TWas die Jäger im Kreis Stade am neuen Jagdgesetz kritisieren

Die Jägerschaft erwartet am Donnerstag 10.000 Jäger und Jägerinnen zur Demonstration in Hannover. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Die Jäger sind sauer auf die Landwirtschaftsministerin. Viele fahren Donnerstag zur großen Demonstration nach Hannover. Kritik kommt aber auch von Tierschützern.
Drochtersen. Die Landesjägerschaft ruft für diesen Donnerstag, 30. Januar, in Hannover zu einer Demonstration gegen Jagdbeschränkungen auf. Mit Jagdhörnern und in oranger Warnkleidung wollen die Jäger vor den Landtag ziehen. Mit dabei sind auch viele Jäger aus der Region.
Mit fünf großen Reisebussen nach Hannover
Peter Hatecke aus Drochtersen ist Vorsitzender der Kreisjägerschaft im Landkreis Stade. Er ist damit Repräsentant von rund 1400 organisierten Jägerinnen und Jägern im Landkreis Stade. „Wir werden in Hannover mit 260 Leuten dabei sein“, kündigt Hatecke an. Fünf große Reisebusse fahren von verschiedenen Stationen aus dem Landkreis in die Landeshauptstadt. Andere werden mit dem eigenen Auto kommen.
Jägerschaft: Ideologisch begründete Veränderungen
„Wir Jägerinnen und Jäger und viele weitere Naturschützerinnen und Naturschützer sind nicht länger bereit, diese rein ideologisch begründeten Veränderungen mit den verbundenen negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt, den Hochwasserschutz und die Deichsicherheit, die Seuchenprävention und die tierschutzgerechte Jagd hinzunehmen“, so Peter Hatecke.
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Miriam Staudte, niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hat in der vergangenen Woche ein Eckpunktepapier zum Jagdschutzgesetz vorgelegt. Darin kommt die Ministerin von Bündnis 90/Die Grünen der Jägerschaft in einigen Fragen entgehen, wirft aber wieder neue Fragen auf. Die Reform des Jagdschutzes soll den Tierschutz stärken und beinhaltet auch neue Regeln für die Ausbildung von Jagdhunden.
Dieses Tier gefährdet die Deichsicherheit
Für die Sicherheit der Menschen, die hinter den Deichen an der Elbe und den Nebenflüssen wohnen, ist die Bejagung der Nutria wichtig. Der südamerikanische Sumpfbiber gräbt große Löcher in die Deichböschungen und gefährdet so die Standsicherheit der Deiche.
Ursprünglich sollte das Tier aus dem Jagdrecht gestrichen und die Jagd auf dem Verordnungsweg geregelt werden. Das ist vom Tisch, jetzt soll es aber die Möglichkeit geben, andere mit der Bejagung zu betrauen.
Dieser Deichzerstörer bleibt jetzt im Jagdrecht
„Damit schaffen wir eine zusätzliche Gruppe mit Menschen, die mit Waffen ausgestattet sind“, sagt Peter Hatecke. „Das ist nicht zielführend und kann im Zweifel hohe Kosten verursachen“, so der Vorsitzende der Kreisjägerschaft.

Peter Hatecke ist 1. Vorsitzender der Jägerschaft im Landkreis Stade. Dort sind 1400 Jäger organisiert. Foto: privat
Die Nutrias werden in der Regel in Lebendfallen gefangen und dann getötet. Wer diese Aufgabe außerhalb der Jägerschaft übernimmt, braucht eine Waffe. Für eine tote Nutria gibt es eine sogenannte Schwanzprämie von sechs bis acht Euro. Das ist aber weit weg von einer kostendeckenden Rechnung.
Totschlagfallen: Hier dürfen sie noch eingesetzt werden
Auch beim Verbot der Totschlagfallen scheint das Land im Vergleich zum Entwurf aus dem September der Jägerschaft entgegengekommen zu sein. Steinmarder dürfen in sogenannten befriedeten Gebieten weiter mit der Totschlagfalle bejagt werden. Befriedete Gebiete sind zum Beispiel eingezäunte Grundstücke.
Hatecke reicht das nicht. „Dies macht keinen Sinn. Wo ist für den Tierschutz der Unterschied, ob eine Falle vor oder hinter dem Zaun steht?“, fragt er.
200.000 verwilderte Katzen in Niedersachsen
Ein wichtiger Diskussionspunkt war die Frage zum Umgang mit verwilderten und herrenlosen Hauskatzen. Nach Angaben des Tierschutzbeauftragten gibt es in Niedersachsen mehr als 200.000 davon. Da die Fläche des Landkreises 2,65 Prozent der Fläche des Landes Niedersachsen beträgt, muss hier von einem Bestand von rund 5000 verwilderten Hauskatzen ausgegangen werden.
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„Diese gefährden nicht nur Singvögel, sondern auch den Bestand der besonders schützenswerten Wiesenvögel und Feldhühner“, sagt Peter Hatecke. Tatsächlich töten verwilderte Hauskatzen und Katzen, die als Haustiere gehalten werden, Millionen Vögel alleine in Deutschland. Die Jäger sollen verwilderte Hauskatzen entgegen ersten Plänen nur noch schießen dürfen, wenn das nächste Gebäude 350 Meter weit weg ist.
Tierschützer sind von Grünen-Ministerin enttäuscht
Wie groß das Spannungsfeld ist, in dem die Landesregierung operiert, zeigt dabei nicht nur die massive Kritik vonseiten der Jäger. Ministerin Miriam Staudte erntet für das Eckpunktepapier auch Kritik von Tierschützern.

Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen) ist Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen. Staudte kann die Kritik der Jägerschaft an der geplanten Reform des Jagdgesetzes nicht nachvollziehen. Foto: Sina Schuldt/dpa
„In der finalen Fassung des Eckpunktepapiers wurden alle tierschutzrelevanten Punkte verwässert. Selbst der Abschuss von freilebenden Katzen bleibt erlaubt“, so der Deutsche Tierschutzbund.