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TWeideschlachtung: So erspart ein Züchter seinen Rindern den Transport

Die Kuh Lise steht auf einer Wiese bei Gnarrenburg.

Die Kuh Lise steht auf einer Wiese bei Gnarrenburg. Foto: rp

In Gnarrenburg möchte ein Züchter seinen Rindern den stressigen Lebendtransport zum Schlachthof ersparen. Der relativ neue Weideschuss macht es möglich.

Von Jan ven Freitag, 27.12.2024, 14:25 Uhr

Gnarrenburg. Ein bisschen wild und unruhig wirken die Auerochsen schon, die in einer kleinen Gruppe von sechs Tieren auf einer riesigen Weide bei Gnarrenburg stehen. Sie erinnern eher an spanische Kampfstiere, aber ganz bestimmt nicht an die stoischen Rinder, die sonst in der Region anzutreffen sind.

Was sind die Auerochsen eigentlich für Tiere?

„Vom Charakter her sind die Tiere sehr unterschiedlich. Manche sind richtig handzahm und lassen sich gern streicheln“, sagt Züchter Stephan Krümpelmann. Anderen möchte man aber lieber nicht zu nah kommen.

Züchter Stephan Krümpelmann mit einem seiner Heckrinder, einer Abbildungszüchtung der ausgestorbenen Auerochsen.

Züchter Stephan Krümpelmann mit einem seiner Heckrinder, einer Abbildungszüchtung der ausgestorbenen Auerochsen. Foto: rp

Eigentlich sollte es die Auerochsen gar nicht mehr geben. Denn die Rasse ist längst ausgestorben. „Es handelt sich um eine Abbildzüchtung. Ich finde es faszinierend, Tiere zu halten, die es eigentlich nicht mehr gibt“, sagt der Hobby-Landwirt. Hauptberuflich arbeitet er als Forstwirt. Nebenbei hält er auf mehreren Weiden insgesamt 60 Heckrinder, wie die vor etwa 100 Jahren nach dem Abbild der Auerochsen gezüchteten Tiere eigentlich heißen.

Weil sie ziemlich temperamentvoll sein können, möchte Krümpelmann ihnen den stressigen letzten Lebendtransport zum Schlachthof ersparen. Bei aller Bewunderung für die Tiere sind sie für den Verkauf und den Verzehr bestimmt.

Was hat es mit dem Weideschuss auf sich?

Stephan Krümpelmann lässt seine Tiere mit dem sogenannten Weideschuss in ihrer gewohnten Umgebung töten. „Die Rinder müssen nicht mal eingefangen werden, sondern werden auf der Weide erschossen“, sagt er.

Das schone nicht nur die Tiere. Krümpelmann ist überzeugt, dass das Fleisch auch besser schmeckt, wenn die Tiere weniger Stresshormone ausschütten. Er schlachtet nur etwa eine Handvoll Rinder über das ganze Jahr verteilt.

Die Weideschlachtung ist in Deutschland seit 2020 unter strengen Auflagen möglich. Stephan Krümpelmann hat sich entsprechend weitergebildet und die notwendigen Lizenzen erworben. Dennoch tötet er seine Tiere nicht selbst.

Beim Weideschuss zielt der Schlachter ähnlich wie ein Jäger aus größerer Entfernung. Dabei wird gewartet, bis die Tiere etwas abseits ihrer Herde stehen. Gezielt wird immer auf den Kopf. Das Tier soll innerhalb eines Sekundenbruchteils sterben. Auch die anderen Rinder sollen kaum etwas mitbekommen.

Krümpelmann musste etwas suchen, bis er einen Schlachter fand, der das getötete Tier abtransportieren kann. Denn die hygienischen Auflagen sind bei Fleisch sehr viel höher als bei einem Lebendtransport von Rindern.

Sein Anbieter, der über einen entsprechenden Anhänger verfügt, hat ebenfalls eine Genehmigung für die Weideschlachtung und ist zudem Jäger. Daher tötet er auch die Rinder mit dem Weideschuss.

Das ist entsprechend aufwendiger und wirkt sich daher auch auf die Kosten aus, wobei der Preis für das Fleisch von Krümpelmanns Hofladen im Rahmen dessen liegt, was gute Ware nun mal kostet.

Ist das Auerochsen-Fleisch aus Gnarrenburg auch bio?

Als weiteres Qualitätsmerkmal strebt Krümpelmann nun den Erhalt eines Biosiegels an. „Wir sind schon ziemlich weit bei der Erfüllung der Kriterien. Wir verzichten auf Kraftfutter, das wir in der Vergangenheit zugefüttert haben“, sagt er. Und dann sind da natürlich noch die vielen Dokumentationspflichten, die auf einem Bio-Hof erfüllt werden müssen.

Anfang des Jahres will Krümpelmann eines seiner Rinder schlachten lassen. Vorbestellungen für das Fleisch werden noch entgegengenommen.

Kontakt auf der Internet-Seite www.auerochsen-fahrendahl.de.

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