TWie die neuen Mülltonnen ältere Menschen vor Probleme stellen

Mit diesen 1,1 Kubikmeter-Mülltonnen haben ältere Menschen Probleme, wenn sie zusätzlich gesundheitlich eingeschränkt sind. Die Deckel lassen sich nur nach oben hin öffnen. Foto: Ismail Kul
Sie haben eine Rente, seniorengerechte Wohnung, medizinische Versorgung: also alles klar für ein unbeschwertes Leben im Alter? Von wegen! Schon eine nicht seniorengerecht konzipierte Mülltonne kann wieder alles auf den Kopf stellen.
Loxstedt. Rolf und Brunhilde Schmonsees leben in Loxstedt. Mit der Wohnung sind beide zufrieden, sie ist seniorengerecht gebaut. Doch seit einiger Zeit haben die Schmonsees mit einem Problem zu kämpfen - seitdem die alten Mülltonnen ersetzt wurden und sie neue bekamen. Die beiden Senioren müssen auch mit diversen gesundheitlichen Beeinträchtigungen klarkommen und sehen sich nicht in der Lage, ihren Müll in die neuen Tonnen einzuwerfen.
Wie das sein kann? Die Schmonsees wohnen in einer Wohnanlage mit etwa 60 Wohnungen. Außer ihnen leben dort noch andere ältere Menschen. Doch die neuen Mülltonnen lassen sich mit dem Deckel nur nach oben hin öffnen. Nach hinten verschieben wie bei den alten Modellen ist jetzt nicht mehr möglich. „Ich kann nicht mit dem einen Arm den Deckel nach oben öffnen und mit dem anderen den Müll hineinwerfen“, sagt Brunhilde Schmonsees.
Müllentsorgung nur mit fremder Hilfe
Vor kurzem habe sie es nur geschafft, weil eine Nachbarin ihr dabei geholfen habe. Das gilt auch für ihren Ehemann Rolf Schmonsees. Dazu muss man wissen: Beide Senioren haben auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Der 72-jährige Rolf Schmonsees ist COVID-geschädigt, das habe bei ihm Osteoporose ausgelöst, fünf Wirbel sind zerstört. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, kann sich nur mithilfe eines Rollators bewegen. Seine 70-jährige Frau hat Rückenprobleme.
„Wer auf dem Rollstuhl sitzt, kommt an die Müllbehälter gar nicht ran. Ich schaffe es nicht, den Deckel zu heben und den Müll hineinzuwerfen“, sagt er. Und: „Es kann doch nicht sein, wir leben in einem Land mit so vielen älteren Menschen; es muss doch Mülltonnen geben, die auch wir nutzen können.“ Und seine Frau sagt: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir alten Menschen einfach vergessen werden.“
Wie eine Lösung aussehen könnte
Die Schmonsees sind nicht die Einzigen mit Problemen mit der neuen Mülltonne, wie sie sagen. In der Wohnanlage gebe es auch andere ältere Menschen, die mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, besonders die, die gehbehindert sind. Knapp zwei Drittel der Bewohner der Wohnanlage würden aus älteren Menschen bestehen.
Was die Schmonsees auch ärgert: Sie finden keine Ansprechpartner für das Problem. Ihren Schilderungen zufolge verweist das zuständige Unternehmen für die Müllabfuhr, Nehlsen, an die Kreisverwaltung, die Kreisverwaltung wiederum an das Unternehmen. Dafür hat Rolf Schmonsees einen Begriff: Bürgertennis. Man werde hin- und hergeschickt.
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Die Lösung für das Problem bestünde aus ihrer Sicht, entweder die Mülltonnen auszuwechseln und durch die alten Modelle zu ersetzen. Oder aber an die Deckel eine Vorrichtung zu montieren, damit Menschen wie sie die Deckel damit nach dem Öffnen stützen und so ihren Müll hineinwerfen können - ähnlich wie bei den Motorhauben.
Problem dem Entsorgungsunternehmen bekannt
Das für die Müllabfuhr zuständige Unternehmen Nehlsen teilte auf Anfrage der NORDSEE-ZEITUNG mit, dass der Fall ihnen bekannt ist und sie bei dieser Angelegenheit in engem Austausch mit dem Landkreis Cuxhaven stehen. „Wir verstehen, dass es für gesundheitlich eingeschränkte Personen möglicherweise schwierig sein kann, die Abfallbehälter zu öffnen“, sagt das Unternehmen. Für die Abfallentsorgung im vorliegenden Fall sei der Landkreis Cuxhaven zuständig und die Regeln dafür sowie für die Behälter seien in der Abfallbewirtschaftungssatzung festgelegt.
„Die von uns bereitgestellten Behälter erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen und sind standardisierte, qualitativ hochwertige Modelle, die in der Abfallwirtschaft weit verbreitet sind. Sie sind speziell darauf ausgelegt, dass sie problemlos mit der vorhandenen Technik geleert und abtransportiert werden können“, so Nehlsen weiter. Und: „Leider gibt es laut Satzung keinen Anspruch auf bestimmte Behältertypen, die auf individuelle Bedürfnisse, wie zum Beispiel eine leichtere Handhabung, angepasst sind.“
Nachbar mit einer anderen Idee
Dem Landkreis Cuxhaven allerdings ist das Problem nicht bekannt, wie auf eine Anfrage zu erfahren ist. Die Behälter der Firma Nehlsen erfüllen alle erforderlichen Normen, sagt der Landkreis. Eine Alternative wären kleinere Behälter von 240 Litern.
In dem Moment, als die Schmonsees vor den Mülltonnen ihr Problem schildern, kommt ein Nachbar, Tom Wörden, mit seinen Kartons für die Altpapiertonne. Auch er sieht das Problem mit den Mülltonnen. Er hat auch eine Idee, wie das Problem gelöst werden könnte. „Man könnte an die Decke im Kellergeschoss eine Schnur befestigen mit einem Haken dran und damit den Deckel nach dem Öffnen daran hängen.“
Eine Lösung, die auch den Schmonsees einleuchtet. Doch bis es so weit ist oder für das Problem eine andere Lösung gefunden wird, haben die Schmonsees ein Problem mit ihrem Müll und müssen auf fremde Hilfe hoffen bei ihrem täglichen Leben.