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TWo die Top-Verdiener im Landkreis Stade wohnen

Was verdient die Nachbarschaft? Eine aktuelle Statistik der Agentur für Arbeit zeigt das Median-Monatsgehalt für die einzelnen Gemeinden des Landkreises Stade.

Was verdient die Nachbarschaft? Die aktuelle Statistik für Gemeinden im Kreis Stade gibt Aufschluss. Foto: Monika Skolimowska

Was verdient die Nachbarschaft? Das lässt sich aus einer Statistik der Arbeitsagentur jetzt ablesen: Sie zeigt die Gehälter in Gemeinden im Kreis Stade, und daraus lassen sich interessante Schlüsse ziehen, sagt IHK-Volkswirt Henrik Gerken.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 19.10.2023, 19:30 Uhr

Die Top-Verdiener wohnen in Dollern. Das mag zunächst überraschen, stehen doch traditionell eher die Altländer im Ruf des Reichtums. Doch um Besitz und Reichtum geht es hier nicht. Es geht darum, welches Brutto-Mediangehalt (mittleres Einkommen) sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte zum Stichtag 31. Dezember 2022 monatlich bezogen. Und da stehen die Dollerner mit 4392 Euro im Kreis Stade an der Spitze.

Sie verdienen damit monatlich ganze 584 Euro mehr als die Einwohner des Landkreises Stade insgesamt im Mittel. Dabei steht der Kreis Stade im Bundesvergleich schon ganz gut da: Mit 3808 Euro im Monat verdienen seine Einwohner 151 Euro mehr als das bundesweite Mediangehalt, das bei 3657 Euro im Monat liegt.

Die Grafik zeigt die Medianentgelte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wohnort in den einzelnen Kommunen im Landkreis Stade. 

Rot markiert sind die Top-Verdiener-Gemeinden: Dollern und Apensen. Foto: Medienzentrum Stade

Dass in dieser Statistik stets vom Median und nicht vom Durchschnitt die Rede ist, hat einen guten Grund: Die Zahlen werden dadurch aussagekräftiger. Ein Beispiel: Verdient eine Person 2000 Euro, eine 3000 und eine 25.000 Euro, würde das einen unrealistischen Durchschnitt von 10.000 Euro ergeben. Beim Median sind es 3000 Euro, denn hier wird der Wert angegeben, der in der Mitte der Zahlenfolge steht. Das gleicht große Ausreißer aus.

Die Schlusslichter unter den Gemeinden liegen im Norden

Unter dem Bundesmedian liegen im Kreis Stade nur Hammah (3658 Euro) und das Schlusslicht Drochtersen (3604 Euro). Allerdings gibt es aus einigen Gemeinden gar keine Zahlen, weil sie zu klein sind. Bei weniger als 500 sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigten Einwohnern wären die Zahlen laut Bundesagentur für Arbeit nicht aussagekräftig genug.

Auf Platz zwei bei den Gehältern im Landkreis stehen übrigens die Apenser, gefolgt von Beckdorf und Sauensiek. Das ist kein Zufall, sagt Henrik Gerken, Referent für Volkswirtschaft bei der IHK Stade. Es sei klar, dass die Bereiche, die näher an der Großstadt Hamburg liegen einen hohen Anteil an Pendlern haben: „Und in Hamburg werden ja tendenziell höhere Gehälter gezahlt.“ Das könnte auch den Unterschied im Mediangehalt der Stader (3678) Euro und Buxtehuder (3871 Euro) erklären: Je näher die Großstadt ist, desto höher müssen auch die in den Städten gezahlten Gehälter sein, damit sie im Wettbewerb um begehrte Fachkräfte bestehen können.

Warum die Verkehrsanbindung eine tragende Rolle spielt

Die Infrastruktur samt Bahn- und Autobahnanbindung spielt bei den begehrten Wohnorten eine wichtige Rolle. Wer will schon im Grünen wohnen, wenn er zum Arbeitsplatz ewig braucht? Für Pendler sind vor allem Wohnorte attraktiv, die gut angebunden sind. Damit punkten die Top-Verdiener-Orte Sauensiek und Beckdorf, von wo aus es im Auto schnell auf die A1 geht. Unter den S-Bahn-Gemeinden sticht Dollern aus Henrik Gerkens Sicht dadurch hervor, dass es mehrere größere Unternehmen gibt, die gut zahlen und von dort aus auf verschiedene Arten gut erreichbar sind - hier seien stellvertretend nur Airbus und Dow genannt.

Deutschlandweit lässt sich beobachten, dass die Nähe zu Metropolen bei der Höhe der Gehälter ausschlaggebend ist. Dabei kommt der Speckgürtel oft besser weg als die Großstadt selbst. So liegt das Hamburger Mediangehalt bei 3955 Euro. Wer es sich leisten kann, wählt offenbar überdurchschnittlich oft das Häuschen im Grünen, am besten gut angebunden. Ein Paradebeispiel dafür ist Apensen. Was Politik und Rathaus angeht, macht diese Gemeinde zwar oft Negativ-Schlagzeilen. Doch laut Volkswirt Gerken steht sie nicht nur bei den Mediangehältern, sondern auch beim Zuzug und bei der Bevölkerungsentwicklung außergewöhnlich gut da.

Dank Homeoffice: Pendler nehmen längere Wege in Kauf

Von den rund 210.306 Einwohnern des Landkreises Stade verließen im vergangenen Jahr 36.049 Menschen den Landkreis, um außerhalb zu arbeiten. Zu den am häufigsten gefahrenen Pendlerstrecken zählt die nach Hamburg (21.367 Auspendler). Die Strecke, die Pendler im Kreis Stade im Durchschnitt zurücklegen, hat sich im Vergleich zu 2012 von 22,9 Kilometern leicht erhöht auf 23,16 Kilometer im Jahr 2022. Ähnliche Werte zeigen sich in anderen Kommunen. Das geht aus der kürzlich vorgelegten Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor, die auf Daten der Bundesagentur für Arbeit beruht. Gemeinden, die nicht so nah an Hamburg und nicht so gut angebunden sind, darf das laut dem BBSR-Experten Thomas Pütz Hoffnung machen: „Das deutet darauf hin, dass auch weiter entfernt liegende Klein- und Mittelstädte für Beschäftigte als Wohnorte zunehmend attraktiv werden - zumal Homeoffice und andere Formen der mobilen Arbeit mehr Flexibilität ermöglichen.“

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