TTatort SB-Hofladen: Landwirte wappnen sich gegen Diebe
Mit Videoüberwachung gegen Eierdiebe: Digitale Kontrolle der SB-Stände hilft den Betreibern, die Diebstähle zu reduzieren. Foto: Hennings
„Nehmt mit, was nicht niet- und nagelfest ist.“ Was bei „Wicki und die starken Männer“ lustig klingt, ist für Besitzer von Hofläden kein Spaß. Leider gibt es immer wieder Menschen, die den Begriff „Selbstbedienung“ falsch interpretieren.
Zeven. Ob auf den Feldern, auf denen jeder selber so viele Erdbeeren pflückt, wie er möchte oder in den Hofläden – Die Verkaufsstellen von Selbstvermarktern sind immer wieder Ziel von Dieben.
Dabei haben die Landwirte, die mit den kleinen Läden oder mit den Feldern einen Teil ihres Lebensunterhalts finanzieren, inzwischen dazugelernt.
Automaten helfen gegen Langfinger in den Hofläden
Auf dem Hof Cordes in Bülstedt wurde der Laden mit Automaten ausgestattet, die nur nach Bezahlung die gewünschten Lebensmittel herausgeben. Das schützt nicht nur gegen Diebstahl, sondern gibt Familie Cordes auch mehr Freiheit.
Die Flächen in Bülstedt, auf denen die Kunden selber ihre Erd- oder Heidelbeeren pflücken können, sind gut eingezäunt und werden nur zu festen Zeiten geöffnet, erklärt Mika Cordes.
Bargeld gibt es nicht mehr in der Kasse
In den Anfängen war der Hofladen im Klostergut Burgsittensen noch regelmäßig besetzt, seit mehr als einem Jahr hat Familie Wülpern aber umgestellt auf einen SB-Laden. Bezahlt wird nur mit der EC-Karte.
Das ist für einige Kunden ein Ärgernis, wie Hannah Wedemeyer manchmal im Gästebuch nachlesen kann, aber für die Betreiber sicherer.
Auch der Standort spielt eine große Rolle
„Ich denke, dass unsere versteckte Lage ein Grund dafür ist, dass bei uns nur Menschen einkaufen, die das planen oder durch den Nordpfad auf uns aufmerksam werden. Diebstähle spielen hier keine Rolle“, versichert die Betreiberin.

Ob frisches Gemüse, Milchprodukte oder Eier – Produkte aus Hofläden werden gerne mal ohne Bezahlung mitgenommen. Foto: Jens Kalaene
Anders sah es an einem Stand an der Kreisstraße in Heeslingen aus, an dem die Familie eine Zeit lang Kartoffeln verkauft hat. „Zweimal wurde die Kasse dort aufgebrochen“, erzählt Hannah Wedemeyer, die sich um den Betrieb kümmert.
Massiv geschweißt und sicher verschlossen
Wobei die Frage ist, ob sich das Risiko für die Diebe eigentlich lohnt. Wenn ein Sack Kartoffeln 5 Euro kostet, ist die Summe in so einer Kasse ja überschaubar.
Bei Familie Holsten, dessen Familie ebenfalls in Heeslingen seit einigen Jahren an einem Stand frische Eier verkauft, ist es eher das Problem, dass die Eier nicht bezahlt werden. „Ich habe schon vor einiger Zeit eine Kasse selber zusammengeschweißt und mit einem sehr stabilen Schloss gesichert, das kriegt niemand so leicht auf“, versichert René Holsten.
Durch Videoüberwachung alles im Blick
Gegen das Problem der nicht bezahlten Ware setzt die Familie inzwischen auf professionelle Videotechnik. „Wir hatten immer wieder Ärger mit unliebsamen Besuchern auf unserem Hof, die zum Teil sogar Schäden an unseren Landmaschinen verursacht haben“, informiert René Holsten. Die Videoüberwachung hilft in beiden Fällen.
„Es ist auch schon mal vorkommen, dass jemand kein passendes Kleingeld dabei hatte und das Geld am nächsten Tag in die Kasse gepackt hat. Das kann mal passieren. Aber durch die Überwachung können wir jetzt genau sehen, wer nur ein paar Cent in die Kasse wirft und zehn Eier mitnimmt“, stellt René Holsten klar.
Das ist keine Bagatelle, sondern Diebstahl
Die Rechtslage ist eindeutig: Was Spaziergänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer als „Selbstbedienungsladen“ wahrnehmen, hat zwar von außen betrachtet einen geringen Wert, aus strafrechtlicher Sicht handelt es sich aber um Diebstahl. Der bestohlene Landwirt muss für eine Strafverfolgung den Klau der Früchte oder des Gemüses bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft anzeigen.
Auch das Landvolk Niedersachsen rät dazu, Felder mit einem Zaun zu schützen und SB-Hofläden mit erkennbarer Videoüberwachung auszustatten.