TWirtschaft: Wo die Stadt Stade gut aufgestellt ist – und wo nicht

Darüber freut sich die städtische Wirtschaftsförderung: Richtfest in einem Gewerbegebiet, hier bei Retralog in Ottenbeck. Foto: Retralog
Stades Wirtschaft hat viele Stärken, sagt ein Gutachten. Es sieht aber auch viel Handlungsbedarf, gerade bei fehlenden Gewerbeflächen und bei strukturellen Schwächen.
Stade. Stade ist eine wirtschaftlich stark aufgestellte Stadt. So sind die Worte von Gutachter Timor Ornurzakov zu verstehen, der zusammen mit Achim Georg von Georg Consulting aus Hamburg die Ausarbeitung im Königsmarcksaal des Rathauses vortrug. Anwesend: Vertreter der vier Ortsräte aus Hagen, Wiepenkathen, Bützfleth und Haddorf, des Finanzausschusses und des Ausschusses für Stadtplanung. Dazu die Stadtverwaltung mi drei hochrangigen Vertretern. Offenbar ein wichtiges Thema also.
Stade: Mehr Berufstätige pendeln in die Stadt ein als aus
Stades Wirtschaftskraft ist an mehreren Faktoren zu sehen: Pro 1000 Einwohner gibt es hier 560 Beschäftigte, im Landkreis liegt der Wert im Schnitt bei 231. Es kommen deutlich mehr Menschen zum Arbeiten in die Stadt, als dass sie Stade verlassen. Dieser Pendlersaldo beträgt 8680 Männer und Frauen. Mehr als ein Viertel arbeitet im produzierenden Gewerbe, fast drei Viertel kümmern sich um Dienstleistungen. Nur 0,3 Prozent sind in der Landwirtschaft beschäftigt. So weit, so gut.
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Aber: Der Stadt fehlen dringend Gewerbeflächen. Bis 2040 wird in dem von der Stadt angeforderten Gewerbeflächen-Entwicklungskonzept ein Bedarf von gut 50 Hektar prognostiziert, weil neue Betriebe ansiedeln oder vorhandene Firmen ausbauen wollen.
Die Stadt muss sich Gedanken machen, wo sie Flächen aufkauft und zu Gewerbeflächen umwandelt. Ein Großteil der möglichen Bereiche ist in privater Hand. Um Preistreiberei zu vermeiden, wird erst Land gekauft und dann werden die Flächen planerisch entwickelt. Zudem stehen die Preise fest, die die Stadt zahlt.
Stadt zahlt maximal 22 Euro beim Flächenkauf
Laut Erstem Stadtrat Lars Kolk sind es auf der Geest 22 Euro pro Quadratmeter und in der Marsch - wegen der höheren Gründungskosten - 17 Euro. Die Stadt betreibe bereits Vorratshaltung, aber nicht alle (Landwirte) wollen verkaufen. Im Visier von Stadtplanung und Wirtschaftsförderung sind auch brachliegende Flächen in bereits ausgewiesenen Gewerbegebieten, die sich Firmen für eventuelle Erweiterungen gesichert haben.
Nicht zu vergessen sind die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur, wenn sich Gewerbe ansiedelt. Um die Gemengelage übersichtlicher zu strukturieren, soll jetzt ein digitales Grundstücksmonitoring aufgesetzt und ständig gepflegt werden. Lars Kolk spricht von einem „enormen Flächendruck“ im Gewerbe.
Die Empfehlung der Gutachter: Die vorhandenen Cluster (Schwerpunkte) wie CFK- oder Wasserstoff-Forschung sollten ausgebaut werden. Auch dafür müssten Flächen bereitgestellt werden, diese dann in Ottenbeck.
Die Stärken und Schwächen der Stader Wirtschaft
Die Gutachter sehen als Stärken in Stade das Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum, eine vielseitige Wirtschaftsstruktur, viele qualifizierte Arbeitskräfte, einen hohen Anteil von wissensintensiven Bereichen wie Chemie oder Flugzeugbau und die Lage in der Metropolregion Hamburg. Als Schwächen der Region notieren sie die erhöhte Arbeitslosigkeit und demografische Herausforderungen.
Digitalisierung und Automatisierung werden bei den Chancen aufgeführt, aber auch eine positive Willkommensstruktur, Innovationskraft in Verbindung mit neuen Jobs und eine gute verkehrliche Erreichbarkeit über Autobahn und S-Bahn. Die Risiken für eine gedeihliche Entwicklung: fehlende Gewerbeflächen, Abhängigkeit von einzelnen Großunternehmen wie Dow oder Airbus und auch in Stade der Fachkräftemangel.