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Ausbildungsmesse

TWerben um Azubis: Wenn Top Gun plötzlich im Stadeum auftaucht

Airbus wirbt mit Top-Gun-Overalls: Die Azubis Luca und Tjorben haben sie für die Messe angelegt und einen QR-Code auf dem Rücken.

Airbus wirbt mit Top-Gun-Overalls: Die Azubis Luca und Tjorben haben sie für die Messe angelegt und einen QR-Code auf dem Rücken. Foto: Richter

Wonach suchen junge Menschen sich ihren Ausbildungsplatz aus? Eine Umfrage bei der Ausbildungsmesse im Stadeum zeigt: Geld ist ein Thema - aber nicht unbedingt das wichtigste.

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Von Anping Richter
Freitag, 19.09.2025, 05:50 Uhr

Landkreis. Luca und Tjorben sind der Hingucker: Alle Blicke folgen den beiden, die mit Top-Gun-Overall und QR-Code auf dem Rücken durchs Stadeum laufen. „Pilotenausbildung machen wir aber nicht“, erklärt Tjorben, der schon öfter danach gefragt wurde.

Was hier im Angebot ist, steht hinten auf ihrem Overall: Airbus. Tjorben ist fast fertig mit seiner Ausbildung zum Mechatroniker. Seit er den Ausbildungsvertrag unterschrieben hat, weiß er, dass er übernommen wird: „Jedenfalls, wenn ich meine Prüfung schaffe, aber davon gehe ich aus.“

Der 19-jährige Luca hatte sich vorher unter anderem auch bei Unilever und Dow beworben. „Aber bei Airbus war das Bewerbungsgespräch am besten.“ Eingeladen hatten ihn alle.

112 Betriebe und 5000 junge Leute auf der Suche

Die Nachfrage ist so groß wie noch nie: 112 Ausbildungsbetriebe werben in diesem Jahr bei der Ausbildungsmesse im Stadeum um Nachwuchs. Der fehlt in vielen Unternehmen. Die Agentur für Arbeit in Stade vermeldet auch nach Beginn des Ausbildungsjahres noch viele unbesetzte Ausbildungsplätze.

Im Einzelhandel sind noch fast 500 Stellen für Kaufleute und 250 für Verkäufer unbesetzt. Aber auch in Logistik, Spedition, Finanz- und Versicherungswesen sowie im Handwerk sind noch Plätze frei.

Lasse, Jonas und Phil informieren sich am Stand von Eisbär-Eis.

Lasse, Jonas und Phil informieren sich am Stand von Eisbär-Eis. Foto: Richter

„Wir suchen Leute, die Bock haben. Die dran bleiben, sich weiterbilden und aufsteigen wollen“, erklärt Ilja Alexander Iljuschin von Eisbär Eis. Ähnlich äußern sich viele Mitarbeiter der Unternehmen, die sich mit gut gestylten Ständen, kleinen Geschenken und viel Eloquenz und Charme um die jungen Besucher bemühen. Etwa 5000 aus vielen Schulen im Landkreis Stade sind gekommen, um sich zu informieren.

Geld? Nicht alle finden es so wichtig

Die 15-jährige Sophie von der IGS Buxtehude bringt die Mitarbeiterinnen am Stand der Elbe Kliniken mit ihren Fragen über medizinische Instrumente und ihre Anwendung zum Strahlen. „Mich interessieren der menschliche Körper und sein Aufbau. Ich finde es toll, anderen Menschen helfen zu können und möchte immer wieder Neues lernen“, sagt sie.

Die 15-jährige Sophie von der IGS Buxtehude lässt sich von Johanna Burfeindt vom Elbe Klinikum einige medizinische Instrumente erklären.

Die 15-jährige Sophie von der IGS Buxtehude lässt sich von Johanna Burfeindt vom Elbe Klinikum einige medizinische Instrumente erklären. Foto: Richter

Und die Arbeitszeiten? „Ich wünsche mir, ab und zu schlafen zu können. Geld ist mir relativ egal.“ Sophie will Medizin studieren, vielleicht nach einer Vorausbildung zur Rettungssanitäterin. Mitglied beim Jugendrotkreuz ist sie bereits.

Ein Job mit gutem Gehalt und Abwechslung

Lias, Bence, Hagen und Hannes von der Oberschule Horneburg gucken sich um.

Lias, Bence, Hagen und Hannes von der Oberschule Horneburg gucken sich um. Foto: Richter

Geld ist schon wichtig, findet dagegen der 14-jährige Lias. Er will etwas Handwerkliches machen. Immer im Büro zu sitzen, sei nicht sein Ding, Kundenkontakt findet er gut. Am Stand von NDB Technische Systeme hat es ihm gut gefallen: „Die Mitarbeiter waren sehr nett, und der Rest passt auch zu meinen Vorstellungen.“

Auch seinen Kumpel Bence hat NDB überzeugt. Ihr Freund Hagen will unbedingt etwas mit Elektrik oder Elektronik machen. Sein Mindestgehalt als Berufsanfänger hat er im Kopf: „Mindestens 45.000 Euro im Jahr.“

Am Stand der IT-Firma SJT aus Horneburg ist die 18-jährige Eman (links) beeindruckt, dass hier sechs verschiedene Ausbildungen möglich sind.

Am Stand der IT-Firma SJT aus Horneburg ist die 18-jährige Eman (links) beeindruckt, dass hier sechs verschiedene Ausbildungen möglich sind. Foto: Richter

Die Jungs kommen von der Oberschule Horneburg und sehen sich gerade am Stand von SJT Solutions um. Die Horneburger Firma mit dem Slogan „Deine digitalen Bodyguards“ kümmert sich um IT-Services und Consulting. Eine Mitarbeiterin wirft für die Jungs noch ein Kondom in die Papiertüte mit dem Infomaterial: „Weil wir für Sicherheit sind - in allen Bereichen.“

Geschäftsführer Sven Jendrik Timmermann sagt, dass er sich besonders über eine Bewerberin gefreut hat, die schon mit fertiger Bewerbung kam: „Mit ihr haben wir gleich drei Wochen Praktikum abgemacht.“

Gut bezahlt im Einsatz für das Land

Der 16-jährigen Sidney hat es in der Floristik gut gefallen. Sie interessiere sich für Kunst und Gestaltung und könnte dort ihre Kreativität einsetzen. Über das spätere Gehalt hat sie sich noch nicht informiert. Das Ausbildungsgehalt liege bei etwa 800 Euro: „Das ist okay.“

Soldatin auf Zeit? Für die 17-jährige Evelynn aus Drochtersen ist das nach ihrem Besuch am Info-Stand der Bundeswehr denkbar.

Soldatin auf Zeit? Für die 17-jährige Evelynn aus Drochtersen ist das nach ihrem Besuch am Info-Stand der Bundeswehr denkbar. Foto: Richter

Viel mehr Geld verspricht eine Verpflichtung für 12 Jahre als Soldatin auf Zeit: 2.300 netto vom ersten Tag an. Darum gehe es ihr aber nicht, sagt die 17-jährige Evelynn aus Drochtersen: „Sich für sein Land einzusetzen, finde ich wichtig.“

Sie interessiert sich auch für ein Studium und Möglichkeiten der Weiterbildung bei der Bundeswehr. Aktuell sei da viel in Bewegung, sagt ihr Gesprächspartner Stabsfeldwebel Patrick mit Blick auf die Wehrpflicht-Debatte.

Angebote für Outdoor-Fans

Der 15-jährige Lasse vom Athenaeum weiß, dass er gerne draußen arbeiten würde und ein gutes Gehalt und Abwechslung ihm wichtig sind. Den Beruf des Lotsen fand er am interessantesten. „Wir suchen dringend Nachwuchs“, erklärt Elblotse Alexander Adolph von der Bundeslotsenkammer.

Klassisch führte der Weg über Abitur, Fachhochschulstudium an der Seefahrtschule und Patent zur Lotsenausbildung. Wer einen Haupt- oder Realschulabschluss hat, kann den Weg auch über eine Ausbildung als Schiffsmechaniker machen. Das neue duale Studium sei aus der Fachkräfte-Not geboren: Mit einem Abschluss als Master of Pilotage können junge Leute jetzt direkt Lotsen werden.

Hier gibt es weitere Infos

Auch im Nachgang der Messe, die von der AOK Niedersachsen, dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg sowie dem Arbeitgeberverband Stade Elbe-Weser-Dreieck unterstützt wurde, können sich junge Menschen noch über Last-Minute-Ausbildungsplätze oder frei gewordene Stellen in der Berufsberatung der Arbeitsagentur informieren. Die Terminvereinbarung läuft am besten online unter www.arbeitsagentur.de/bildung/ oder telefonisch unter 0800/ 4555500.

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