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Tod und Trauer

TWenn ein Skateboard den klassischen Grabstein ersetzt

Steinmetz Frank Bartels erfüllt so ziemlich jeden Wunsch - auch die Anfertigung von Skateboards (rechts).

Steinmetz Frank Bartels erfüllt so ziemlich jeden Wunsch - auch die Anfertigung von Skateboards (rechts). Foto: Alexandra Bisping

Die Zeiten ändern sich - der Geschmack für Grabsteine auch. Was heute gefragt ist, warum große Grabsteine bald out sind und bei welcher Gravur er sich sträuben würde: Der Stader Steinmetz Frank Bartels gibt Einblicke.

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Von Alexandra Bisping
Donnerstag, 23.11.2023, 09:06 Uhr

Stade. Grabsteine seien kleiner geworden, sagt Frank Bartels. „Viele Leute haben keine Lust mehr auf Grabpflege.“ Bartels ist Steinmetz in Stade. Als er 1988 in die Lehre ging, „musste man den Platz für das Grab nehmen, den es auf dem Friedhof noch gab“. Im Gegensatz zu heute, wo es viel mehr Platz als damals auf Friedhöfen gebe, die freie Auswahl sozusagen. Und der Trend geht klar in Richtung Urne. Doch auch die Form der Grabsteine, so sie gewünscht werden, hätte sich geändert.

„Es werden kaum noch Bogen nachgefragt“, sagt der Steinmetz. „Seelenrutsche“ nennt er die leicht wellenartige Form, die am oberen Ende des Grabsteins einst gefragt war. Auch Frakturschrift sei nicht mehr angesagt. „Die jüngere Generation ist am Zug. Und die will moderne Schriften.“ Und anderes Material.

Grabpflege - so wenig wie möglich

Modern seien beispielsweise Gegenschwünge. Wenn zwei gegenüberliegende Stelen leicht gewölbt sind, in unterschiedlichen Materialien wie Granit und Kalkstein. Oder Stelen mit Glasornamenten, durch die das Sonnenlicht hindurchstrahlt. „Da wären die Leute früher weggerannt“, sagt Bartels.

Schriftzüge werden inzwischen häufig am Stein befestigt, denn auch bei Gravuren bedarf es sorgfältiger Grabpflege. „Gesandstrahlte oder gehauene Schrift ist mit der Zeit schlechter zu lesen. Sie muss spätestens nach acht Jahren nachgemalt werden.“ Auch darauf hätten viele keine Lust mehr. Grabpflege befindet sich also auf dem absteigenden Ast.

Was den Text für den Stein betreffe, da sei alles möglich, sagt Frank Bartels. Teilweise gebe es ganze Romane. Andere würden einen Spruch beginnen und ihn in Auslassungspunkten enden lassen. Und natürlich die Daten. „Der Älteste, den ich auf einem Grabstein aufgebracht habe, ist 110 Jahre alt geworden.“ Das sei in Drochtersen gewesen, noch während Bartels Lehrzeit.

Grabstein mit Halfpipe oder Kuscheltier

Kürzlich habe er eine Skateboardrampe in Form einer Halfpipe gefertigt, erzählt Bartels. Auf der linken Seite: ein aus Granit gefertigtes Skateboard. Auf der rechten: der Schriftzug aus Aluminium. Was er auch schon gefertigt hat: eine Grabplatte in Form einer Kuscheltier-Maus mit Halstuch. Oder eine rechteckige Grabplatte, auf der eine Mondsichel mit Teddy eingraviert war. Welche Kosten auf den Kunden zukommen? „Das lässt sich schwer sagen, jede Anfertigung ist individuell“, sagt Bartels.

Manche würden nicht auf den Preis schauen und tief in die Tasche greifen. Anfertigungen zwischen 5000 bis 8000 Euro seien da nicht ungewöhnlich. Eine in der Art der Halfpipe liege ungefähr bei 4500 Euro, schätzt er. Eine günstige Platte mit aufwendiger Gravur? Zwischen 600 und 700 Euro.

QR-Codes gibt es bei Frank Bartels nicht

Bei Gravuren macht Frank Bartels so ziemlich alles möglich. Bei einer Sache allerdings sträube er sich: bei QR-Codes. Die Idee, einen auf einem Grabstein eingravierten Code mit einer Website zu verbinden, findet Frank Bartels nicht gut. „Die Rechtssprechung war, dass ich dafür geradestehen muss, was sich dahinter verbirgt“, sagt er. „Aber ich kann ja gar nicht überprüfen, welche Inhalte damit verknüpft werden.“ Einen QR-Code für eine Stiftung aufzubringen, könne er sich schon eher vorstellen.

Was immer häufiger nachgefragt werde, seien Kolumbarien, Urnenschränke. „Nicht wie Sammelunterkünfte, sondern meist für zwei Personen oder eine Familie.“ Davor käme eine Verschlussplatte, „eventuell noch mit einer Vase für Blümchen an der Seite“. Eben pflegeleicht.

Diese Inschrift wurde nicht genehmigt

Inschriften müssen genehmigt werden, erklärt Frank Bartels. Dazu erstelle er mit einer Software ein Bild. Das komme, gemeinsam mit den Daten zum Steinmaterial, den Maßen, dem Fundament, auf einen Antrag. Alle Angaben würden zu den Gemeinden geschickt, zu denen die Friedhöfe gehören.

Eine Inschrift wurde mal von einem Stader Friedhof abgelehnt, erzählt Bartels. Der Motorradclub Satansadler habe den Club mit Initialen abkürzen wollen. Doch weder SA noch der ausgeschriebene Name des Clubs waren als Inschrift genehmigt worden. Am Ende gab es ein Emblem, ohne Schrift.

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