TWebcam-Ärger: Beliebter FKK-Strand an der Nordsee ist per Livestream im Internet zu sehen

Ein Screenshot vom Livestream aus Cuxhaven-Duhnen. Foto: Privat
Ein Urlauber ist empört darüber, dass eine Webcam Livebilder vom FFK-Strand in Cuxhaven-Duhnen sendet. Tausende Youtube-Nutzer haben den Stream schon gesehen. Das ruft Datenschützer auf den Plan.
Cuxhaven. Thorsten Müller hat seit 20 Jahren eine Ferienwohnung in Cuxhaven. Beim Besuch in einer Kneipe staunte er nicht schlecht, als dort auf dem Bildschirm Livebilder vom Duhner Strand zu sehen gewesen seien, die auch in den FKK-Bereich hineinschwenken.
„Das fand‘ ich dann nicht so prickelnd“, empört er sich. Auch er ist FFK-Strandbesucher und möchte auf diesen Missstand aufmerksam machen.
Denn vielen in „Nackdeduhnien“, wie dieser Strandabschnitt seit Jahrzehnten genannt wird, sei sicherlich nicht bewusst, dass sie sich live vor laufender Kamera bewegten und nackte Tatsachen zu sehen seien - und das schon seit einigen Jahren.
„Aber das ist doch nicht meine Aufgabe“
Bei der Polizei wurde Thorsten Müller geraten, Anzeige zu stellen; die Stadt Cuxhaven habe ihm den Ratschlag gegeben, sich an Niedersachsens Datenschutz-Landesbeauftragten zu wenden.
„Aber das ist doch nicht meine Aufgabe“, meint der gebürtige Bremerhavener und informierte unser Medienhaus. Ihm gehe es darum, darüber aufzuklären, dass FKK-Strandbesucher in Duhnen unfreiwillig hüllenlos im Livestream auftauchen.
Dieser Livestream namens „Weltnaturerbe, das Wattenmeer mit Strandblick vor Cuxhaven“ zeigt den Duhner Strandbereich und - je nach Tide - Wasser beziehungsweise Watt. Die Absperrung zum FKK-Teil ist deutlich zu erkennen, aber weil sich die Kamera erhöht befindet, ist der Blick hinein offen.
Youtube-Kanal mit Livestream erzeugt reichlich Reichweite
Gestartet wurde dieser Livestream auf der Plattform Youtube am 13. August 2021 von Reinhard Nabor. Das geht aus den Kanaldetails hervor plus folgender Beschreibung: „Blick aus dem Haus Meerdüne (www.Ankerplatz-Duhnen.de) auf das Wattenmeer und den Strand vor Duhnen.
Von der Weser zur Insel Neuwerk bis zu der Elbmündung vor Cuxhaven.“ Der Kanal erzeugt sichtlich Reichweite: Er hat 500 Follower und zählte bis Freitag, 14. Juni, um 11 Uhr 231.973 Aufrufe.
Bei den gegenwärtigen eher herbstlichen Außentemperaturen sind die Menschen meist eingemummelt zu erkennen, doch wenn die warmen Tage wiederkommen, ist Textilfreiheit angesagt. Wohl die wenigsten FKK-Freunde dürften wissen, dass sie gefilmt werden könnten.
„Man kann definitiv keinen erkennen“, betont Vermieter und Webcam-Initator Reinhard Nator gegenüber unserem Medienhaus. Bislang habe er ausschließlich positive Kritik und Rückmeldungen für seine Livebilder aus Duhnen erhalten.
Er möchte aber nicht, dass seine Webcam für jemanden ein Problem darstelle, beteuert er im Telefonat und fügt hinzu: „Wenn jemand sagt, dass es so nicht in Ordnung ist, dann ändere ich es natürlich.“
Die Stadt Cuxhaven sieht sich in dieser Angelegenheit nicht in Verantwortung. „Unsere behördlichen Datenschutzbeauftragten sind hier allerdings nur zuständig, wenn es um Videoüberwachungen durch die Stadt Cuxhaven als Verantwortlichen geht. Das ist in diesem Fall aber nicht so“, teilt Pressesprecher Marcel Kolbenstetter mit.
Er verweist darauf, dass Betroffene sich jederzeit an den Landesbeauftragten für den Datenschutz Niedersachsen wenden können, wenn sie meinen, dass ihre Rechte durch eine Videoüberwachungsmaßnahme, wie Livestreams im Amtsdeutsch bezeichnet werden, beeinträchtigt wurden.
Urteil der Datenschützer dürfte Website-Betreiber überraschen
Ein Nachhaken unseres Medienhauses beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Niedersachsen ergibt überraschenden Aufschluss sicherlich auch für andere Webcam-Betreiber.
Der Pressesprecher Achim Barczok teilt auf Nachfrage schriftlich mit: „Wir haben uns die Aufzeichnungen aus den frei zugänglichen Quellen angesehen. Dabei ist festzustellen, dass neben Personen am Strand oder im Bereich von Nachbargebäuden auch Strandkorbnummern und Kfz-Kennzeichen ersichtlich sind.
Der Stream erfasst als Videoaufzeichnung von einem privaten Grundstück heraus den öffentlichen Raum sowie den Bereich von Nachbargrundstücken und dabei auch personenbezogene Daten. Das ist nicht zulässig.
Nacktheit irrelevant
Ob die abgebildeten Personen dabei nackt sind, ist für die Unzulässigkeit dieser Videoüberwachung im Übrigen irrelevant (die Unzulässigkeit ergibt sich bereits aus dem Umstand der Aufzeichnung des öffentlichen Raums und der Nachbargrundstücke). Es wird aber in die Beurteilung der Schwere des Verstoßes im Folgenden einfließen.“
Für den Duhner Vermieter wird der Livestream wohl Konsequenzen haben: „Aufgrund der uns vorliegenden Informationen leiten wir ein Prüfverfahren gegen den Verantwortlichen ein“, heißt es seitens des Datenschutz-Landesbeauftragten.