TWas Wirtschaft und Betriebe im Landkreis Stade 2024 erwarten

Isabel Schuldt (links) und Susanne Klehn von Eisbär-Eis in Apensen. Foto: Strüning
Vom Imbissbetreiber über den Mittelstand bis zum Reeder: Der Neujahrsempfang der IHK Stade ist ein gutes Barometer für Hochs und Tiefs der regionalen Wirtschaft. Wie es um diese steht.
Landkreis. Die Stimmung ist prächtig, wenn die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum ins Stadeum einlädt. Futter fürs Hirn durch Reden hochrangiger Vertreter - diesmal sogar der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Musik von der Bigband der Stader Gymnasien. Essen und trinken, netzwerken und klönschnacken, das zieht Entscheider aus der ganzen Region an.
Die Industrie- und Handelskammer wird ab Oktober nur noch IHK Elbe Weser heißen, das soll knackiger und einprägsamer sein. Dieses offene Geheimnis verriet ihr Präsident Matthias Kohlmann dem versammelten Auditorium. Er wurde aber auch politisch.
IHK-Präsident: „Es gibt zu wenig Arbeitskräfte“
„Ohne Arbeitskräfte ist alles nichts“, sagte Kohlmann. Er stellte zudem fest: „Es gibt zu wenig Arbeitskräfte.“ Das sei ein aktuelles Problem der Betriebe. Hohe Zinsen, immer noch überbordende Bürokratie, teure Energie, das bringe auch die Wirtschaft zwischen Elbe und Weser in eine Schieflage. Kohlmann setzt mit erneuerbaren Energien dagegen.
Das Gebiet der IHK sei bereits heute eine Keimzelle des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Wasserstoffwirtschaft. Das LNG-Terminal in Stade - später auch für grüne Gase -, Cuxhaven als Knotenpunkt der deutschen Offshore-Windindustrie, Bremervörde mit den ersten Wasserstoffzügen der Welt oder Osterholz-Scharmbeck, wo elektrische Wasserstoff-Lkw entwickelt werden, seien dafür gute Beispiele. Die Region komme zudem auf 1200 Windenergie- und 700 Biogasanlagen.
IHK-Neujahrsempfang
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Welcome-Center für ausländische Arbeitskräfte
Beim Personal setze die IHK nach wie vor aufs duale Ausbildungssystem, auf Azubi-Speed-Datings, Instagram-Livetalks oder Lehrstellenbörsen. Immerhin bildeten 1600 Betriebe in IHK-Berufen aus. Zudem müsse beim Thema Arbeits- und Fachkräfte auch international gedacht werden. Einwanderungen seien nötig, Welcome-Center, die die neuen Kräfte durch den deutschen Behördendschungel lotsen, wären ein gutes Signal. Doch wie sehen Unternehmer aus der Region die Lage?
Isabel Schuldt und Susanne Klehn von Eisbär-Eis in Apensen: „Wir sehen positiv auf 2024.“ Das Unternehmen investiere in neue Anlagen und Lager. Demnächst gehe eine neue, vollautomatische Anlage für die Eisproduktion in Betrieb. „Die Auftragsbücher sind voll“, sagt Isabel Schuldt und ergänzt: Ein Unsicherheitsfaktor seien allerdings die Rohstoffpreise.
Konjunktur
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Lage in der Chemie „nicht so schlimm“
Angesichts der Rezession erwartet Dr. Henning Ziemer, Sprecher der Geschäftsleitung von Synthopol Chemie in Buxtehude, vom Jahr 2024 noch keine besonders positiven Entwicklungsimpulse. Doch so schlimm, wie es oft klinge, sei die Lage für die chemische Industrie nicht. 2025 könnte es bergauf gehen. „Aber Prognosen sind immer schwierig. Wenn zum Beispiel plötzlich der Suezkanal wegen Piraterie nicht passierbar ist, müssen die Schiffe mit unseren Rohstoffen anders fahren. Das kostet dann Zeit und Geld.“

Susanne Bardenhagen, Prokuristin bei Scholz Raumgestaltung. Foto: Richter
Susanne Bardenhagen, Prokuristin bei Scholz Raumgestaltung und Standortleiterin in Buxtehude, ist für den Bereich Personal und damit für 80 Mitarbeiter zuständig. Fachkräftemangel ist für sie das Top-Thema des Jahres 2024, nicht nur in ihrer Branche. Dass die Firma Scholz alle Azubi-Stellen besetzen konnte, sei einer Firmenpolitik geschuldet, die auf familiäre Strukturen und so viel Flexibilität wie möglich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt.
„Aber im Einzelhandel hat das Grenzen. Eine Vier-Tage-Woche kriegen wir bei Samstagsöffnung nicht hin, und Homeoffice geht im Einzelhandel auch nicht.“ Da die Prognosen gerade in der Bau-Branche eher verhalten sind, hofft sie, 2024 keine großen Einbrüche zu erleben. Hoffnung macht ein Trend: Viele Menschen wollen es sich zu Hause nach wie vor besonders schön machen.

Lars Höft von Höft’s Imbiss in Neukloster. Foto: Strüning
Lars Höft von Höft’s Imbiss in Neukloster: „Das wird ein interessantes Jahr für die Gastronomie, nachdem die Corona-Regeln zur Mehrwertsteuer ausgelaufen sind.“ Er hat bereits seine Preise angepasst. Trotzdem ist er positiv gestimmt. Die Auftragslage sei gut. „Der Imbiss läuft Bombe“, so Höft. Und nebenan sei das Markthaus am Pfingstmarktplatz auch gut gebucht. Höft: „Die Leute feiern gern.“

Ursula von der Leyen beim IHK-Neujahrsempfang im Stadeum, gefolgt von IHK-Präsident Matthias Kohlmann und dem EU-Abgeordneten David McAllister. Foto: IHK / Jörg Struwe