TWie sich Hashimoto beherrschen lässt

Mittlerweile kann die selbstständige Webdesignerin ihr Leben wieder genießen. Foto: rp
Die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto bestimmte jahrelang ihr Leben - mittlerweile ist es andersherum. Weil sich Alina Poltorak von Medizinern nicht ausreichend informiert und unterstützt fühlte, nahm sie die Sache selbst in die Hand. Mit Erfolg.
Bremerhaven. „Ich bin nicht die Krankheit, aber sie ist ein Teil von mir“, sagt Alina Poltorak. Gemeint ist Hashimoto. Die Diagnose erhielt die heute 33-Jährige bereits 2009. Doch was ist Hashimoto? „Eine Autoimmunerkrankung, bei der sich die Schilddrüse entzündet“, sagt Poltorak. Diese ist dann in der Produktion der jodhaltigen Hormone gestört, die für den Energiestoffwechsel verantwortlich sind. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse werden deshalb von Ärzten oft Jodtabletten verschrieben, die diesen Mangel ausgleichen sollen. Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an dieser Krankheit.
Früh erste Symptome bemerkt
Dass etwas nicht stimmt, merkte Poltorak schon in der Schulzeit. Sie war ständig müde, schlief im Unterricht ein. Die ständige Erschöpfung führte zu Stimmungsschwankungen, Gereiztheit und sogar zu Depressionen. Ein Besuch beim Radiologen brachte Klarheit. Da die verschriebenen Jod-Tabletten keine Besserung brachten, riet ihr Hausarzt zu einem Besuch beim Psychologen. Doch damit wollte sich Poltorak nicht abfinden. „Ich wusste, dass mein Körper krank ist, nicht mein Kopf“, sagt sie.
Fünf Jahre nach der Diagnose erhielt sie das Medikament L-Thyroxin, das dem Körper das Schilddrüsenhormon Thyroxin zuführt. Schrittweise wurde die Dosis erhöht. „Das hat zwar die Symptome bekämpft, aber nicht die Ursache“, so Poltorak.
Auslöser für Krankheit erforscht
Da sie nicht ihr Leben lang Medikamente nehmen wollte, suchte sie selbst nach dem Auslöser und Behandlungsmethoden. „Heilbar ist die Krankheit nicht, doch durch bestimmte Faktoren beeinflussbar“, weiß sie heute. Da zu den bisherigen Symptomen noch Haarausfall, Haut- und Verdauungsprobleme hinzukamen, nahm Alina Poltorak ihren Alltag genau unter die Lupe.
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Sie führte ein „Autoimmuntagebuch“, in dem sie Ernährung und Symptome festhielt. Durch eine Ausschlussdiät stellte sie fest, welche Lebensmittel ihre Beschwerden verstärkten oder milderten. „Gluten etwa habe ich dann gemieden, es macht den Darm durchlässig und damit anfälliger.“
In einem dreijährigen Prozess versuchte die gelernte Medienkauffrau, so viele Faktoren wie möglich zu finden. „Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt. Gesünder, abwechslungsreicher. Mehr selbst gekocht.“ Doch ein wesentlicher Faktor sollte nicht unterschätzt werden: Stress.
Hashimoto mit Nährstoffen in den Griff kriegen
Die junge Frau ist selbstständige Webdesignerin, arbeitete mehr, als es ihrem Körper guttat. „Ich habe mit Meditation und Pilates begonnen, um runterzukommen“. Außerdem führt sie ihrem Körper Mikronährstoffe wie Vitamin B und Omega 3 zu. Und: Sie bildete sich weiter. Mittlerweile ist sie Fachberaterin für Ernährungsmedizin und zertifizierter Foodcoach.
Damit weiß sie nicht nur, wie sich welche Nährstoffe auf ihre Gesundheit auswirken. Sie kann auch andere Betroffene beraten. „Gerade im Bereich Frauengesundheit, denn da geraten die Hormone oft aus der Balance.“
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Vor fünf Jahren hat sie alle Medikamente abgesetzt. Ist seitdem symptomfrei. Ihre Blut-Werte haben sich verbessert und auch ihre Schilddrüse sah beim letzten Arztbesuch „nicht mehr nach Hashimoto aus“. Darüber ist sie sehr froh, weiß aber auch, dass das nicht bei allen Betroffenen gleichermaßen helfen kann.
Und: „Ich weiß, dass meine Symptome jederzeit wieder auftreten können, wenn ich zu gestresst bin oder meine Ernährung schleifen lasse.“ Sie nimmt deshalb äußere Einflüsse genau wahr und achtet auf die Signale des Körpers.
Hashimoto
Was die Hashimoto-Thyreoiditis genau auslöst, wird noch erforscht. Die Störung kommt familiär gehäuft vor, die Veranlagung für Hashimoto wird also vermutlich vererbt. Hashimoto kommt bei Frauen etwas häufiger vor als bei Männern.
Generell steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Und Menschen mit einer anderen Autoimmunerkrankung wie Typ-1-Diabetes, Morbus Addison, rheumatoide Arthritis, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder dem polyzystischen Ovarsyndrom erkranken öfter daran.