TWie Sportstätten und Kita künftig mit Wärme versorgt werden könnten
Im Bauausschuss wurde über die künftige Energieversorgung diverser öffentlicher Gebäude beraten, darunter auch das Hallenbad. Foto: Knappe
Schon der Name ist sperrig: Es geht um die Wärmeplanung des Gemeinbedarfszentrums in Drochtersen. Was dahintersteckt und warum sie so kompliziert ist.
Drochtersen. Eins vorweg: Die Wärmeplanung für das Gemeinbedarfszentrum hat nichts mit der kommunalen Wärmeplanung zu tun.
Es geht um in den 70er und 80er Jahren erbaute Einrichtungen der Gemeinde Drochtersen, deren Heiztechnik veraltet ist und dringend erneuert werden muss. Die Gemeinde beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Thema. Ziel ist eine Wärmeversorgung über 100 Prozent erneuerbare Energien.
Welche Gebäude sind betroffen?
Zum Gemeinbedarfszentrum der Gemeinde Drochtersen gehören zwei Turnhallen, das Hallenbad, eine Kita und die Grundschule. Außerdem soll auch die Elbmarschenschule mitversorgt werden.
Was hat die Firma Utec untersucht?
Sie sollte zwei Varianten der Wärmeversorgung untersuchen: Variante 1 ist eine dezentrale Lösung mit je einer Luft-Wasser-Wärmepumpe pro Gebäude.
Variante 2 ist eine zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einem Biomethan-Spitzenlastkessel inklusive Verteilung der Wärme über ein Nahwärmenetz.
Die Firma Utec hat in erster Linie die Kosten beider Varianten untersucht, um festzustellen, welche für die Gemeinde die wirtschaftlichere Lösung darstellt. Nach ihrer Empfehlung hätte sich die Gemeinde Drochtersen bei einer direkten Umsetzung für die dezentrale Variante entscheiden sollen.
Da jedoch die erforderlichen Investitionskosten sowie die Betriebskosten sehr hoch sind, wird die Wärmelieferung nun ausgeschrieben. Ein möglicher Bieter könnte die Investitions- oder Produktionskosten im Vergleich zu den gemeindeeigenen Kosten deutlich unterbieten, so dass sich für die Gemeinde möglicherweise ein wirtschaftlicher Vorteil ergibt.
Welches Ergebnis hatte diese Untersuchung?
Die dezentrale Wärmeversorgung (Variante 1) ist danach mit 95.000 Euro Einsparung pro Jahr die wirtschaftlichere Lösung.
Ermittelt wurde auch der (wirtschaftliche) Preis je Kilowattstunde Wärme: 14,9 Cent. Dieser Betrag wird als Messgröße für die Ausschreibung genommen und soll möglichst unterboten werden. Die Gemeinde will größtmöglichen Wettbewerb herstellen, um die günstigste Wärme einzukaufen, so Bürgermeister Mike Eckhoff. Wenn niemand die 14,9 Cent unterbietet, hat die Gemeinde den Wert als Grundlage, den sie ausgeben darf.
Die Gemeinde geht mit keiner der Varianten in die Ausschreibung. Stattdessen wird die Wärmelieferung für die in der Ausschreibung benannten Objekte und Abnehmer ausgeschrieben.
Seit wann ist das Energiekonzept Thema?
Seit der Fertigstellung des benachbarten Baugebiets Grefenstraße, das bereits über eine Biogasanlage versorgt wird. Von der Biogasanlage gibt es eine Leitung mit Übergabestation ins Baugebiet. Und so könnte auch eine Leitung in Richtung Gemeinbedarfszentrum gelegt werden.
Werden auch private Gebäude angeschlossen?
Technisch ist das möglich, aber es ist bisher nicht Bestandteil der Ausschreibung. Nachgedacht wird über eine optionale Betrachtung: Wenn eine Leitung vom Sportzentrum zur Elbmarschenschule gelegt wird, führt diese durch Wohnbebauung. Man könnte Anbietern mit auf den Weg geben, optional den Anschluss der Privathäuser zu betrachten.
Denkbar wäre auch, dass die Ausschreibung in drei Lose aufgeteilt wird: das Gemeinbedarfszentrum, die Elbmarschenschule und andere Möglichkeiten. Hier könnte auch der Schwenk zur kommunalen Wärmeplanung kommen: Wo kann die Gemeinde Gebiete ausweisen, die potenziell über ein Nahwärmenetz versorgt werden können? Auch der Bereich Alter Hof rückt da in den Fokus.
Wie läuft die Ausschreibung?
Die Wärmeausschreibung für das Gemeinbedarfszentrum ist eine Herausforderung für die Gemeinde Drochtersen. Sie wird voraussichtlich europaweit ausgeschrieben. Die Gemeinde hat sich daher Rechtsbeistand geholt: Der Hamburger Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht Dr. Mathias Finke berät die Gemeinde. Finke führt die Vergabe durch. Er erstellt die Leistungsbeschreibung, führt Verhandlungen und Bietergespräche. Abschließend erstellt er den Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Bieter. Das lässt sich die Gemeinde fast 95.000 Euro kosten, vorausgesetzt der Gemeinderat stimmt zu.
Wie ist die weitere zeitliche Planung?
Sobald der Haushalt 2026 verabschiedet ist und die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden, kann es losgehen. Im ersten Quartal 2026 soll der Auftrag für die funktionale Leistungsbeschreibung erstellt werden. Doch wie es dann weitergeht, ist noch offen - wie so oft bei größeren Bauprojekten. Die Investitionskosten liegen bei zwischen 1,28 (zentral) und 1,69 Millionen (dezentral) Euro. Positiv ist, dass die erforderlichen Leitungen ausschließlich über den Grund und Boden der Gemeinde gelegt werden können. Das wären auf jeden Fall die Kosten, falls die Gemeinde sich entscheidet, selbst etwas zu bauen. Ein möglicher Bieter hat jedoch möglicherweise andere Ideen oder Möglichkeiten, die kostengünstiger sein könnten.
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