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Handball

TWeltklasse mit BSV-Wurzeln: Nun hat auch die Tochter ihre WM-Medaille

WM-Silber: Andrea Bölk und Tochter Emily Vogel nach dem Finale in Rotterdam.

WM-Silber: Andrea Bölk und Tochter Emily Vogel nach dem Finale in Rotterdam. Foto: privat (nomo)

Andrea Bölk gewann bereits WM-Gold, jetzt krönt Tochter Emily Vogel ihr Turnier mit Silber. Und sie war nicht die einzige ehemalige Buxtehuderin auf Weltklasse-Niveau.

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Von Tim Scholz
Dienstag, 16.12.2025, 05:40 Uhr

Landkreis. Andrea Bölk kam bereits Montagnacht wieder zu Hause in Buxtehude an. Tochter Emily Vogel hatte nach dem verlorenen WM-Finale in Rotterdam ohnehin kaum Zeit, eilte von Interview zu Interview. „Aber das ist nicht so dramatisch“, sagt Andrea Bölk. Die 57-Jährige weiß, wovon sie spricht.

1993 gewann sie selbst mit der deutschen Nationalmannschaft WM-Gold. Nun stand ihre Tochter im Finale einer Weltmeisterschaft und scheiterte nach acht Spielen und acht Siegen erst am großen Favoriten Norwegen. „Diese Einheit und dieser Zusammenhalt waren sehr beeindruckend“, sagt Andrea Bölk.

Besonders angetan zeigte sich die frühere Rückraumspielerin von der deutschen Defensive. „Es ist faszinierend, wie sie die Abwehr gerockt haben. Das kostet unglaublich viel Kraft - das kenne ich selbst von früher. Und trotzdem sind sie so stabil geblieben.“

Erste Medaille im elften Anlauf

Ein zentraler Baustein der Abwehr war Emily Vogel. Die gebürtige Buxtehuderin wurde als beste Halblinke ins Allstar-Team der WM gewählt und feierte bei ihrem elften großen Turnier endlich ihre erste Medaille mit der Nationalmannschaft.

Emily Vogel spielte ihr bislang bestes Turnier im Nationaltrikot.

Emily Vogel spielte ihr bislang bestes Turnier im Nationaltrikot. Foto: Federico Gambarini/dpa

Der Weg dorthin war lang. Mit 18 Jahren debütierte Vogel im DHB-Team, galt bei der Heim-WM 2017 als „Wunderkind“ des deutschen Frauenhandballs, blieb mit der Auswahl jedoch lange hinter den Erwartungen zurück. Zeit Online formulierte es am Tag des WM-Finals drastisch: Sie habe in den vergangenen Jahren „das kollektive Versagen“ versinnbildlicht. Aus Vogel, dem „großen Versprechen“, sei das „Gesicht des Scheiterns“ geworden.

Diese WM aber war anders. Vogel spielte ihr bislang bestes Turnier im Nationaltrikot. „Es freut mich sehr für sie“, sagt ihre Mutter. „Sie hat so viele Jahre gekämpft und jetzt ihre erste große Medaille mit der Nationalmannschaft gewonnen.“

Gleich sechs Ex-Buxtehuderinnen im WM-Finale

Was sie besonders am Spiel ihrer Tochter beeindruckt habe? „Alles“, sagt Bölk. „Wie sie hinten geackert hat und dann noch Power für vorne hatte. Und mit welcher Gelassenheit sie da rangegangen ist, mega.“ Nun haben Mutter und Tochter eine WM-Medaille.

Die BSV-Spielerinnen Andrea Bölk (rechts) und Heike Axmann mit WM-Gold 1993.

Die BSV-Spielerinnen Andrea Bölk (rechts) und Heike Axmann mit WM-Gold 1993. Foto: Privat

Neben Vogel standen im WM-Finale fünf weitere ehemalige Spielerinnen des Buxtehuder SV: Annika Lott (Brest/Frankreich), Lisa Antl (Borussia Dortmund), Aimée von Pereira (Kopenhagen/Dänemark), Alexia Hauf (Blomberg) - und Torhüterin Katharina Filter, die mittlerweile für Esbjerg in Dänemark spielt.

Filter schaffte es zwar nicht ins Allstar-Team und musste der norwegischen Torhüter-Legende Katrine Lunde den Vortritt lassen. Doch mit 81 Paraden und einer Quote von 36 Prozent gehaltener Würfe gehörte sie dennoch zu den besten Torhüterinnen des Turniers. „Das war weltklasse“, sagt Debbie Klijn, Co-Trainerin des BSV.

„Unser Ziel war die Nationalmannschaft“

Klijn kennt Filter seit vielen Jahren. Als die Torhüterin mit 17 Jahren nach Buxtehude kam, arbeitete Klijn mit ihr. „Man hat damals schon gesehen, dass sie ein großes Talent ist“, sagt die Niederländerin. „Unser Ziel war es, sie in die Nationalmannschaft zu bringen.“

BSV-Torwarttrainerin Debbie Klijn und Katharina Filter: „Man hat damals schon gesehen, dass sie ein großes Talent ist.“

BSV-Torwarttrainerin Debbie Klijn und Katharina Filter: „Man hat damals schon gesehen, dass sie ein großes Talent ist.“ Foto: Jan Iso Jürgens

Vier Jahre später debütierte Filter im DHB-Team und verließ wenig später den BSV. „Wenn jemand gefragt hat, warum sie aus Buxtehude weggeht, habe ich gesagt: Sie muss jetzt weggehen!“, erinnert sich Klijn. Filter wechselte zu Spitzenclubs in Dänemark und Frankreich, spielte Champions League. „Nur mit dieser Erfahrung konnte sie noch besser werden.“

Was macht Torhüterin Filter so stark?

Klijn hat gewissermaßen die Basis für ihr Torwartspiel gelegt und beobachtet noch heute bestimmte Bewegungsabläufe, die sie gemeinsam einstudiert haben. Inzwischen sei Filter „eine Wand“, vor allem für Außenspielerinnen. Und sie beherrsche die Kunst, lange abzuwarten, bevor sie sich für eine Ecke entscheidet. Dass sie bei dieser WM sogar hart geworfene Bälle mit beiden Händen fing, sei „schon krass“, sagt Klijn.

Katharina Filter gehörte zu den besten Torhüterinnen der WM.

Katharina Filter gehörte zu den besten Torhüterinnen der WM. Foto: Federico Gambarini/dpa

Im Finale kam Filter „nur“ auf sechs Paraden. „Das ist auch nicht so leicht, wenn man wenige Würfe aufs Tor bekommt“, erklärt Klijn. Auf der Gegenseite parierte WM-MVP Lunde 14 Bälle.

Klijn war selbst ein paar Tage bei der WM in Rotterdam vor Ort und traf sich dort auch mit Filter. „Wir sind immer noch in Kontakt, haben uns kurz unterhalten“, sagt Klijn und gesteht: „Bei solchen Leistungen springt mein Herz schon ein bisschen höher.“

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