.

Jonas Pfau (am Ball) verfügt über eine exzellente Technik. Foto: FuPa

Noch einmal zu einer höherklassigen Mannschaft zu wechseln, kam für ihn nicht infrage. „Auf den Aufwand habe ich einfach keine Lust.“ Neben der Zeit spricht für Pfau auch der soziale Aspekt gegen einen höherklassigen Verein. Je höher die Liga, desto weiter lebten die Spieler auseinander. Das sei bei kleineren Dorfvereinen anders. „Da leben alle viel näher beieinander. So kann ich meine Mitspieler auch wirklich kennenlernen“, sagt Pfau.

Dass er einen Vorteil aufgrund seiner vorherigen Stationen hat, glaubt Pfau nicht. „Ich bin natürlich ganz anders ausgebildet worden, ich denke, darin liegt eher der Unterschied.“ Teilweise wünsche er sich tiefergehende Taktiken oder etwas mehr Laufbereitschaft. „Aber ich will auch nicht so viel verlangen. Schließlich spielen wir am Ende in der Kreisliga.“

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