TWeshalb das Finanzamt Stade im Schnitt 55 Tage für den Steuerbescheid braucht

Mit einer Bearbeitungszeit von 55,8 Tagen im Schnitt liegt das Stader Finanzamt deutschlandweit im Mittelfeld. Foto: Pixabay
Die Steuererklärung ist ausgefüllt und längst abgegeben, nur der Bescheid lässt auf sich warten? Kann passieren, denn das Finanzamt Stade liegt mit seiner durchschnittlichen Bearbeitungszeit bundesweit im Mittelfeld. Das sagt der Leiter dazu.
Stade. Das Finanzamt Stade kommt bei der Auswertung von bundesweit knapp 500 Amtsstuben auf 55,8 Bearbeitungstage. Der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert und liegt knapp unter dem Bundesschnitt. Schneller arbeiteten die Finanzbeamten in Stade nur im Jahr 2021, als während der Corona-Krise im Schnitt 43,9 Bearbeitungstage anfielen. Niedersachsenweit liegt Stade damit auf Platz 21, bundesweit im Mittelfeld auf Rang 252.
Arbeitnehmer warten 44 Tage auf Erstattung
Finanzamt-Vorsteher Andreas Romeiser spricht von „Durchlaufzeiten“ und unterscheidet zwei Bereiche. Das ist zum einen die Arbeitnehmerveranlagung und zum anderen die allgemeine Veranlagung, die greift, wenn Betriebe als Nebenerwerb laufen. Ganz bewusst werde der erste Bereich bevorzugt.
Wer seine Einkommenssteuer bearbeiten lässt, muss nämlich nur mit 44 Tagen Wartezeit rechnen. Bei der allgemeinen Veranlagung sind es 95 Tage, im Schnitt eben 55,8. 56.000 Menschen, die im Landkreis Stade wohnen, rechnen jedes Jahr ihre Steuern mit dem Finanzamt Stade ab. Diese große Gruppe werde, so Romeiser, bewusst bevorzugt. Häufig erwarten die Arbeitnehmer Geld zurück - allein schon wegen der Pendlerpauschale. Und darauf sollten sie nicht lange warten. Beeinflusst werde die Bearbeitungsdauer von mehreren Faktoren.
Krankheit und Elternzeiten wirken sich auf die personelle Besetzung aus, gleiches gilt für den Abgang der Baby-Boomer aus den geburtenstarken Jahrgängen. Häufig kommt ein Schwung Erklärungen auf einmal, manchmal müssten Nachfragen gestellt werden, wenn etwas unklar sei in der Steuererklärung. Generell gelte: Je höher die Qualität der abgegebenen Unterlagen, desto kürzer die Bearbeitungszeit. Und: Durch das Ende der Corona-Pandemie wurden die Abgabefristen verkürzt, was wiederum zu einer Ballung führe.
Finanzämter: So viele Azubis wie noch nie
Romeiser denkt weiter: Er setzt auf eine fortschreitende Digitalisierung und dabei auf die Politik, diese Prozesse durch vereinfachte Steuerregeln zu befördern. Hoffnung macht ihm, dass die niedersächsische Steuerverwaltung so viele Nachwuchskräfte eingestellt habe wie noch nie. Das helfe, den Personalbestand zu sichern. In Stade arbeiteten derzeit 30 Steueranwärter. Alle 336 Stellen sind besetzt.
Bei den Finanzämtern in den Stader Nachbarkreisen dauert es jeweils länger: Zeven schneidet besonders schlecht ab, kommt auf 89,3 Bearbeitungstage. Das Amt Rotenburg liegt bei 59,2 Tagen, Cuxhaven (77,3), Buchholz (68,0) und Winsen (75,4) gehören ebenfalls zu den Negativbeispielen.
Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete das niedersächsische Finanzamt Hameln-Holzminden mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 114,7 Tagen. Dort warteten Steuerpflichtige also fast vier Mal so lange auf ihren Steuerbescheid wie in Herne (Nordrhein-Westfalen), dem schnellsten Amt Deutschlands. Dort betrug die Bearbeitungszeit für eine Einkommenssteuererklärung lediglich 29,8 Tage.
Langsamste Finanzämter sitzen in Brandenburg
Brandenburg hatte im Jahr 2023 die langsamsten Finanzämter Deutschlands – dicht gefolgt von Bremen, das im Vorjahr den letzten Platz belegte. Das geht aus einer Datenerhebung der führenden Online-Steuererklärung Lohnsteuer-kompakt.de hervor. Auf Platz eins landete Rheinland-Pfalz, dicht gefolgt von Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Das Land Niedersachsen rangiert auf Platz 13, hier müssen Bürgerinnen und Bürger im Schnitt 61,77 Tage warten.
„Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der einzelnen Finanzämter erneut langsamer geworden“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer-kompakt.de. „Der bundesweite Schnitt lag 2021 noch bei 49 Bearbeitungstagen und 2022 bereits bei 53,6 Tagen.“ Im vergangenen Jahr habe sich die Bearbeitungszeit erneut verlangsamt auf durchschnittlich 56,86 Tage.
Die Bearbeitungszeiten der Finanzämter wurden anhand von mehr als 400.000 über Lohnsteuer-kompakt.de im Jahr 2023 erstellten Steuererklärungen anonym erhoben. Insgesamt wurden 488 Finanzämter berücksichtigt, wobei pro Finanzamt mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht wurden.
Bei falschen Bescheiden zeitnah Einspruch einlegen
Wer verpflichtet ist, eine Steuererklärung für das Jahr 2022 abzugeben, hatte dafür bis zum 2. Oktober Zeit - holt man sich bei einem Steuerberater oder einem Lohnsteuerhilfeverein Unterstützung sogar bis 31. Juli 2024.
Wenn bei Zustellung mit dem Steuerbescheid etwas nicht stimmt, sollten sich Steuerzahlerinnen und Steuerzahler mit ihrem Einspruch aber nicht so viel Zeit lassen. (mit dpa)

Das Finanzamt Stade, hier werden die Steuererklärungen für den Landkreis Stade bearbeitet. Foto: Strüning/Archiv